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Wildschweine Sauerei am Schmiedeberg

Eine Schneise der Verwüstung hinterlassen Wildschweine immer wieder auf dem Grundstück von Gerhard Bollmann am Schmiedeberg in Wernigerode.

Von Uta Müller 22.08.2016, 23:01

Wernigerode l Umgepflügte Wiesen, geplünderte Beete, niedergerissene Zäune – Wildschweine machen dem Wernigeröder Gerhard Bollmann seit einigen Wochen das Leben schwer. Nachts laufen sie aus dem Stadtwald zum Schmiedeberg und hinterlassen in seinem Freizeitgarten eine Schneise der Verwüstung. Was einst ein gepflegter Rasen war, gleicht nun einem Acker. Für Gerhard Bollmann, der seine grüne Oase mit Hingabe über die Jahre gestaltet hat, ein quälendes Bild.

Seit 25 Jahren besitzt er das Grundstück in Hasserode. Nie habe er Probleme mit Wildschweinen gehabt. „Erst seit Juni suchen sie uns regelmäßig zwischen 5 und 5.30 Uhr heim“, sagt der Rentner. Anfangs habe er sein Kleinod immer wieder hergerichtet. „Aber ich kann das doch nicht jeden Tag wieder in Ordnung bringen“, sagt Gerhard Bollmann und deutet auf die Wiese hinter seinem Bungalow.

„Schauen Sie, dort haben die Wildschweine alles umgewühlt. Die Tiere kommen ganz nah heran – bis zu meinem Bungalow. Erst gestern waren sie wieder da, auf der Suche nach Essbarem.“

Die Wildschweinrotte besuche auf ihrem Weg zu den Bollmanns auch ab und an den Grund und Boden der Nachbarn, verursache dort aber kaum Schäden. Bei Gerhard Bollmann pflügen die Schweine nicht nur Rasen und Beete nach Engerlingen, Würmern und Käfern um, sondern verrücken Gehwegplatten und verwüsten das Steinbeet, das seine Frau mühevoll angelegt hat. „Mein Garten ist zum Waldrand hin mit einem großen Metallzaun gesichert. Die Rotte kommt aber über ein leerstehendes Grundstück, das der Stadt gehört. Dort machen sie vor dem normalen Lattenzaun aus Holz nicht Halt.“

Seiner Meinung nach sollten die Förster dafür sorgen, dass sein Garten nicht weiter regelmäßig zerstört wird, indem sie das städtische Areal mit einem stabileren Zaun vor der Rotte schützen oder die Tiere abschießen.

Michael Selmikat vom Wernigeröder Stadtforst ist anderer Ansicht. Er sieht in erster Linie die Anwohner selbst in der Pflicht, ihre Grundstücke zu sichern. Recht gibt ihm das Jagdgesetz, das jeden Grundstückseigentümer dazu verpflichtet, sein Grundstück vor Tieren zu sichern.

Michael Selmikat kritisiert zudem, dass viele Wernigeröder den naheliegenden Wald zur Entsorgung von Gartenabfällen nutzen, was das Schwarzwild erst in die Nähe der Wohngebiete lockt. „Zusätzlich hatten wir einen milden Winter mit vielen Eicheln und Bucheckern“, so Selmikat. Daher konnten sich die Schweine besonders stark vermehren. Der Forstmann: „Das Problem ist bekannt, lösen können wir es nicht. Wir werden aberversuchen zu helfen und im Stadtwald gezielt Wildschweine schießen.“

Zum Hintergrund: In befriedeten Bezirken darf nicht gejagt werden. Nur mit Ausnahmegenehmigung werden Wildschweine zum Abschuss freigegeben, beispielsweise auf Friedhöfen.

Mit intensiver Bejagung im Stadtwald versuchen die Förster nun, dem Schweineproblem Herr zu werden. „Trotz erhöhter Abschusszahlen wird sich die Zerstörung in Kleingärten und auf Hausgrundstücken in Waldnähe aber nie ganz ausschließen lassen“, so der Stadtförster.