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Wildschweinplage Allesfresser wühlen weiter die Gemüter auf

Die Wildschweinplage in Wernigerode nimmt kein Ende. Gartenbesitzer sind machtlos und müssen die Schäden selbst tragen.

Von Katrin Schröder 14.07.2017, 01:01

Wernigerode l Wieder ein Schock in der Morgenstunde. Als Gundel Chawlek-Münster aus ihrem kleinen Haus am Wiesenhang in den Garten tritt, traut sie ihren Augen nicht. Das farbenfrohe Blumenmeer mit vielen seltenen Pflanzen ist von einer Wildschweinrotte total verwüstet. Ihr Mann Klaus nimmt sie in den Arm, wohlwissend, wie die 74-Jährige an ihrer blühenden Pracht hängt. „Erst haben wir wochenlang mit dem Unkraut gekämpft, nun haben die Schweine über Nacht die ganze Mühe zunichte gemacht“, hadert die Wernigeröderin.

Auf ihr Grundstück sind die Borstentiere durch den Zaun gekommen, haben die Holzlatten zur Seite gedrückt oder zerbrochen. Das Renterehepaar schaut sich ratsuchend um. Es erinnert an die Szenen, die sich seit Wochen im Wernigeröder Stadtteil Hasserode abspielen – und in der Nacht zum Donnerstag auch im Garten von Barbara Richter. „Es ist keine Tulpenzwiebel mehr in der Erde, die Rosen sind alle herausgerissen, die Erdbeeren und Johannisbeeren aufgefressen“, berichtet die Wernigeröderin am Volksstimme-Lesertelefon. Die Schwarzkittel haben ihren Garten in der Friedrichstraße, nur wenige Häuser vom Netto-Markt entfernt, nun schon zum zweiten Mal verwüstet. „Es ist wirklich zum Heulen“, sagt Barbara Richter. „Und die Stadt fühlt sich nicht verantwortlich. Es muss aber etwas geschehen.“

Verantwortlich für Wildschweinschäden in Wohngebieten sind laut Gesetzgebung die Eigentümer selbst. Intakte und stabile Zäune werden empfohlen, um die Allesfresser fern zu halten. Landwirte und Waldbesitzer können bei Schäden durch Wild hingegen Jäger in die Pflicht nehmen.

Im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten ist die Stadtverwaltung tätig, teilte erneut die Pressestelle im Rathaus auf Volksstimme-Anfrage mit. Intensiv wird außerhalb des bebauten Gebietes gejagt. Seit April wurden 35 Wildschweine geschossen, allein in der Vorwoche fünf. Der Jagdradius wurde mit Unterstützung auf die an den Wernigeröder Stadtforst angrenzenden Gebiete ausgeweitet. Im Herbst sind mehrere sogenannte Gesellschaftsjagden geplant, um dann endlich der Wildschweinplage Herr zu werden.