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Auflösung Briefmarkenverein ist Geschichte

Der Wolmirstedter Briefmarkenverein hat sich aufgelöst. Ein Stück Vereinsgeschichte wird im Stadtarchiv aufbewahrt.

Von Gudrun Billowie 03.02.2016, 00:01

Wolmirstedt l Die Wolmirstedter Briefmarkenfreunde lösen ihren Verein auf. Das haben die verbliebenen neun Mitglieder einvernehmlich beschlossen. Es wird keine Vereinstreffen in der Gaststätte `Kicker` mehr geben. Im Januar ging die 66-jährige Geschichte der Briefmarkenfreunde zu Ende.

Der Abschied kam schleichend. „Von unseren neun Mitgliedern sind noch sieben zu den Vereinsabenden gekommen“, sagt Horst Partscht, „nur noch drei davon haben überhaupt noch aktiv Briefmarken gesammelt.“ Ausstellungen wurden nicht mehr geplant, Nachwuchs war nicht in Sicht.

Trotzdem hinterlässt der Verein Spuren. Künftige Generationen werden im Stadtarchiv die ersten Belege der Vereinstätigkeit finden, die auf das Jahr 1951 datiert sind. Da hat es den Verein schon zwei Jahre gegeben, er wurde bereits am 6. Oktober 1949 gegründet. Weiterhin werden Dokumente aus dem Jahr 2009 archiviert. Anlässlich der 1000-Jahr-Feier Wolmirstedts und des 60-jährigen Vereinsjubiläums der Briefmarkenfreunde hatte es eine Ausstellung im Museum gegeben. Auch vom Ende des Vereins im Januar 2016 wird die Nachwelt im Stadtarchiv erfahren.

Mit dem Briefmarkenverein endet auch die Partnerschaft mit den Briefmarkenfreunden der Wolmirstedter Partnerstadt Wunstorf. Die wurde 1992 geschlossen und durch regelmäßige Besuche am Leben gehalten. 2012 kamen die Wunstorfer anlässlich der 20-jährigen Vereinspartnerschaft nach Wolmirstedt. Solche Treffen wird es nun nicht mehr geben.

Bei Horst Partscht ist die Leidenschaft für das Briefmarkensammeln trotz der Vereinsauflösung ungebrochen. „Briefmarken erzählen Geschichten des Landes“, sagt er, „sie zeigen Kaiser und Könige ihrer Zeit oder bedeutende Blumen und Pflanzen.“ Er besitzt Briefmarken aus den Jahren 1945 bis 1949, als der Osten Deutschlands noch sowjetische Besatzungszone genannt wurde, außerdem Briefmarken, die den Wiederaufbau Dresdens nach dem zweiten Weltkrieg thematisieren.

Für einen Briefmarkensammler wie Horst Partscht ist es wichtig, regelmäßig Post zu bekommen, möglichst aus aller Welt. Ihn interessieren neben den Briefmarken auch die Stempel, die neben dem Land, in dem der Brief abgeschickt wurde, auch das Postamt anzeigen. „Ich sortiere meine Marken nach Motiven, aber auch nach Briefzentren“, gesteht er. Also lautet sein Ziel, nicht nur viel Post zu bekommen, sondern mitunter auch aus einer bestimmten Stadt, einem genau definierten Stadtbezirk und dem dazugehörigen Postamt einen Brief samt abgestempelter Marke im Postkasten vorzufinden. Solche weitreichenden Kontakte aufzubauen dauere Jahrzehnte, weiß Horst Partscht, der dazu jede Gelegenheit nutzt und sich außerdem wahnsinnig über jegliche Urlaubspost freut.

Die Sammelleidenschaft hat der 72-Jährige von seinem Vater geerbt und im Laufe seines Lebens mit viel Detailwissen über die Bedeutung der Motive und die Post angereichert. Nicht immer war es leicht, Briefmarken zu bekommen. „Nach dem Krieg war kein Geld dafür da“, erinnert sich Partscht, „wir mussten es für Nahrungsmittel ausgeben.“

Zum Wolmirstedter Verein ist der Magdeburger erst 1984 gestoßen. Die Bekanntschaft mit dem ebenso leidenschaftlichen, aber inzwischen verstorbenen Günter Thiede hat ihn dazu gebracht.

Einen kleinen Teil seiner Sammlung wird Horst Partscht dem Wolmirstedter Museum überlassen, und zwar die Briefmarken, die Sportler darstellen. Diese Leihgabe kommt Museumsleiterin Annette Pilz sehr gelegen, denn am 22. Mai wird im Museum eine Sonderausstellung zur Geschichte des Sports in Wolmirstedt eröffnet. Dessen Tradition begann bereits 1863 mit der Gründung des ersten Männerturnvereins. Für diese Ausstellung werden weitere Exponate gesucht, Plakate, Fotos oder Gedenkmünzen.