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Gedenkstein Hindenburg nahm hier den Kaiser gefangen

In der Sandbeiendorfer Chronik wird über Manöver zur Kaiserzeit berichtet. Der Heimatverein haben jetzt einen Gedenkstein aufgestellt.

Von Burkhard Steffen 26.05.2016, 01:01

Sandbeiendorf l Mitglieder des Heimatvereines haben einen sogenannten Kaiserstein aufgestellt. „Sein Vorgänger, einst vom Sandbeiendorfer Landwehrverein noch vor dem Ersten Weltkrieg gesetzt, war nach 1945 der damaligen neuen Traditionspflege zum Opfer gefallen und ist seitdem verschollen“, berichtet Vereinsvorsitzender Günter Grau.

Der Stein erinnert an die großen Kaisermanöver und ganz besonders an ein Ereignis vom 20. September 1910. „Hier an dieser Stelle, auf dem im Volksmund bezeichneten Sandbeiendorfer Kiesberg am Ortsausgang in Richtung Angern, wurde Deutschlands letzter Kaiser Wilhelm II. bei einem der Kriegsspielchen vom damaligen Generalkommandanten des IV. Armeekorps, Paul von Hindenburg, symbolisch gefangen genommen“, erzählt der Vereinsvorsitzende schmunzelnd.

In den damaligen Militärunterlagen hieß die Anhöhe 57 C. Als der Kaiser seine Manöverniederlage zu rechtfertigen versuchte, soll Hindenburg geantwortet haben: „Es hätte seine Majestät schon zum Frühstück mein Gefangener sein können.“

„Der genaue Wortlaut ist umstritten und hat sich nur vage bis in die heutige Zeit erhalten. Genau wie die heutige Interpretation der beiden Männer. Der Kaiser stürzte Deutschland 1914 in den Ersten Weltkrieg, wurde durch die Revolution verjagt und starb im Exil in Holland. Paul von Hindenburg wurde später Reichspräsident, ebnete Hitler den Weg zur Macht, was bekanntlich im Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen endete“, weiß Günter Grau die Episode einzuordnen.

Sandbeiendorf war auch nach der Kaiserzeit noch Manövergebiet. Noch bis zum Jahr 1994 führte die Panzerstraße 7 der sowjetischen Truppen durch die Gemarkung. „Übrigens genau am Standort des Kaisersteins vorbei“, so Günter Grau, der sich für die Hilfe bei der Errichtung des Steins bedankt. So beim Tierzuchtbetrieb van Gennip, auf dessen Grundstück der Stein aufgestellt wurde, bei Familie Trautvetter, die den Findling zur Verfügung stellte und bei der Agricola Burgstall, die mit Hebetechnik und einem Fahrzeug half.

Geplant sei später noch, eine Tafel an dem Stein anzubringen, die an das Ereignis erinnert. Doch dazu fehlen dem Verein im Moment die finanziellen Mittel.