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Asylbewerber Gemeinschaftsunterkunft wächst

Die Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende in Wolmirstedt wird um 60 Plätze erweitert. Dazu werden mobile Raumsysteme aufgebaut.

Von Gudrun Billowie 02.09.2015, 01:01

Wolmirstedt l Die Bilder werden fast täglich gesendet. Menschen kommen in überfüllten Booten über das Mittelmeer, sind monatelang zu Fuß unterwegs, lassen sich in Kühlwagen sperren. „Wer das tut, hat keine andere Perspektive“, sagt Iris Herzig eindringlich. Die Fachbereichskoordinatorin des Landkreises sucht dringend weitere Unterkünfte, denn die Menschen aus Ländern wie Guinea Bissau, Mali, Syrien oder Afghanistan landen auch im Landkreis Börde. Im September sollen 260 Menschen kommen, von Oktober bis Dezember noch einmal 1000. Neben der Unterbringung muss auch die Betreuung auf breitere Schultern verteilt werden. Kirchen und Wohlfahrtsverbände werden verstärkt um Unterstützung gebeten, vor allem um den Ankommenden dabei zu helfen, sich im Alltag zurechtzufinden, sei es beim Einkaufen oder beim Umgang mit Amtspost.

Derzeit leben in der Gemeinschaftsunterkunft 91 Menschen, vor allem junge Männer. Weitere 60 sollen ab Dezember in sogenannten mobilen Raumsystemen untergebracht werden, einer Art eingeschossigen Container, die auf dem Gelände der Schwimmbadstraße 2b aufgebaut werden.

Die Wolmirstedter Wohnungsbaugesellschaft (WWG) hat bereits elf Wohnungen für Asylsuchende an den Landkreis vermietet, in diesen elf Wohnungen leben 64(!) Personen, darunter Familien. Die Allgemeine Wohnungsgenossenschaft (AWG) will ebenfalls Wohnungen für 10 bis 15 Familien an verschiedenen Standorten bereitstellen. „Das Wichtigste ist das Sozialmanagement“, sagt AWG-Chef Siegfried Bärhold. Er fordert Betreuer, die den Menschen dabei helfen, sich in Deutschland zurechtfinden.

Diese Notwendigkeit sieht auch Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU). „Die Kommunen haben die Aufgabe, verschiedene Nationen und Religionen zu integrieren“, sagt er, „das gelingt am besten, wenn Personen vermitteln.“ Diese Unterstützung solle einmal durch professionelle Betreuer sichergestellt werden, dabei sieht Martin Stichnoth vor allem den Landkreis in der Pflicht. Der Bürgermeister setzt aber auch auf die Unterstützung durch Bürger.

Es gibt drei Deutschlehrer, die regelmäßig in der Gemeinschaftsunterkunft die deutsche Sprache vermitteln. Auch sportliche Kontakte wachsen bereits. Die meisten Asylsuchenden spielen unheimlich gerne Fußball, weiß Heimleiter Ibrahim Sayed, zwei von ihnen trainieren bereits in einem Zielitzer Verein. „Auch andere Vereine können sich bei uns im Rathaus melden“, sagt Bürgermeister Martin Stichnoth.

Die Kirchengemeinde und Mitglieder des Glindenberger Chors haben bereits erste Kontakte zu den Bewohnern geknüpft. „Ich nehme wohlwollend zur Kenntnis, wie respektvoll die Wolmirstedter mit den Menschen umgehen, die aus anderen Ländern zu uns kommen“, sagt Stichnoth.

Viele der jungen Männer möchten gerne arbeiten. Sobald sie mindestens drei Monate hier gelebt haben, ist das möglich. „Wir suchen Unternehmen, die Asylsuchende beschäftigen“, sagt Sozialarbeiterin Christin Möller, „sei es als Praktikanten, Mitarbeiter oder Auszubildende.“ Unter den Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft gebe es viele Handwerker, beispielsweise Tischler oder Maler. Die jungen Männer würden aber auch Grünpflegearbeiten übernehmen oder im Restaurant arbeiten. Sobald ein Asylbewerber eine Stelle in Aussicht hat, prüft die Ausländerbehörde und gibt gegebenenfalls grünes Licht.

Wer Asylsuchenden helfen möchte, kann sich im Rathaus unter der Telefonnummer 039201/647 01 oder in der Gemeinschaftsunterkunft unter 039201/32 24 20 melden.