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Ausprobiert Bogenschießen: Haltung ist wichtig

Was Menschen mit dieser Freiheit in Wolmirstedt anfangen können, beleuchtet die Serie „Feierabend - Was nun?“. Diesmal: Bogenschießen.

Von Gudrun Billowie 11.02.2017, 00:01

Wolmirstedt l Also Bogenschießen. „Das Wichtigste ist die Haltung“, sagt Hans-Joachim Wolf und zeigt, worauf es ankommt: Den Rücken gerade rücken, die Schultern kraftvoll an die richtige Stelle strecken. Die abwärts von den Schultern gedachte Linie zeigt, wo die Füße ihren Platz finden. Die Arme müssen waagerecht abstehen, der ganze Körper soll aussehen, wie der Buchstabe T, dann steht er fest. Und ist bereit, einen Pfeil abzusenden? Noch nicht.

Bevor Hans-Joachim Wolf einen Bogen herausrückt, wird die Technik mit einem Thera-Band geübt, einer Art breitem Gummiband. Damit zeigt er, wie aus einem T-förmigen Körper ein bogenschießender Mensch wird. Drehung der Schultern, der linke Arm wird waagerecht angewinkelt, er zieht das Band zurück, gefühlvoll, so wie später den Pfeil und die Bogensehne. „Der Sport eignet sich besonders für die Kräftigung der Rückenmuskulatur“, sagt Wolf und wiederholt: „Die Haltung muss stimmen, sonst tut es weh.“

Wegen der Haltung hat Steffi Rabes vor vier Wochen das Bogenschießen für sich entdeckt. „Ich sitze tagsüber viel im Büro“, erzählt sie, „beim Bogenschießen bekomme ich den Kopf frei und kräftige meinen Rücken.“ Erste Erfolge hat sie bereits erlebt, denn die Schmerzen, die sie im Alltag begleitet haben, sind weniger geworden. „Außerdem wurde ich als Neuling super in der Gruppe aufgenommen.“

Annekatrin Strauß ist gar das erste Mal dabei. Die Erzieherin ist extra aus Burg gekommen. „Eine Freundin hat so davon geschwärmt“, sagt sie, „besonders, weil es dem Rücken so gut tut. Ich möchte meine Körperhaltung ausgleichen.“ Auch Annekatrin Strauß kennt den Schmerz, die Arbeit mit kleinen Kindern erfordert Kraft und viel Bückerei.

Hans-Joachim Wolf und Mario Elsner nehmen sich der Neulinge an. Beide sind anerkannte Trainer und achten vor allem auf eines, auf Ruhe.

„Am Ende schießen nicht wir, sondern unser Unterbewusstsein“, sagt Hans-Joachim Wolf. Doch bis es soweit ist, müssen die Muskeln die Abläufe kennen, von selbst ausführen, ohne dass an die Bewegungen gedacht wird. Wohl wie beim Rad fahren.

Diese Ruhe und kraftvolle Gelassenheit hat Beate Wolf fasziniert, als sie während einer Kur zum ersten Mal mit dem Bogensport in Berührung kam. Als sie nach Hause zurückkam, infizierte sie ihren Mann mit dem Bogenvirus und seither gibt es diese Gruppe unter dem Dach des Wolmirstedter Schützenvereins.

Zur Bogengruppe gehören inzwischen fast 30 Mitglieder, einige beteiligen sich an Meisterschaften. Jüngst wurde Andrea Gade Bogenkönigin bei den Landesmeisterschaften in Halle, Florian Frost wurde im Jugendbereich Zweiter.

Wegen des großen Zulaufs gibt es inzwischen zwei Trainingsgruppen. Im Winter schwirren die Pfeile in der Halle der Freundschaft in die Scheiben, im Sommer auf dem Schützenplatz im Bleicher Weg. „Wer mitmachen möchte, muss Spaß mitbringen, den Rest machen wir“, sagt Mario Elsner.

Nach der Trockenübung mit dem Thera-Band reicht Hans-Joachim Wolf einen Bogen. Der fühlt sich gut an, für die Hand ist eine Wölbung in das Holz gearbeitet, im Köcher stecken drei Pfeile. „Es kommt auf die Haltung an“, betont Hans-Joachim Wolf wieder und korrigiert Schultern und Ellenbogen. Der linke Arm spannt den Bogen, das Auge zielt, die Finger geben dem Pfeil den Weg frei, er trifft - immerhin - in den Ring. Spontan vor Freude zu hüpfen ist trotzdem nicht üblich. Nach dem Schuss muss ein Bogenschütze verharren und erst allmählich die Spannung der Muskeln lösen. Es kommt auf die Haltung an.

Kinder und Anfänger trainieren montags von 16.30 bis 18 Uhr, Erwachsene und Fortgeschrittene von 18 bis 19.30 Uhr, zurzeit in der Halle der Freundschaft.