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Ausstellung Nebellandschaften und Tonköpfe

Im Museum Wolmirstedt ist die Ausstellung "Bild und Ton" zu sehen. Frank Gattermann und Sibylle Berretz zeigen Bilder und Tonarbeiten.

Von Gudrun Billowie 16.02.2017, 00:01

Wolmirstedt l Bundeskanzlerin Angela Merkel, der scheidende Bundespräsident Joachim Gauck, die vier Jungs von den Beatles, Stefan Raab oder Udo Lindenberg... viele, die Rang und Namen haben, stehen als Keramikfigur in den Museums-Vitrinen. Frank Gattermann hat ihnen eine tönerne Gestalt gegeben, eine witzige Form, die dennoch die Würde der Personen kein bisschen verletzt.

„Der Künstler legt die Details frei, zeigt sie überdeutlich und überhöht sie“, beschrieb Ursula Günther in ihrer Laudatio. Sie erzählte, dass Frank Gattermann fotografiert und mit Holz arbeitet, sich besonders gern Intarsienarbeiten widmet und die Arbeit mit Ton zunächst seiner Frau am Herzen lag. Er hat eines Tages mitgemacht und „seine Hände wissen fast von selbst, was sie tun sollen“, weiß Ursula Günther, sie seien beinahe sein einziges Werkzeug.

Keramikarbeiten fertigt auch Sibylle Berretz, doch in der Ausstellung zeigt sie allein ihre Bilder. Sie präsentiert Acrylmalereien, hat sparsam ausgestattete Landschaften auf die Leinwand gebracht, die im Nebel oder in einer Art Unschärfe verschwimmen, lenkt den Blick aber auch auf ihre Bewegungsstudien, die mit Kreide, dem Bleistift oder Pastelfarben entstanden sind. Dem Ausstellungsbesucher fallen vor allem die Schimpansen ins Auge, zu denen Sibylle Berretz bei den Magdeburger Zoozeichnern angeregt wurde. Bescheiden in der Ecke hängen auch weibliche Akte mit schönen gewölbten Bäuchen, die allesamt den Titel „Bald“ tragen. Ehemann Thomas Berretz verriet den Besuchern der Vernissage, dass seine Frau beim Malen gern irische Volksmusik, Jazz oder Soul höre.

Musikalisch wurde die Ausstellungseröffnung vom Gitarrenquartett der Kreismusikschule begleitet.

Anette Pilz ist als Museumsleiterin dafür verantwortlich, Zeugnisse der Vergangenheit zu bewahren, und zwar so, dass auch kommende Generationen die Geschichten verstehen, die alte Schriften und archäologische Funde erzählen. Trotzdem ist sie längst dazu übergegangen, einmal im Jahr zeitgenössischen Künstlern aus der Region eine Bühne zu bieten.

Frank Gattermann und Sibylle Berretz leben in der Gegend um Rogätz, die vergangenen Ausstellungen wurden vom Glindenberger Künstlerpaar Brigitte und Heinz Karl gestaltet.

Das große Besucherinteresse an modernen Ausstellungen gibt dieser Intention Recht. Beinahe 80 Menschen waren zur Vernissage gekommen, viele Stammgäste des Museums, aber auch viele Bekannte und Freunde der beiden Künstler.

Laudatorin Ursula Günther würdigte diesen Mut: „Ich bin immer wieder dankbar, dass es Museen wie dieses in Wolmirstedt oder andere Veranstalter mit schönen Räumen gibt, die Künstlern wie Frank Gattermann und Sibylle Berretz den Raum bieten, ihre Werke zu zeigen.“ Das sei in der zunehmend auf Effizienz ausgerichteten Welt nicht selbstverständlich.

Die Ausstellung „Bild und Ton“ bleibt noch bis zum 19. April bestehen.