Blindenverband Förster stellt sich vor

Die neue Leiterin der Beratungsstelle des Binden- und Sehbehindertenverbandes in Stendal hat sich in Wolmirstedt vorgestellt.

Von Gudrun Billowie 26.10.2015, 13:56

Wolmirstedt l Jette Förster ist blind. Vor zwei Jahren raubte ihr eine rheumatoide Arthritis das Augenlicht. Seiher teilt sie die Erfahrungen der Mitglieder der Wolmirstedter Selbsthilfegruppe des Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Ihnen stellte sie sich als neue Leiterin der Stendaler Beratungsstelle dieses Verbandes vor. „Ich wünsche mir, dass die Zusammenarbeit weiter so funktioniert, wie bisher“, sagt Wolmirstedts Selbsthilfegruppenleiter Siegfried Krüger.

Bisher hatte Jürgen Soisson die Leitung der Stendaler Beratungsstelle inne. Er verabschiedet sich zum Ende des Jahres in den Ruhestand, bleibt aber ehrenamtlicher Leiter der Regionalgruppe Nord.

Die Stendaler Beratungsstelle ist für die Altmarkkreise Stendal und Salzwedel, das Jerichower Land und den nördlichen Bördekreis zuständig. In dieser Region zählen rund 320 Mitglieder zum Blinden- und Sehbehindertenverband, die sich in fast 30 Selbsthilfegruppe organisiert haben.

Zur Wolmirstedter Selbsthilfegruppe zählen 23 Mitglieder. Nicht allen ist das Augenlicht abhanden gekommen, auch die Begleitpersonen gehören dazu. „Es ist uns sehr wichtig, dass sie fester Bestandteil der Gruppe sind“, sagt Siegfried Krüger. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass sehbehinderten Menschen die Teilhabe am öffentlichen Leben ohne Begleitung noch schwerer möglich wäre. „Meine Frau ist mein Augenlicht“, erklärt Siegfried Krüger ohne zu zögern. Er ist vollkommen blind und wenn er Dinge sucht oder wissen möchte, wer kommt oder geht, ist er darauf angewiesen, dass Bärbel Krüger ihm sagt, was ihm sein Dunkel verwehrt. „Manchmal muss sie mich auch aufbauen, mir ins Kreuz treten“, gesteht Krüger, denn leicht sei es trotz besten Willens nicht, mit dieser Behinderung zu leben.

Zweimal im Jahr werden die Leiter der Selbsthilfegruppen von der Stendaler Beratungsstelle zusammengerufen. „Wir werden über Hilfsmittel oder Veränderungen im Sozialgesetzbuch informiert“, nennt Siegfried Krüger Beispiele für die Unterstützung. Wer eine Einzelfallberatung benötigt, ist in der Stendaler Beratungsstelle ebenfalls richtig. Außerdem werden von dort die Einsätze des Beratungsmobils „Blickpunkt Auge“ koordiniert, das auch regelmäßig in Wolmirstedt Halt macht.

Die Arbeit der Selbsthilfegruppe wird weitestgehend vor Ort organisiert. Die Themen der monatlichen Treffen werden in Wolmirstedt festgelegt. Damit die Selbsthilfegruppen untereinander von ihrer Arbeit erfahren, gibt es das Sachsen-Anhalt-Magazin. Das ist eine Zeitschrift in CD-Form, die auf Lesegeräten abgehört werden kann. Die Leser durchforsten die Artikel nicht visuell, sondern akustisch. „Für diese Zeitschrift liefern wir regelmäßig Beiträge“, sagt Siegfried Krüger, „und wir schauen, was andere Landesgruppen organisieren. Oft denken wir, Mensch, das können wir auch.“

Jette Förster arbeitet sich derzeit mit Hilfe von Jürgen Soisson in ihre Stendaler Leitungsfunktion ein. Sie stammt aus Gardelegen und lebt in Berlin. Nach dem Abitur hatte sie einige Semester Jura studiert, sich dann aber für die Soziale Arbeit entschieden. Über die Arbeit im Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, zu dessen Präsidium sie auch zählt, ist sie über die Jugendarbeit zum sachsen-anhaltinischen Landesverband gestoßen. Mit der Übernahme der Leitungsstelle in Stendal wird sie in die Altmark zurückkehren. „Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein“, sagt sie.

„So wie sie klingt“, sagt Siegfried Krüger nach Jette Försters Vorstellung, „wird sie uns neuen Schwung bringen.“