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Einbrüche Diebe wohnen oft in der Umgebung

Wie man sich am besten vor Einbrechern schützen kann, haben Experten des Landeskriminalamtes in Wolmirstedt erklärt.

Von Julia Schneider 21.07.2016, 01:01

Wolmirstedt l Eines stellte Fred Brehmeier, Fachberater für polizeiliche Kriminalprävention beim Landeskriminalamt (LKA) Sachsen-Anhalt, am gleich klar, als er und seine Kollegen mit dem Infomobil des LKA in Wolmirstedt zu Gast waren: Es sind nicht immer die Diebesbanden, von denen in den Nachrichten die Rede ist, die Haus- und Wohnungsbesitzer ausrauben. „50 bis 60 Prozent der Diebe sind ortsansässig, das heißt sie wohnen im gleichen Ort wie ihre Opfer oder in einem der Nachbarorte“, so Brehmeier. Und gerade diese Täter seien nicht zu unterschätzen, denn sie wüssten viel besser über die örtlichen Gegebenheiten und die Gewohnheiten der Nachbarn bescheid. „Wenn ich sehe, wie Familie Müller Koffer und Taschen in den Familienwagen schleppt, dann weiß ich, dass sie in den nächsten Tagen wegfahren“, nennt Fred Brehmeier ein Beispiel. „Der Täter legt sich auf die Lauer und wenn die Familie weg ist, schlägt er zu.“

Viele Haus- und Wohnungseigentümer würden aber auch entscheidende Fehler machen. „Etliche Menschen machen ihr Haus ‚urlaubsfertig‘“, erklärt Fred Brehmeier. „Sonst steht da mal ein Besen vor der Tür, hier liegt Kinderspielzeug auf dem Rasen, dort ist die Wäschenspinne aufgeklappt. Wenn Familien in den Urlaub fahren, dann räumen sie aber vorher oft alles weg, manchmal wird sogar das Willkommensschild reingeräumt, damit es nicht wegkommt“, veranschaulicht der Experte. Ein solches Verhalten bestärke Diebe in ihrem Vorhaben. Auch, wenn sonst der Rasen immer in Bestform getrimmt wird, die Blumen jeden Tag gegossen werden, in der Urlaubszeit aber die Köpfe hängen lassen, ist das für Diebe ein Zeichen für die Abwesenheit der Hausbesitzer.

Zwar gebe es in den Ferien laut Brehmeier nicht mehr Haus- und Wohnungseinbrüche als in den übrigen Monaten, allerdings sei die Form der Einbrüche eine andere. Die Täter würden sich in der Urlaubszeit wesentlich mehr Zeit lassen und ganze Häuser durchwühlen, während sie sonst nur schnell zuschlagen und gezieltes Diebesgut mitnehmen. „Wenn keiner da ist, hat man eben Zeit“, so Brehmeier.

Aber was tun, wenn man in den Urlaub fährt? Ein guter Weg sei in jedem Fall, „Anwesenheit zu simulieren“, wie es Brehmeier nennt. So sei es gut, einen Nachbarn oder Verwandten zu haben, der die Post herausholt, die Blumen gießt und eventuell die Mülltonne zeitig zur Abholung rein- und rausstellt; wenn es sein müsse, auch den Rasen mäht. Jalousien sollten lieber offen gelassen werden, sonst sei spätestens nach zwei Tagen klar, dass in dem Haus niemand zugegen ist.

Und was ist, wenn der Dieb schließlich doch ins Haus möchte? „Die mechanische Sicherung der Türen und Fenster steht im Vordergrund unserer Beratung“, sagt Fred Brehmeier. Handelsübliche Fenster ließen sich nur allzu leicht öffnen, erklärt er und demonstriert am Probefenster, wie es in Sekundenschnelle aufzuhebeln ist.

Pilzkopfverriegelungen oder aufgesetzte Riegel könnten an Fenstern größere Sicherheit bieten. An Haustüren empfiehlt Brehmeier: „Immer abschließen! Es reicht nicht, die Tür nur heranzuziehen.“ Im Mobil des LKA haben die Profis auch Alarmanlagen und dutzende Schließtechniken zur Demonstration vorbereitet.

Das alles nutze jedoch nichts, wenn Leute zu unachtsam seien. „Ich möchte draußen nur die Wäsche aufhängen und denke, ich höre es wenn jemand kommt. Fehlanzeige!“, sagt Brehmeier. Schon oft genug seien Täter innerhalb weniger Minuten ins Haus geschlüpft, hätten Schlüssel und Portemonnaies mitgenommen und seien entkommen. Immer damit zu rechnen, dass Diebe zuschlagen könnten und dementsprechend zu handeln, sei deshalb wichtig.

In Wolmirstedt waren gestern nicht nur Fred Brehmeier, Kriminaloberkommissar Klaus-Dieter Würdig, der auch zu Wohneigentümern kommt und sie individuell berät sowie Regionalbereichsbeamter Matthias Schuft vor Ort. Im Infomobil standen den Besuchern auch Dieter Montag und Manfred Knechtel vom Weissen Ring beratend zur Verfügung. Sie sind mit der Hilfe für Kriminalitätsopfer betraut und wissen, wie schwer es auch für Menschen ist, die einmal ausgeraubt worden sind.

Wer sein Haus oder seine Wohnung auf Sicherheit überprüfen lassen möchte, kann telefonisch unter 03904/47 82 69 einen Termin bei Kriminaloberkommissar Klaus-Dieter Würdig vereinbaren. Wer das Infomobil verpasst hat, kann die Kollegen am 3. September noch einmal sprechen, dann sind sie beim Wohngebietsfest wieder in Wolmirstedt.