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Festakt Bergleute danken Heiliger Barbara

Der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, haben die Kumpel des Zielitzer Kaliwerkes in Wolmirstedt gedacht.

Von Gudrun Billowie 07.12.2016, 00:01

Wolmirstedt l „Bergleute sind traditionsbewusster als andere.“ Das behauptete der Zielitzer Werkleiter Martin Westphal in seiner Ansprache anlässlich des Barabaratages in der Wolmirstedter Katharinenkirche. Er begründete das Traditionsbewusstsein mit der schweren und nicht risikofreien Arbeit der Kumpel. Das Graben in der Tiefe nach dem Salz sei mit Gefahr verbunden. „Der Berg gibt seine Schätze nicht freiwillig her. Wir müssen schon herabsteigen, und zwar sehr tief.“ Unten gehe es oft heiß her, es ist stockdunkel, die wirkenden Kräfte sind gewaltig und die Fahrstrecken bis zum weißen Gold werden länger und länger.

Umso dankbarer seien die Kumpel, dass es in diesem Jahr keine schweren Unfälle gegeben hat. Dafür dankte auch Superintendent Uwe Jauch in seiner Predigt, ebenso der katholische Pfarrer Peter Zülicke. Der Dank galt sinnbildlich der Schutzpatronin Barbara. Deren hölzerne Statue darf einmal im Jahr die Tiefe des Bergwerks verlassen und der Barbarafeier in der Katharinenkirche beiwohnen.

Die Bergleute überlassen die Sorge um die Sicherheit jedoch nicht allein der Barbara, sondern arbeiten ständig daran, das Gesundheits- und Unfallrisiko zu reduzieren. Die neueste Initiative trägt den Titel „Gesund rein - gesund raus“, aus dem Berg. Sie wurde von der Berufsgenossenschaft ins Leben gerufen und von Werkleitung und Betriebsrat gemeinsam mit Leben gefüllt.

Die Verantwortlichen des Kalibergbaus treibt neben der Sorge um die Gesundheit der Mitarbeiter auch Angst um die gesamtdeutsche Kaliindustrie um. Martin Westphal spricht in diesem Zusammenhang ganz bewusst vom „Werk Deutschland“, das sich gegen steigende Kapazitäten und sinkende Preise am Weltmarkt behaupten muss. „Wir als deutsche Unternehmen, die per se ein höheres Lohnaufkommen, höhere Energie- und Umweltkosten haben, stehen stärker im Wind als die Konkurrenten aus Russland, Weißrussland und Kanada.“

Als Hürde auf dem Weg zur Wettbewerbsfähigkeit nannte der Werkleiter unter anderem teils überzogene Anforderungen einiger Umweltkritiker. Um diesen Forderungen zu genügen, investiert das Werk in Lebensräume von Molchen, Fledermäusen und etwa 100 Käferarten. Vor allem aber erinnerte er an die Werra-Kumpel, deren immer wieder anberaumte Kurzarbeit auch die Zielitzer nicht kalt lässt. An der Werra stand im vergangenen Jahr die Produktion regelmäßig still, weil das kleine Flüsschen zu wenig Wasser führte, um die salzigen Halden- und Produktionsabwässer zu entsorgen. Diese Entwicklung gehe auch Zielitz an, da beide Standorte im Hinblick auf den Weltmarkt wirtschaftlich und produktionstechnisch verbunden seien. Die fehlenden Produktionsmengen des Werra-Gebietes wurden unter anderem in Zielitz kompensiert. Auch 2017 solle dort auf solch hohem Niveau wie 2016 weiter gefördert werden, betonte Westphal.

Zum Standort Zielitz bekannten sich auch die anwesenden Politiker. CDU-Innenminister Holger Stahlknecht betonte: „Für mich steht der unternehmerische Gedanke im Vordergrund und nicht die Fledermaus.“ Landrat Hans Walker (CDU) versprach, der Landkreis werde immer dazu beitragen, den Standort Zielitz im Sinne der Region zu stärken.

Den Erfolg des Unternehmens erarbeiten vor allem die Kumpel mit ihrer täglichen Arbeit, die auch Weihnachten nicht pausiert. Diesen Einsatz würdigten Martin Westphal und auch der Betriebsratsvorsitzende Michael Knackmuß. Der erinnerte zudem an die Kumpel, die bei der Barbarafeier am Sonntagabend nicht dabei sein konnten, weil sie in die Spät- oder Nachtschicht eingefahren sind. „Ich danke allen für die Arbeit“, sagt er.

Diejenigen, die in die Kirche gekommen waren, erlebten die Segenswünsche der katholischen und evangelischen Pfarrer und die beeindruckende Musik des Dahlenwarsleber Zupforchesters, des gemischten Chores Wolmirstedt und des Bergmannschores.