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Feuerwehrunfall Gedenkfeier für die Opfer

Vor zehn Jahre sind bei einem Unfall vier Wolmirstedter Feuerwehrleute ums Leben gekommen. Am Sonntag fand eine Gedenkfeier statt.

Von Gudrun Billowie 20.06.2016, 01:01

Wolmirstedt l Der Trauerzug setzt sich vom Gerätehaus der Glindenberger Feuerwehr in Bewegung. Drei Dudelsackspieler führen ihn an. Die klagenden Melodien klingen unendlich traurig. Über 60 Kameraden, Angehörige, Verwaltungsmitarbeiter, der Bürgermeister, Pfarrer, Notfallseelsorger und der Landrat folgen. Das Dorf schweigt. Eine alte Frau steht am Straßenrand und weint leise. Der Zug bewegt sich zur Unfallstelle, dort, wo am 19. Juni 2006 vier Kameraden ihr Leben verloren haben. Michel Herrmann, Mario Tafelski, Patrick Büldge und Christian Rademacher.

Der Unfall geschah an einem Montag, am 19. Juni 2006 um 18.45 Uhr. Zur selben Zeit, zehn Jahre später, heult die Sirene. Drei Mal, so wie damals, als das Löschfahrzeug an der Kreuzung mit einem Pkw zusammengeprallt war und durch die Wucht des gefüllten Tanks gegen einen Baum schleuderte. Neun Kameraden hatten in diesem Fahrzeug gesessen. Sie waren auf dem Weg zu einer Einsatzübung im Kindergarten gewesen. Dass es eine Übung war, haben sie auf dem Weg dahin nicht gewusst.

Die Dudelsackspieler stimmen „Amazing Grace“ an, dieses englische Kirchenlied, in dessen Text es auch heißt: „...und das sterbliche Leben vergeht, werd‘ ich hinter dem Schleier führen, ein Leben voll Freude und Frieden.“

„Es gibt das Land der Lebenden und der Toten“, sagt Bürgermeister Martin Stichnoth in seiner Rede, „da ist eine Brücke zwischen den beiden. Unsere Liebe.“ Er gedenkt der vier Verstorbenen, „die alles geben wollten und das mit ihrem Leben bezahlt haben.“ Der Bürgermeister erwähnt auch die anderen Kameraden, die im Löschfahrzeug saßen. „Fünf haben überlebt. Auch sie mussten mit dem Verlust zurechtkommen.“

Landrat Hans Walker macht Mut, hofft, dass es immer wieder Menschen gebe, die nicht nur ihre Pflicht erfüllen, sondern sich auch in eine Sache hineingeben. So wie diese vier Kameraden. „Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinschaft diesen Schritt, uns immer wieder hinzugeben, immer wieder gehen und nicht verzweifeln.“

Pfarrer Johannes Könitz stellte die Frage, warum an diesem Jahrestag der Toten, des Unfalls gedacht werde. „Wir gedenken, um zu teilen. Wir können das Verlorene nicht wiederbringen, aber wir können an der Seite der Trauernden sein.“

Er fasste die Chronologie nach dem Unfall zusammen. Es gab Beileidsbekundungen aus aller Welt, in Wolmirstedt eine Woche lang Trauerbeflaggung. Am 8. Juli erlebte Wolmirstedt die wohl größte Trauerfeier seiner Geschichte. Der Zug war endlos, das Mitgefühl spürbar. Alle Behörden in Sachsen-Anhalt hatten ihre Fahnen auf Halbmast gezogen. Ein Jahr später wurde an der Unfallstelle ein Gedenkstein gesetzt.

An diesem Stein stehen immer Blumen, neben den Angehörigen ehren auch der Bürgermeister, Ortsbürgermeister sowie Menschen, die damals beim Unfall dabei waren, die Toten.

Auch gestern legten viele Bewohner Glindenbergs Blumen nieder, sie kamen allein und in Gruppen fernab der offiziellen Trauerfeier. „Wir werden euch nie vergessen“, ist auf die Tafel des Steins graviert.

Der Bürgermeister legt den ersten Kranz nieder. Es folgen der Landrat und die Kameraden der Feuerwehr, jede Ortswehr hat ein Gebinde mitgebracht, auch die Ortsbürgermeisterin Gerhild Schmidt. Nach der Schweigeminute kehren die Kameraden zurück ins Glindenberger Gerätehaus. Das Dorf war immer noch still.