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Finanzen Kultur: Das Risiko wird vermieden

Sebastian Filipp, Vorsitzender des Schranke-Vereins, ist für das Bürgerhaus in Wolmirstedt verantwortlich, doch das Geld wird weniger.

Von Gudrun Billowie 15.07.2017, 01:01

Wolmirstedt l Das Bürgerhaus auf der Schlossdomäne ist eines der schönsten Häuser der Stadt. Ein traumhaftes Ambiente für Feste bietet zudem der verwunschene Schlossgarten, von dem aus der Blick auf die vom wilden Wein verschleierte Fassade des Hauses fällt.

Hinter diesen Mauern residierten einst die Gutsherren der Domäne. Die haben längst das Feld geräumt, aus dem Herrenhaus ist das Bürgerhaus geworden, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Haus steht jedem Bürger bei Bedarf offen.

Das klingt so, als würde das Haus einem Bienenstock gleichen, emsiges Treiben herrschen, sich Menschen die Klinke in die Hand geben, doch das ist ein Wunschbild. Die Wirklichkeit hat ein paar Haken. „Wir wünschen uns von der Stadt ein Bekenntnis zu diesem Haus“, sagt Sebastian Filipp, der seit dem 1. Juni dem Schranke-Verein vorsteht, „einen Partner, der sich zur Kultur bekennt.“

Die Stadt bekennt sich auf ihre Weise, ihr gehört das Haus, sie trägt die Betriebskosten und unterstützt den Verein in diesem Jahr mit 10.000 Euro. Doch immer sitzt dem Verein die Angst im Nacken, das Geld könne nicht reichen.

Sobald eine Veranstaltung floppt, kommen weniger Besucher als erwartet, muss aus der Vereinskassen finanziert werden. Das nagt an den Kräften und an der Kreativität. „Wir bedauern sehr, dass wir bei Veranstaltungen fast ausschließlich wirtschaftlich denken müssen“, sagt Sebastian Filipp.

Künstler gibt es nicht zum Nulltarif, große Namen schon gar nicht. Werden sie trotzdem eingeladen und der Saal bleibt halbvoll, setzt das große Zittern der Vereinsmitglieder ein. Aufgrund dieses Risikos werden Veranstaltungen mit ungewissem finanziellen Ausgang immer weniger angeboten oder bei absehbar niedriger Besucherzahl gar im letzten Moment abgesagt.

Natürlich gibt es auch Selbstläufer. Dazu zählen Kabarettabende mit den „Hengstmännern“ oder „Rock aufs Ohr(e)“. Auch beim Blasmusiknachmittag am Sonntag, 3. September, wird mit regem Besucherinteresse gerechnet.

Trotzdem: Beim Risikoausgleich wünscht sich der Verein mehr Unterstützung. „Kultur ist eine freiwillige Aufgabe“, sagt Sebastian Filipp, „aber das in diesem denkmalgeschützten Haus Leben herrscht, muss doch auch im Interesse der Stadt liegen.“

Schwarz malen will der Schranke-Verein keineswegs. Immerhin: die besagten 10.000 Euro gibt es für Kulturarbeit, also die Organisation von Konzerten, Ausstellungen, Kabarettaufführungen, Kinderprojekte oder Seniorenveranstaltungen. „Mit diesen Bedingungen können wir wirtschaften“, stellt Sebastian Filipp klar. Allerdings ohne allzuviele Risiken einzugehen und außerdem weiß das schranke-Team nicht, wieviel es im kommenden Jahr gibt. Die Höhe ist vom Stadthaushalt abhängig.

Das Geld muss zudem noch für mehr reichen. Erforderliche Schönheitsreparaturen in kleinem Umfang wie Maler- und Tapezierarbeiten, aber auch Reparaturen von Wasserhähnen oder Schlössern muss das Schranke-Team selbst finanzieren.

Andererseits kann der Schranke-Verein seine Kasse selbst füllen. Die Mitglieder kümmern sich um die Vermietung der Räume, vor allem der Schlosskeller wird gern für Familienfeiern genutzt. Ein Viertel dieser Mieteinnahmen ist an die Stadt abzuführen, im Winter auch noch eine Pauschale für Heizkosten.

Eine hauptamtlich beschäftigte Mitarbeiterin leistet sich der Schranke-Verein. Daniela Wirthgen wickelt das Tagesgeschäft ab und hält das Haus offen. Elke Bauer kümmert sich ehrenamtlich um den Abrechnungskram.

Zum Verein gehören 35 Mitglieder, einige von ihnen stehen bei Familienfeiern hinter dem Tresen und schenken Getränke aus. Damit lässt sich die Vereinskasse auffüllen. Darüber hinaus an den Wochenenden ein Café zu betreiben, gehe über die Kräfte der Vereinsmitglieder, da viele berufstätig sind oder auch anderen Interessen nachgehen.

Deshalb habe sich der Verein dazu nicht ausdrücklich bekannt. Im Zuge dessen hat die Stadt den Fördermittelantrag für das Inventar beim europäischen Leader-Programm zurückgezogen.

Über die Gesamtsituation möchte der Verein mit Vertretern der Stadtverwaltung reden. Noch gibt es jedoch keinen Termin. Neben Sebastian Filipp arbeiten Jens Grunert, Wolfgang Buschner, Jens Schöllecke, Renate Seidel und Jürgen Sturtzel im Vorstand.