Frauenhaus Schutz seit 25 Jahren

Seit 25 Jahren bietet das Frauenhaus in Wolmirstedt Frauen und Kindern in Not Schutz.

Von Regina Malsch 14.08.2016, 18:55

Wolmirstedt l Das Frauenhaus in Wolmirstedt besteht seit 25 Jahren. Das war in der Vorwoche für den CDU-Bundestagsabgeordneten Manfred Behrens und den Wolmirstedter Bürgermeister Martin Stichnoth Grund genug, die Einrichtung zu besuchen. Zu der Delegation gehörte neben Antje Strauß, Mitarbeiterin im CDU-Wahlkreisbüro, auch Jonathan Stahl. Der 20-Jährige absolviert gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr im Bundestag und hat sich besonders mit der Rolle der Frauenhäuser beschäftigt.

Die beiden Mitarbeiterinnen der Einrichtung, Carmen Rygulla und Ramona Petsch, standen den Besuchern Rede und Antwort. Angefangen hat das Engagement für Frauen und Kinder in Not im damaligen Landkreis Wolmirstedt. Mit jeder Kreisfusion erweiterte sich der Einzugsbereich, aus dem hilfesuchende Frauen kommen. Hier finden sie mit ihren Kindern Schutz vor gewalttätigen Männern und Hilfe, das Trauma zu überwinden und ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Oft werden sie von der Polizei an den streng geheim gehaltenen Ort gebracht. Träger ist seit sieben Jahren der Verein „Rückenwind“ aus Bernburg.

Auf zwei Etagen gibt es zwölf zweckmäßig und freundlich eingerichtete Zimmer sowie Gemeinschaftsräume. „Das Netzwerk Stadt und Kreis funktioniert sehr gut. Wir bekommen mehr Zuschüsse als andere Frauenhäuser im Land. Aber die Arbeit wird immer schwieriger“, sagt Carmen Rygulla. Dafür gebe es mehrere Gründe. Der Anteil von Frauen mit Migrationshintergrund habe sich seit Jahren erhöht, die Verweildauer in der Einrichtung sei von durchschnittlich 46 auf 75 Tage gestiegen. Außerdem müssten immer mehr Kinder betreut werden. Derzeit leben sieben Frauen und neun Kinder im Frauenhaus, gut die Hälfte sind Ausländer.

Ramona Petsch: „Es gibt erhebliche Verständigungsprobleme, denn wir haben keinen Dolmetscher. Außerdem prallen unterschiedliche Mentalitäten aufeinander. Ob Mülltrennung, Kindererziehung oder Essgewohnheiten – Konfliktpotential gibt es immer mal wieder.“ Im Frauenhaus waren schon Frauen aus dem Iran, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau oder Irak. Derzeit lebt eine Frau aus Syrien mit vier Kindern hier.

Der hohe Kinderanteil stellt die Mitarbeiterinnen vor erhebliche Probleme, weil eine spezielle Betreuungsperson für die Kinder fehlt. Derzeit wird die Unterbringung in Kitas geprüft. „Kinder mit Migrationshintergrund stellen auch die Erzieherinnen in den Kitas vor neue Herausforderungen. Aber sie sind immer sehr bemüht, Lösungen zu finden“, sagt Martin Stichnoth. Ein weiteres Handicap sei der fehlende Fahrstuhl. Das habe kürzlich bei einem Notfall zu Problemen geführt. Zudem musste schon mal eine Frau im Rollstuhl abgewiesen werden.

Im Frühjahr hatten die beiden Frauenhaus-Mitarbeiterinnen und die Leiterin der Einrichtung auf dem Domplatz mit für die finanzielle Sicherung der Frauenhäuser in Deutschland demonstriert.(Volksstimme berichtete). Sie selbst hatten drei für sie wichtige Forderungen aufgelistet: Den Einsatz eines Hausmeisters, eine Mitarbeiterin speziell für die Kinder sowie eine tarifgerechte Bezahlung durch den Verein „Rückenwind“. Leider, so informieren sie auf Nachfrage, habe sich bislang nichts getan.

Manfred Behrens, erstmals im Frauenhaus zu Besuch, zeigte sich nach der Besichtigung der Räume beeindruckt. „Es ist sehr gut, dass es in der Region dieses Schutzhaus gibt. Auch das Betreuungskonzept ist beeindruckend.“ Er versprach, sich im Familienausschuss für die umfängliche finanzielle Unterstützung einzusetzen.