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Integration Nicola hilft Hebaf, wo sie kann

Die 17-jährige Schülerin Nicola Anna Weinrich des Barleber Gymnasiums Pierre Trudeau wurde mit dem Integrationspreis geehrt.

Von Annika Stock 07.06.2017, 12:00

Barleben l „Wir haben auf beiden Seiten Vorurteile abgebaut“, sagt Nicola Anna Weinrich. Die 17-Jährige aus Colbitz lächelt ihrer Freundin, Hebaf Fallaha, zu. Hebaf Fallaha ist ebenfalls 17 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Syrien. Sie wohnt seit neun Monaten mit ihrer Familie in Barleben. Seit dieser Zeit hat sie viel Unterstützung von den Barlebern erfahren. Besonders jedoch von der Familie Weinrich aus Colbitz.

„Alles hat im Colbitzer Heidecamp begonnen. Da hat meine Mutter Hebafs Familie kennengelernt“, erinnert sich Nicola Anna Weinrich zurück. Das war im Jahr 2015. „Dann haben wir überlegt, wie wir der Familie helfen können.“ So kam der Stein schließlich ins Rollen.

Familie Weinrich besorgte daraufhin der Flüchtlingsfamilie eine Wohnung in Barleben, half bei der Suche nach Möbeln und ermöglichte der Familie Sprachkurse in Magdeburg. „Meine Eltern haben mich quasi dazu angestiftet“, erklärt Nicola lächelnd. Vorher habe sie Altkleider gespendet, sich aber mit dem Thema Flüchtlinge nicht so intensiv beschäftigt.

Wie schwierig es Flüchtlinge in Deutschland haben, hat die 17-Jährige bei Hebaf erfahren. „Es ist schon krass, wenn man dann einen Papierbogen vom Amt bekommt und man ihn selbst als Deutscher dreimal lesen muss, um ihn zu verstehen“, erklärt sie. „Man denkt ja oft, dass Flüchtlinge einfach hierher kommen und alles bekommen, aber so ist das nicht.“

Nicolas Vater arbeitet in der Verwaltung des Landtages und konnte der Flüchtlingsfamilie bei Behördengängen zur Seite stehen. Aber wie war es für Hebaf Fallaha, sich in Barleben und der Schule einzuleben? „Als ich hergekommen bin, konnte ich kein Wort deutsch sprechen“, sagt die 17-jährige Syrerin. „Ich habe dann in den Sommerferien einen Deutschkurs besucht und so in drei Monaten die Sprache gelernt.“

„An unserer Schule sind alle sehr offen gegenüber Hebaf“, weiß Nicola. Die Schülerin aus Syrien wurde von ihren Mitschülern freundlich aufgenommen. „Ich habe viele Freunde in meiner Klasse gefunden“, berichtet Hebaf. An dem internationalen Gymnasium Pierre Trudeau hat die Syrerin nun die Möglichkeit, ihr Abitur zu machen. „Ohne den Zuspruch der Schule hätte das nicht geklappt, dass Hebaf hier zur Schule gehen darf“, erklärt Nicola.

„Wir hängen an diversen Vorgaben dran, wie beispielsweise die Anerkennung und Voraussetzungen für Kurse an unserem Gymnasium“, erklärt Carsten Conradi, der stellvertretende Schulleiter des internationalen Gymnasiums. „Wir wurden von unserer Schulfachlichen Referentin Barbara Hoeft sehr gut beraten, was machbar ist.“ Hebaf besuchte letztes Jahr schon ein halbes Jahr die zehnte Klasse, konnte aber noch keinen Abschluss machen. Nun wiederholt sie diese. „Es ist alles normal hier, ich habe mich gut eingelebt. Meine Klassenkameraden sind sehr nett“, erzählt sie.

Die junge Syrerin hat auch schon an einem Projekt mitgewirkt: Dem Musical „Invaluable“. „Bei dem Musical habe ich im Chor gesungen“, berichtet Hebaf.

„Hebaf ist ein Glücksgriff für unsere Schule. Sie ist ein sehr wissbegieriges Mädchen. Unsere Englisch-Lehrer waren von ihren Kenntnissen begeistert und sie bringt eine große Lernbereitschaft mit“, sagt Carsten Conradi. Nicola Anna Weinrich wurde für ihr Engagement gegenüber Hebaf im Dezember mit dem Integrationspreis ausgezeichnet. „Es gab ein kleines Preisgeld und eine Urkunde. Das hat mich sehr gefreut“, erzählt Nicola. „Nicola hat unglaublich viel Energie und Engagement gezeigt, als sie Hebaf und ihre Familie unterstützt hat“, sagt Carsten Conradi. „Ihre Familie hat sehr viel Engagement gezeigt, und der syrischen Familie bei der alltäglichen Integration geholfen.“

Und wie soll es für Hebaf und Nicola weitergehen? „Ich möchte nach der Schule am liebsten Architektur in Hamburg oder Hannover studieren“, verrät Hebaf. „Vielleicht werde ich Medizin studieren oder Zahnmedizinerin werden“, gibt Nicola einen Zukunftsausblick. Erstmal bleibt die junge Syrerin mit ihrer Familie in Barleben. „Barleben ist eine sehr schöne Stadt. Die Leute hier sind sehr aufgeschlossen und ich habe wirklich viele Freunde gefunden“, freut sich Hebaf.