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Kleingärtner Blick über den Gartenzaun

Vize-Landrat Thomas Kluge war beim Kleingartenverein Niederndodeleben zu Gast. Aktuelle Probleme wie der Leerstand wurden angesprochen.

Von Constanze Arendt-Nowak 18.08.2016, 01:01

Niederndodeleben l Was einmal 1928 spärlich mit zehn Parzellen begonnen hat, hat sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte im Niederndodeleber Unterdorf zu einer stattlichen Anlage entwickelt. Auf 98 000 Quadratmetern Fläche – also der größten Grünfläche im Ort – befinden sich heute mancher Vorzeigegarten, aber auch eine Reihe von „Leergärten“, wie der Vorsitzende des Kleingartenvereins Niederndodeleben-Unterdorf, Peter Sommer, sie bezeichnet. „Von unseren 143 Parzellen stehen 46 leer“, erklärte er bei einem Rundgang dem stellvertretenden Landrat Thomas Kluge sowie anderen interessierten Gartenfreunden.

Die Ursachen für den Leerstand seien, so Peter Sommer, vielfältig. Fehlende Versorgung mit Trink- und Abwasser in der Anlage spielt ebenso eine Rolle wie die fortschreitende Überalterung der Parzellenpächter. „Bei uns sind jetzt 28 der 97 Pächter über 70 Jahre alt, also müssen wir in den nächsten zehn Jahren die Rückgabe von 28 Parzellen befürchten“, so Sommer. Bei jüngeren Altersgruppen sei die Fluktuation schwer einschätzbar, die berufliche Situation und der Wandel des Freizeitverhaltens seien da von Bedeutung. Zu beobachten sei, dass sich auch Arbeitssuchende verstärkt um Gärten bewerben, einerseits um aus ihrem gewohnten Umfeld herauszukommen und auch kostengünstiges Obst und Gemüse zu erzeugen.

Den Kleingartenfreunden in Niederndodeleben-Unterdorf ist klar, dass sie sich konzeptionell auf die Zukunft vorbereiten und dem demografischen Wandel anpassen müssen. Dabei ist auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde wichtig. Denn die Rückübertragung nicht mehr genutzter Flächen an die Kommune könnte sich sonst zu einem nicht tragbaren Problem entwickeln.

Um die Attraktivität der Anlage zu steigern, beteiligen sich die Kleingärtner beispielsweise an Projekten wie „Natur im Garten“, aber auch an einem ABM-Projekt, bei denen leerstehende Gärten bewirtschaftet werden. Ebenso wurden Werbemaßnahmen in örtlichen Kindereinrichtungen umgesetzt. Letzteres leider mit wenig Resonanz auf die Idee, wie Peter Sommer bedauerte.

„Wir werden unsere soziale Verpflichtung nicht unterschätzen“, unterstrich auch Armin Bartz, Vorsitzender des Kreisverbandes der Kleingärtner Wolmirstedt. Jürgen Spicher, Fachberater des Verband es der Kleingärtner der Region „Börde-Ohre“, stimmte ihm zu. Es müssten Kompromisse gefunden werden, um mehr junge Leute in die Kleingartenanlagen zu locken.

Der stellvertretende Landrat Thomas Kluge lobte die Lehr- und Lernstunde für sich selbst und die Vielfältigkeit der Probleme, darunter neben dem Rückbau auch die Brennordnung und die Pachtnomaden, die angesprochen worden sind. „Was Sie hier leisten, ist mehr als nur Hobby und anerkennenswert“, so Thomas Kluge.