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Kreismusikschule Erwachsene lernen das Musizieren

In der Musikschule nehmen immer mehr Erwachsene Unterricht. Manche erfüllen damit einen Kindheitstraum.

Von Gudrun Billowie 17.05.2017, 01:01

Wolmirstedt l Die Stimmung im Separee der Raststätte B189 lässt sich mit knisternder Anspannung beschreiben. Dort sind Musikschüler zusammengekommen, deren Altersgruppe Musikschulleiter Armin Hartwig mit Ü 35 beschreibt.

Viele möchten vorspielen, haben große Lust, die anderen an ihren Fortschritten teilhaben zu lassen. Ganz zwanglos. Einer nach dem anderen holt sein Instrument vor oder setzt sich ans Klavier, beginnt eine Melodie und spielt sie zu Ende oder bricht ab und beginnt von vorn. Respekt gibt es für alle.

Vor drei Jahren wurde das erste Treffen der Ü 35-Schüler initiiert und damit die Möglichkeit, vor Publikum spielen zu können. Die Angst davor saß bei vielen tief.

Doch im Laufe des Abends stellte sich damals heraus, dass Perfektion nicht erwartet wurde, weder von den Musikschullehrern noch von den Mitschülern, dass allein die Freude an der Musik zählte. Alle spürten, dass die Anspannung irgendwie auch verband. Das Ende vom Lied war, dass sich viele zusammengefunden haben und seither ab und an gemeinsam musizieren.

Die größte Formation ist inzwischen ein Quartett. Katrin Windel und Kerstin Bethge spielen die Querflöte, Monique Ziem steuert die Töne des Cellos bei, Alexandra Schreihage sitzt am Klavier. Die Konzentration steht den Frauen ins Gesicht geschrieben.

Sie hoffen, dass die Klimaanlage ausgeschaltet wird, weil das Rauschen stört, aber schließlich erweist sich das als beinahe unmöglich und so spielen sie eben gegen das Brummen der Anlage an.

Sie müssen dabei nicht nur den Noten der Partitur folgen, sondern auch auf die Mispielerinnen hören, alle Sinne sind scharf gestellt. Das Publikum besteht aus rund 20 weiteren Ü 35-Musikschülern und Lehrern und sie alle beklatschen herzlich die gelungene Melodie.

Anschließend wagt sich Hannelore Scheel vor. Die ehemalige Musiklehrerin hat während ihres Berufslebens gern mit Kindern Blockflöte gespielt, ihr Traum blieb dennoch, die Querflöte zu beherrschen.

Diesen Traum erfüllt sie sich seit Februar, sie hat lange auf der Warteliste gestanden und nun endlich einen Platz bei Paulina Stein ergattert, der Querflötenlehrerin. „Es macht wirklich sehr großen Spaß“, strahlt Hannelore Scheel, auch wenn die Anspannung vor ihrem ersten Auftritt noch groß ist. Doch sie wagt sich vor die Musikschüler, zusammen mit ihrer Lehrerin bringt sie gar zwei Stücke zu Gehör.

Frank Ratzeburg ist ebenfalls noch neu unter den Musikschülern, er lässt sich seit einem halben Jahr in die Geheimnisse des Klavierspiels einweihen. Bisher hatte seine Tochter Mareike einen Unterrichtsplatz inne, doch die studiert inzwischen in Halle Musik.

„Da dachte ich, jetzt bin ich dran“, erklärt er. Ihm gefiel der Gedanke, musikalisch in die töchterlichen Fußstapfen zu treten. Manchmal spielt er Mareike am Wochenende nun vor, was er gelernt hat.

Annedore Lauenroth-Wolltag und Birgit Linke haben sich beim Herbst-Treffen der Ü 35-Musikschüler kennengelernt und sitzen nun ebenfalls gemeinsam am Klavier. Annedore Lauenroth-Wolltag hatte beim letzten Ü-35-Treffen das Moldau-Thema gefallen, das Birgit Linke gespielt hatte und seither besuchen sie sich auch zu Hause, um vierhändig zu intonieren.

Birgit Linke gehört zu denen, die über die Kinder an der Musikschule gelandet sind. „Mein Sohn begann, Schlagzeug zu lernen“, erzählt sie. Sie wollte die Wartezeit während seines Unterrichts nutzen, bewarb sich um den Klavierunterricht und ist nun seit fünf Jahren dabei. Seither erschließt sie sich die Musik. „Außerdem ist es schön, Gleichgesinnte zu finden.“