1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Pause vorbei - und fix an die Arbeit

Leibniz-Schule Pause vorbei - und fix an die Arbeit

Vor einem halben Jahr ist die Sekundarschule „Gottfried-Wilhelm Leibniz“ als Gemeinschaftsschule gestartet. Das hat das Lernen verändert.

Von Gudrun Billowie 25.01.2017, 00:01

Wolmirstedt l Ingolf Berg, Schulleiter der Leibniz-Schule, hält nichts von radikalen Umbrüchen. „Wir wollen in das System Gemeinschaftsschule hineinwachsen.“ Die Lehrer haben sich lange darauf vorbereitet, die fünften Klassen lernen seit Schuljahresbeginn als Gemeinschaftsschüler. Bereits in diesen ersten Monaten staunen die Lehrer: „Die Schüler fangen nach den Pausen sofort an zu arbeiten, ohne, dass wir etwas sagen.“

Ingolf Berg und die beiden Klassenleiterinnen Petra Matthees und Grit Sporleder erklären die Motivation so: Jedes Kind wählt zu Wochenbeginn eine Wochenaufgabe. Diese persönliche Herausforderung fördert offenbar das Verantwortungsgefühl. Mehr als die Lehrer erwartet haben.

Anna-Lena knobelt selbst zu Hause weiter, am liebsten zusammen mit ihrer Mutter. „Hier an der Schule gibt es mehr Mathe, das finde ich gut.“

Nicht jedes Kind ist so rechenbegeistert, gefordert werden sie jedoch alle. „Wir wollen weg vom stupiden Auswendiglernen, möchten, dass die Schüler ihr Wissen praktisch anwenden, ihre Kreativität ausleben“, nennt der Schulleiter wesentliche Neuerungen im Schulalltag.

Frontalunterricht, der Gelegenheit zum Abschweifen bietet, weicht stückweise der individuellen Arbeit der Schüler. Die zeigt sich schon beim Blick in den Klassenraum. Jedes Mädchen, jeder Junge der fünften Klassen verfügt über einen eigenen Tisch. Abgucken? Geht nicht mehr, bestätigen die Schüler.

Der Einzelplatz ermöglicht vor allem, sich auf die eigenen Kräfte zu besinnen und dann die gewonnenen Erkenntnisse in die Klasse einzubringen. Das macht den Kindern offenbar Spaß. Die Lehrerinnen haben beobachtet: „In den beiden fünften Klassen ist es sehr ausgeprägt, einander zu helfen.“ Außerhalb von Tests ist Teamarbeit unbedingt gewollt.

Dennoch: Am Ende steht jeder Schüler für sein Ergebnis. Das stellt er nicht nur dem Lehrer, sondern der Klasse vor. Die Mädchen und Jungen werden immer wieder angehalten, ihre Arbeiten zu präsentieren. „Es kommt darauf an, dass sie frei sprechen lernen“, erklärt Ingolf Berg den Gedanken dahinter. Das schule das selbstbewusste Auftreten sehr.

Der sichere Rahmen ist da. „Mir gefallen die kleinen Klassen“, sagt Taylor. Den Lehrerinnen auch. Sie können mehr auf die Stärken und Schwächen einzelner eingehen, bestätigt Grit Sporleder.

In der Gemeinschaftsschule lernen die Mädchen und Jungen so lange gemeinsam, bis sie ihren Schulabschluss erreicht haben. Das kann der Hauptschulabschluss, der (erweiterte) Realschulabschluss oder das Abitur sein.

Die Stundentafel ist genauso gefüllt, wie an anderen Schulen, auch die Abschlüsse sind die gleichen. Den Unterschied macht der Lernalltag. Dazu gehört auch, dass die Kinder zweimal in der Woche ihre Hausaufgaben in der Schule erledigen. Sie können zudem Fußball spielen oder Tanzen, Theater spielen, im Chor singen oder lernen, mit dem Computer zu arbeiten.

Außerdem gehen die Lehrerinnen jede Woche auf das Sozialverhalten der Schüler ein und schauen, ob das von den Kindern gesetzte Wochenziel erreicht ist, beispielsweise sauberer zu schreiben. In freien Übungsstunden wird bei Bedarf Streit geschlichtet.

Die Leibniz-Schule arbeitet eng mit der Gemeinschaftsschule „Johannes Gutenberg“ zusammen, die bereits seit 2014 als solche anerkannt ist. Im August kommen in beiden Schulen die neuen fünften Klassen dazu. Auch sie lernen bis zum Abschluss gemeinsam.

Trotz anderer Lernorganisation unterscheiden sich die Leibniz-Gemeinschaftsschüler grundsätzlich nicht von anderen. Auf die Frage, was ihnen an der Schule am besten gefalle, heißt es: „Dass es im Sommer verkürzte Stunden gibt.“