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Lesung Twitter-Oma zu Gast in Zielitz

Oma Bergmann ist ein Star bei Twitter. Torsten Rohde aus Genthin, der die Kunstfigur erschaffen hat, war jetzt zu Gast im Zielitzer Theater.

Von Burkhard Steffen 20.03.2016, 00:01

Zielitz l Herrlich, wenn die vor Lebenserfahrung nur so strotzenden Sprüche von Renate Bergmann, geborene Strelemann, 82, vier mal verheiratet und vier Mal verwitwet, auf den modernen Lebensalltag treffen.

Szenenapplaus und herzhaftes Lachen gab es an diesem Abend im bis auf den letzten Platz gefüllten Zielitzer Theater oft. Dafür sorgte Renate Bergmann. Die Schauspielerin Anke Siefken war in die Rolle der Twitter-Oma geschlüpft und schoss einen Gag nach dem anderen ab. Beispiel gefällig?

Ilse und Kurt, das mit Renate Bergmann befreundete Seniorenpaar, hat sich ein neues Auto gekauft. „Einen ,Koyota‘. Angeblich ein Fünftürer. Aber wir sind mehrmals drumherumgelaufen und haben immer nur vier Türen gezählt. Vielleicht zählen die das kleine Türchen über dem Tankdeckel mit?“ Oder wissen Sie, was eine Pralinenhochzeit ist? „Das ist, wenn die Braut schon eine Füllung hat“, erläutert Oma Bergmann.

„Die besten Geschichten schreibt das Leben“, erklärt Autor Torsten Rohde dem Zielitzer Publikum. Er war bei einer Weihnachtsfeier mit Mutter, Oma und Tanten auf die Idee gekommen, einige der Äußerungen der Damen zu twittern. Immer mehr Menschen interessierten sich für die flotten Sprüche, wurden fast süchtig nach den humorvoll verpackten Lebensweisheiten.

Noch mehr Erfolg hatte Torsten Rohde aber, als er Renate Bergmann zu einer Buchautorin werden ließ. „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“, „Über Topflappen freut sich jeder“, „Kennense noch Blümchenkaffee“ oder „Das bisschen Hüfte, meine Güte“ sind allesamt Bestseller geworden.

„Beim Frühlingsfest der Bibliothek und unseres Bibliotheks- und Kulturvereines im vergangenen Jahr haben wir einige Passagen aus diesen Büchern gespielt“, verriet Bibliotheksleiterin Ronni Wagner dem Publikum, „da ist auch die Idee entstanden, den Autor hierher einzuladen.“

Wer im Zielitzer Theater allerdings eine klassische Autorenlesung von Torsten Rohde erwartet hatte, reagierte überrascht, als die leibhaftige Renate Bergmann auf die Bühne kam. Schauspielerin Anke Siefken aus Memmingen schlüpft Abend für Abend in die urige Rolle. Und die scheint ihr, wie auf den Leib geschrieben. „Ich hatte mir eines der Bücher am Bahnhof in Memmingen gekauft und es hat mich nicht mehr losgelassen“, beschrieb die sympathische Schauspielerin ihr Suchtpotenzial. Seit dem Herbst vergangenen Jahres touren Torsten Rohde und Anke Siefken mit Renate Bergmann durch Deutschland. Demnächst auch durch die Schweiz.

„Ich sitze bei den Aufführungen immer in der ersten Reihe und staune, wie Renate Bergmann lebendig wird“, beschrieb Torsten Rohde seine Gefühle. Mittlerweile hat er seinen Beruf als Betriebswirt an den Nagel gehängt, ist nach Berlin gezogen und schreibt fleißig weiter.