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Naturschutz Am Deich können Frösche laichen

Am Deich zwischen Glindenberg und Heinrichsberg wird wieder gearbeitet. Hier entstehen vier Laichgewässer.

Von Gudrun Billowie 17.11.2016, 00:01

Wolmirstedt l Auf der Landseite des neuen Elbdeiches schiebt eine Maschine große Erdmassen beiseite. Dadurch klafft im ansonsten unberührten Waldboden eine riesige Wunde. Regen prasselt darauf, in den Spuren des Kettenfahrzeugs bilden sich Pfützen. „Das sieht brutal aus“, bemerkt der Glindenberger Ortsrat Alfons Hesse, „aber es dient einem guten Zweck.“

Helge Reymann, Leiter der Deichbaumaßnahme beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), bestätigt die Notwendigkeit dieses Eingriffs. „An dieser Stelle entsteht ein Laichgewässer für Kleintiere.“ Die Naturschützer hatten gefordert, Kröten, Unken und anderen wasserliebenden Tieren einen Platz für die Familiengründung zu schaffen.

Zuvor hatte es keine solcher Laichgewässer gegeben. „Aber wir wollten das Gebiet aufwerten“, sagt Helge Reymann. Insgesamt entstehen vier solcher Feuchtgebiete, zwei im Deichvorland und zwei im Deichhinterland. Sie werden dort geschaffen, wo sich bereits natürliche Geländesenken befinden. Sie sollen den größten Teil des Jahres mit Wasser gefüllt sein, das möglichst auch von unten hinein drückt. Deshalb muss die Erde so tief ausgehoben werden.

Die vier Laichgewässer nehmen eine Fläche von 7500 Quadratmetern ein, dafür werden rund 15 500 Kubikmeter Erde bewegt. „Die Aushubmassen verbleiben vor Ort“, erklärt Helge Reymann. Sie werden entweder innerhalb des Baufeldes verteilt oder auf der Wasserseite des Deiches für einen Wildrettungshügel verwendet. Der soll bei Hochwasser flüchtenden Tieren Schutz bieten.

Noch wirken die künftigen Laichgewässer wie eine Mondlandschaft, aber bald wird sich die Natur das Areal zurückerobern. Dann wird der Boden wieder begrünt und genauso vom Herbstlaub bedeckt sein wie die Umgebung. Dass diese Maßnahme 110 000 Euro kostet, wird sich dann auf den ersten Blick niemandem mehr erschließen.

Mehr als doppelt so viel Geld, nämlich 240 000 Euro, kostet die sogenannte Waldumwandlung. Waldumwandlung bedeutet, dass Wald, der im Zuge des Deichbaus entfernt wurde, nun woanders wieder aufgeforstet wird. Für den Deichfuß, der auf der Landseite 12 bis 15 Meter breiter als zuvor wurde und nun etwa 30 Meter misst, mussten etwa 2,2 Hektar Wald fallen. Nun wird im Gegenzug mehr als drei Mal so viel Wald, nämlich 7,4 Hektar, neu aufgeforstet. Davon werden 6,6 Hektar westlich des Heinrichsberger Friedhofs gepflanzt, 0,8 Hektar entstehen an der B 189 im Wolmirstedter Bereich. Der LHW hat dafür 51 000 Eichen und 12 500 Hainbuchen eingekauft.

Bis die Bäume in die Erde gelangen, kreischt zumindest in Heinrichsberg noch einmal die Säge. Waldarbeiter entfernen die Pappeln, die bis vor kurzem das Feld säumten. Diese schnellwachsenden Bäume hatten im Wesentlichen ihren Lebensabend erreicht, einige der gefällten Stämme weisen bereits Hohlräume auf. Sobald das alte Holz zerlegt und abtransportiert ist, werden die kleinen Eichen und Hainbuchen in die Erde gesetzt.

Alfons Hesse hat den Deichbau zunächst als Ortsbürgermeister von Beginn an begleitet, ist bei Bauberatungen anwesend und verfolgt aufmerksam das Geschehen.