OK-Live-Ensemble Verein geht neue Wege

Im OK-Live-Ensemble ist der Platz des Vereinsvorsitzenden frei. Auch steuert der Wolmirstedter Verein in neue finanzielle Fahrwasser.

Von Gudrun Billowie 11.05.2017, 01:01

Wolmirstedt l Auf fast allen Bühnen der Region ist das OK-Live-Ensemble Barleben-Wolmirstedt zu Hause. Die jungen Künstler zeigen feurige Tänze, Ballett, Hip-Hop, atemberaubende Artistik und mehr. Selbst die Moderatoren gehören dazu. So ist es dem Ensemble ohne weiteres möglich, ein zweistündiges Programm auf die Bühne zu stellen. „Mit dieser Vielfalt hat das Ensemble ein Alleinstellungsmerkmal im Land“, sagt Vorstandsmitglied Regina Malsch, „so viel bietet kein anderer Verein.“

Und doch ist es finanziell eng geworden, vor allem, weil die Fördermittel aufgrund klammer Haushaltskassen drastisch gekürzt wurden. Die Gemeinde Barleben hat im Jahr 2014 noch 41.000 Euro bereitgestellt, in diesem Jahr sollen es noch 15.000 Euro sein. Das Geld ist noch nicht geflossen, weil der Haushalt noch nicht bestätigt ist.

Die Stadt Wolmirstedt hat im Jahr 2014 noch 6500 Euro überwiesen, in diesem Jahr sind es noch 3000 Euro. Selbst wenn das Geld aus Barleben fließt, stellen diese beiden Kommunen zusammen 29.500 Euro weniger zur Verfügung als vor drei Jahren. Auch das Land hat seine Förderung um ein Drittel gekürzt, von dort werden in diesem Jahr 20.000 Euro erwartet. Der Landkreis fördert projektbezogen, unter anderem den Kostümkauf. Zuverlässig fließen die Beiträge der 430 Mitglieder.

Die Kürzungen gehen am Ensemble nicht spurlos vorbei. Den Kopf in den Sand zu stecken ist für den Vorstand dennoch keine Option. Im Gegenteil. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Fördermittel weiter zurückgehen“, wagt Regina Malsch einen Blick in die Zukunft. Das Ensemble-Leben soll trotzdem unvermindert pulsieren, deshalb wird das Ruder herumgerissen und verstärkt nach Sponsoren gesucht, außerdem wurden die Personalkosten gekürzt. Die beiden Frauen, Geschäftsführerin und Büroverantwortliche, die hauptamtlich für den Verein arbeiten, nehmen neue Verträge mit weniger Stunden in Kauf.

Die Arbeit muss trotzdem gemacht werden, die Gruppen müssen bei Auftritten betreut, Equipment muss verpackt und transportiert werden. Dabei sollen künftig Bundesfreiwillige oder Praktikanten eingesetzt werden. Gespräche laufen bereits.

Zum Teil wurden die Kurszeiten gekürzt, sodass weniger Honorare für die professionellen Übungsleiter anfallen. Trotzdem: „Alle 32 Kurse laufen weiter“, betont Manuela Brasch, die als kommissarische Vorsitzende agiert, seit Rebecca Schulz Ende vergangenen Jahres das Amt abgegeben hat. Im Juni gibt es eine Neuwahl. Manuela Brasch verrät: „Es gibt genug Interessenten.“

Zudem sollen weitere Kurse hinzukommen. „Wir wollen das Ensemble wie ein mittelständisches Unternehmen führen“, sagt Regina Malsch. In Wirtschaftsdeutsch würde das heißen, neue Geschäftsfelder zu eröffnen, in der Ensemblesprache bedeutet das, noch mehr Kurse in noch mehr Gemeinden zu etablieren. Zu diesem Ziel ist das Ensemble bereits unterwegs. Neben Kursen in Wolmirstedt und Barleben werden auch welche in Zielitz und Ebendorf angeboten.

Außerdem öffnet sich das Ensemble zunehmend für Erwachsene. Lange stand „OK-Live“ vor allem für eine Gemeinschaft, in der Kinder und Jugendliche kulturell und künstlerisch ausgebildet wurden. Doch längst haben auch Erwachsene die Angebote entdeckt. Der Tanzkurs ist voll und deshalb soll bald ein weiterer folgen. Auch Zumba und Yoga findet bei Erwachsenen großen Anklang.

Sie wollen gemeinsam in der Gruppe agieren, fit bleiben, Spaß haben und sich keinesfalls bühnenreif profilieren. Das Feld überlassen sie gerne der Jugend. Und die ist offenbar begeistert dabei.

„Unsere Gruppen wollen auftreten, es zieht sie auf die Bühne“, weiß Geschäftsführerin Jenny Dittbrenner. Deshalb wollen sie und der Vorstand sich um mehr bezahlte Auftritte bemühen. Die Gagen spülen Geld in die Kasse.

Veranstalter können die großen Programme buchen, aber auch einzelne Tanz- oder Artistikgruppen. Erst am vergangenen Wochenende bezauberten die „Las Sonadoras“ die Jugendweihefeier in der Schlosskapelle mit spanischen Tänzen.

„Viele Jugendliche trainieren schon von Kindesbeinen an bei uns“, sagt Manuela Brasch. Qualifizierte Übungsleiter wie Tanzlehrerin Galina Peters oder Artistentrainer Manfred Bär motivieren die Kinder immer wieder aufs Neue, sodass sie so lange dabei bleiben, oft, bis sie für eine Ausbildung in eine andere Stadt ziehen. Manche kommen anschließend wieder zurück.

Eines aber fehlt dem Ensemble besonders: Jungs. „Wir hätten gern mehr“, wünscht sich Jenny Dittbrenner und hat eine Empfehlung parat: die Trendsportart Parcours, bei der Saltos und Sprünge von Mauern zur Standardausstattung gehören.