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Oldtimertreffen Fahrzeuge aus der Zeit vor dem Mauerfall

Das 10. IFA-Oldtimertreffen lockte Freunde alter Fahrzeuge nach Barleben. Viele Schmuckstücke waren dort zu bestaunen.

Von Gudrun Billowie 11.09.2017, 01:01

Wolmirstedt l IFA - Diese Abkürzung stand einst für Industrieverband Fahrzeugbau. Das war in einer Zeit, als die fünf neuen Bundesländer noch Deutsche Demokratische Republik hießen, DDR. Die legendären Trabis oder Wartburgs waren fahrbare Kinder dieses Verbandes. Die IFA-Oldtimer-Freunde aus Barleben widmen sich allen Fahrzeugen aus dieser Ära, das sind mehr als Trabi und Wartburg, denn nicht alle „Ostfahrzeuge“ wurden in der DDR gebaut. Auch in anderen Ländern, die zum einstigen „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW) gehörten, rollten Fahrzeuge vom Band. Ein solches Schmuckstück präsentierten Roland und Marianne Menke aus Magdeburg auf dem Hof der Barleber Mittellandhalle.

Marianne Menke winkt fröhlich aus dem Fenster eines lavendelfarbenen Zastava. Ebenso lavendelfarben ist ihre Jacke. „Die habe ich mir passend zum Auto gekauft.“ Zastava – die Geschichte dieses Autos offenbart auch ein Stück Zeitgeschichte. Die Marke wurde als Lizenzbau von Fiat in Jugoslawien hergestellt, auch dieses Land gibt es nicht mehr, ist längst zersplittert in sieben Staaten.

Als das Balkan-Land neu aufgeteilt wurde, gehörte der Zastava jedoch längst der Familie Menke und das war eigentlich nicht geplant. „Dieser Zastava ist unsere Wartburgbestellung“, erzählt Roland Menke. Auf einen Wartburg mussten DDR-Bürger mitunter etwa 13 Jahre und länger warten. Die Menkes hatten sich darauf eingestellt, doch dann kam ein Brief. Das Paar wurde gefragt, ob es statt des ersehnten Wartburgs auch einen Zastava nehmen würde. Das war im Jahr 1976. Ein Jahr später bekamen sie das gute Stück. Bis heute hüten sie das Auto und fahren es gern zu besonderen Anlässen wie dem Oldtimertreffen in Barleben.

Dort präsentierten auch die Barleber Zwillinge Rolf und Ernst (Ernesto) Stephan ihre Jawas. Jeder der 75-jährigen Zwillingsbrüder besitzt fünf dieser Zweiräder. „Die erste haben wir als 18-Jährige gekauft, das war 1965“, erzählt Ernesto Stephan. Mit ihren 350er Jawas fahren sie quer durch Europa, jedes Jahr 8000 Kilometer. Gerade sind sie aus Norddeutschland zurückgekehrt, von einem Jawa-Treffen in Dorf Mecklenburg, einem kleinen Ort in der Nähe von Wismar. Oft werden sie von ihren Frauen begleitet, die nehmen auf den Rücksitzen Platz.

Alte Militärfahrzeuge der Nationalen Volksarmee (NVA) waren ebenfalls auf dem Hof der Mittellandhalle zu sehen. Der Magdeburger Dirk Schulz hat sich vor fünf Jahren tarngrüne Autos der ehemaligen Grenztruppen zugelegt. „Die sind einfach robust.“

Das IFA-Oldtimertreffen wurde von den Barleber IFA-Oldtimerfreunden organisiert. Zum Verein gehören zwölf Mitglieder, Vorsitzender ist Tino Klimmek. Die Autofreunde hatten einst die Idee, gemeinsam an alten Autos herumzubauen, zu schrauben, einfach so. Inzwischen haben sie einen Verein gegründet und präsentieren gern ihre Schmuckstücke. Mit der IFA-Oldtimerschau wollen sie auch anderen IFA-Oldtimerfreunden eine Plattform zum Fachsimpeln bieten, einen Ort für den Erfahrungsaustausch. „Oft wechseln auch Ersatzteile bei so einer Schau den Besitzer“, sagt Tino Klimmek.

Höhepunkt der 10. Barleber IFA-Oldtimerschau war die Pokalvergabe. Das schönste Auto gehörte einem Stendaler, die weiteste selbstgefahrene Anreise konnte ein Aschersleber vorweisen. Der Preis für das schönste Motorrad blieb in Barleben. Den Pokal gewann Ingrid Garz.

Bisher wurden diese Treffen am Rande Barlebens ausgerichtet. „Wir wollten mehr ins Ortszentrum gehen“, begründet Tino Klimmek den Ortswechsel. Unterstützt wurden sie vom Barleber Heimatverein, der zusammen mit den Oldtimerfreunden für die Versorgung der Gäste zuständig war.