Schlosskapelle Giebel wird repariert

An der Wolmirstedter Schlosskapelle ragt derzeit ein Gerüst in die Höhe, weil der Giebel gesichert werden muss.

Von Gudrun Billowie 03.02.2017, 00:01

Wolmirstedt l Wer seinen Blick an der Schlosskapelle nach oben wendet und genau hinschaut, entdeckt am Giebel feuchte Stellen. Diese Feuchtigkeit im Mauerwerk kann dazu führen, dass sich Material löst und herabfällt. Besondere Gefahr lauere bei Sturm, macht Sabine Bednorz, die zuständige Fachdienstleiterin im Rathaus, deutlich. Damit in so einem Fall niemand verletzt wird, wurde der Bereich am Boden mit einem Zaun abgesperrt.

Über die weitere Vorgehensweise herrscht noch Unklarheit. Derzeit wird das genaue Ausmaß des Schadens untersucht. Vom Befund hängt ab, ob Teile des Giebels ersetzt oder ausgebessert werden müssen. „Wir arbeiten dabei eng mit der Denkmalbehörde zusammen“, macht die Fachdienstleiterin deutlich. Welche Kosten für die Beseitigung des Schadens auf die Stadt zukommen, lässt sich erst nach der Untersuchung beziffern. Die Reparaturarbeiten beginnen ohnehin erst, wenn die Temperaturen konstant über den Gefrierpunkt geklettert sind.

Die Kapelle stammt aus dem Jahr 1480. Seinerzeit ließ Erzbischof Ernst von Magdeburg das Bauwerk im Stil der Backsteingotik errichten. Später, in der Zeit von 1575 bis 1585, veranlasste der Administrator Kurfürst Joachim Friedrich Umbau und Erweiterung.

Inzwischen gehört das Gebäude der Stadt und wird für Kulturveranstaltungen genutzt. Vor allem ist die Kapelle der beliebteste Ort für Paare, die sich das Ja-Wort geben. Im vergangenen Jahr heirateten dort 45 Prozent aller 74 Paare, die in Wolmirstedt den Bund der Ehe eingegangen waren, 33 zogen die Schlosskapelle dem Standesamt im Rathaus (22) und dem Trauzimmer im Bürgerhaus (19) vor.

Derzeit wird überlegt, wie die Schlosskapelle noch besser genutzt werden kann. Fließen Gelder des europäischen Förderprogramms Leader, soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. In dieser Studie soll geprüft werden, wie die Kapelle auch anderweitig und bestenfalls ganzjährig genutzt werden kann.

Die ganzjährige Nutzung ist derzeit nicht möglich, da die Kapelle nicht beheizt wird. In den Wintermonaten sind deshalb nur kurze Besuche angemessen. In der warmen Jahreszeit werden bei Kulturveranstaltungen und auch bei Trauungen angrenzende Toiletten vermisst. Dann stehen entweder „Stille Örtchen“ im Bürgerhaus oder im Museum zur Verfügung. Der Gang dorthin ist jedoch nicht beliebt, denn der Weg führt steil bergab. Zudem macht das Kopfsteinpflaster Damen mit hohen Absätzen oder Gehbehinderten arg zu schaffen. Ob Sanitäranlagen an der Kapelle überhaupt möglich sind, gehört zu den Punkten, die in der Studie herausgefunden werden sollen. „Es gibt keine Tabus“, nennt Wolmirstedts stellvertretende Bürgermeisterin Marlies Cassuhn das Credo der Überlegungsphase, deren Beginn allerdings noch vom Europa-Geld abhängt.