Meister Adebar flüchtet vom Nest

Barleben l Als der Hubwagen am frühen Sonnabend auf den Hof der Barleber Grundschule fuhr, schaute der erwachsene Storch minutenlang wie versteinert aus dem Nest nach unten. Während Falk Höhne und Peter Gotteschalk, ihres Zeichens beide Storchenbetreuer, den Hubwagen in eine standfeste Position brachten und den langen Arm nach oben fuhren, beäugte der Vogel das Treiben, bis er schließlich geräuschlos abhob und davonflog.

Die beiden Storchenbetreuer kamen nur wenige Sekunden nach dem Abflug des erwachsenen Tiers am Storchennest an. Die beiden Jungen hatten sich ins Nest gekauert, ließen das Anbringen der Ringe geduldig über sich ergehen. Mit dem Ring können sie nun auf ihren Reisen einwandfrei identifiziert werden. „Die beiden Storchenjungen sind augenscheinlich gesund und in gutem Zustand“, urteilt Peter Gottschalk ein paar Minuten später zurück am Boden.

Zwar hätten die beiden Jungen beim Hagelschauer am vergangenen Donnerstag im Unwetter ein paar Beulen abbekommen, die man auch noch sehen könne, aber nichts Gravierendes, sagt er.

„Bezeichnend ist allerdings, dass es nur zwei Junge sind. Vor Jahren noch waren drei Junge normal“, sagt Falk Höhne. Gründe für diesen Rückgang bei der Anzahl der Jungstörche sieht er im immer kleiner werdenden Nahrungsangebot. „Dieser Rückgang hängt eng mit der Landwirtschaft und dem Klimawandel zusammen“, schätzt er ein.

Pestizide und Monokulturen machten der Vielfalt der Storchenbeute zu schaffen, sagt er. „Die Storcheneltern finden einfach nicht genug Nahrung, um mehr Junge großziehen zu können“, so Peter Gottschalk. Selbst auf den meisten Wiesen sei die Artenvielfalt sehr beeinträchtigt.

Die beiden Storchenjungen lassen die kurze Aufmerksamkeit mit den Gästen am Nest mit scheinbar stoischer Gelassenheit über sich ergehen. „Die sind Trubel gewohnt hier an der Grundschule“, sagt Höhne. Auch die Feuerwehr-Sirene auf dem Grundschuldach würde da wohl ihr Übriges tun.

Der Korb des Hubwagens hat noch nicht ganz wieder auf der Erde aufgesetzt, als einer der erwachsenen Störche mit frischem Baumaterial im Schnabel zum Nest und den beiden Jungen zurückkehrt.