Tierheim Ein Katzenkindergarten

Im Wolmirstedter Tierheim leben derzeit 91 Katzen. Über die Hälfte davon sind Babies.

Von Gudrun Billowie 09.07.2015, 01:01

Wolmirstedt l Das Wolmirstedter Tierheim gleicht einem Katzenkindergarten. In mehreren Räumen spielen 47 winzige Miezen. Sie verfolgen Stoffmäuse, raufen miteinander oder legen sich in einem schummrigen Schrankfach schlafen. Allerdings werden diese Kätzchen nicht wie Kindergartenkinder am Nachmittag abgeholt. Manche haben gar keine Mamas. Vier Katzenbabygruppen wurden allein ins Tierheim gebracht, fünf weitere kamen mit ihren Müttern.

Obwohl sich derzeit so viele Katzen im Tierheim tummeln, möchte Tierheimleiterin Heike Scheffler die Miezen nur guten Gewissens vermitteln. „Katzenkinder brauchen am Anfang sehr viel Beschäftigung“, erklärt sie, „sie können nicht den ganzen Tag über allein in der Wohnung gelassen werden.“ Das langweilt die Katzen und macht sie einsam. Kommen die Besitzer nach Hause, können sie böse Überraschungen erleben. „In der Vergangenheit haben wir deshalb Katzen oft wieder zurückbekommen“, sagt Heike Scheffler. Diesem Hin und Her für die Tiere möchte sie einen Riegel vorschieben. „Wir sind nicht nur ein Tierheim, sondern auch ein Tierschutzverein und müssen zum Wohle der Tiere handeln.“ Deshalb möchte sie vorher wissen, wie sich Interessenten das Leben mit einer Katze vorstellen. „Ich wünsche mir, dass sich Menschen mehr Gedanken machen, bevor sie ein Tier aus dem Tierheim holen. Jeder muss sich bewusst sein, dass es sich um ein Lebewesen handelt.“

Wer sich dennoch für einen Hund oder eine Katze entscheidet, dem empfiehlt die Tierheimleiterin, für die ersten Wochen mit dem neuen Haustier Urlaub zu nehmen oder zwei Katzen anzuschaffen, die sich miteinander beschäftigen können.

Die Katzenbabies stammen meist von frei lebenden Katzen. Auch erwachsene Katzen landen im Tierheim. Manchmal, weil die Besitzer ins Seniorenheim gehen. Manchmal, weil sie niemandem gehören und dennoch in der Nähe der Menschen leben und Ärger bereiten, wie die drei hungrigen Streuner, die Hauskatzen von deren Futternäpfen und Höfen vertrieben haben. „Als diese wilden Katzen zu uns kamen, haben wir sie aufgepäppelt und dann an einer unserer beiden Futterstellen ausgesetzt“, sagt Heike Scheffler, „dort haben sie inzwischen sogar Vertrauen zu Menschen gefasst.“

Die beiden Katzenfutterstellen befinden sich auf privatem Gelände und werden vom Tierschutzverein unterstützt. Dadurch bleiben die Tiere unter Kontrolle und können kastriert werden, was die Ausbreitung der Population verhindert.

Obwohl derzeit neben den 91 Katzen auch noch 16 Hunde im Tierheim leben, sieht Heike Scheffler der kommenden Urlaubszeit gelassen entgegen. „Wir haben in der Vergangenheit viele Tiere vermitteln können“, sagt sie. Die Tiere, die zur Pension angemeldet sind, während ihre Besitzer verreisen, werden Platz finden. Der Bedarf ist groß, fast die gesamten Sommerferien über sind die Pensionsplätze ausgebucht. Trotzdem ermutigt Heike Scheffler, das Tierheim auch als Kurzzeitpflegestelle zu begreifen.

Doch auch Tiere, die im Tierheim leben, brauchen Beschäftigung. Heike Scheffler sowie die drei jungen Leute, die den Bundesfreiwilligendienst ableisten oder ein Freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren, können das nicht allein stemmen. „Wir haben ehrenamtliche Helfer, die mit den Hunden Gassi gehen“, sagt die Tierheimleiterin, „aber es wäre schön, wenn noch mehr kämen.“ Gerade jetzt in der Urlaubszeit, wo die Stamm-Gassigänger verreisen, sind die Tierheimmitarbeiter über jeden dankbar, der lange Spaziergänge mit den Hunden unternehmen möchte. Eine große Last nehmen bereits die Hundesportfreunde Elbe-Heide von den Schultern der Tierheimmitarbeiter. „Sie arbeiten mit unseren Hunden und bereiten sie bei Bedarf auf den Wesenstest vor“, erzählt Heike Scheffler. Das hilft auch der Vermittlungsquote, denn erzogene Hunde machen es neuen Besitzern leichter.