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Trauer Bestatter hilft bei Behörden und Blumen

Der November ist mit seinen Gedenktagen der Monat der Trauer. Die Volksstimme besucht Menschen, die mit dem Tod zu tun haben.

Von Ariane Amann 23.11.2016, 12:30

Groß Ammensleben l Für die meisten Angehörigen ist beim Tode eines Familienmitglieds der Bestatter die erste Anlaufstelle. Er kümmert sich um die Beerdigung und die Formalitäten. Dass aber durchaus noch eine Menge mehr zum Beruf gehört als nur das, weiß Britta Henning. Mit Ehemann Uwe steht sie sei 25 Jahren 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche auf Abruf. Wenn eine Familie bei den Hennings anruft, setzen sie sich meist in Wolmirstedt an ihrem Haus sofort ins Auto und fahren los in die verschiedenen Ortsteile der Gemeinde Niedere Börde, um den Angehörigen in den ersten schweren Stunden beizustehen.
Manchmal müssen verschiedene Termine koordiniert werden, wenn mehrere Sterbefälle aufeinander treffen, damit jede Familie so viel Zeit mit ihrem Bestatter bekommt wie notwendig ist. Dabei geht es eben auch nicht nur um die reine Organisation der Formalitäten – welcher Sarg ist angemessen, welche Blumen passen zum Verstorbenen – sondern auch darum, den Hinterbliebenen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Mit Einfühlungsvermögen und Geduld ist das Ziel den Abschied von dem oder der Verstorbenen so würdig und passend wie möglich zu gestalten.
Neben diesen Fragen kümmert sich Britta Henning auch um Behördengänge, die oft für die Angehörigen so kurz nach dem Tod ihrer Lieben schwer erträglich sind. Standesamt, Kranken- und Rentenkasse sowie das Finanzamt sind nur einige der Anlaufstellen, die vom Tod des Versicherten bzw. Steuerzahlers unterrichtet werden müssen. Auch die Traueranzeige in der Zeitung und der Blumenschmuck werden meistens vom Bestatter mit organisiert.
Auf welche Art ein Mensch beerdigt wird, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert, weiß Britta Henning. Die Anzahl der Erdbestattungen im Sarg nimmt immer weiter ab, Urnenbestattungen würden in der Anzahl immer weiter zunehmen. „Die Gründe dafür sind meistens nicht mal das Geld. Die Verstorbenen wollen der Familie nicht nur Last fallen mit der Grabpflege, wollen deshalb oft anonym auf der ‚grünen Wiese‘ bestattet werden“, sagt Britta Henning.
Schwer zu ertragen, auch für den Bestatter, sind laut Britta Henning Sterbefälle, in denen junge Menschen tragisch bei Unfällen oder durch Krankheiten ums Leben kommen. Da müsse man unbedingt ein soziales Netz haben, das auffängt, einen Ausgleich bietet. Mit solchen Todesfällen müsse man als Bestatter aber trotzdem umgehen können, auch wenn das wirklich nicht immer einfach sei.
Besonders schlimm sei Britta Henning aus den vergangenen Jahren der Unfall eines Feuerwehrautos in Glindenberg in Erinnerung geblieben - die Familien der Toten kannte Bestatterin schon vor dem Unfall alle persönlich.
Doch aus all der Trauer kann Britta Henning für sich auch Kraft ziehen: „Ich habe eine Menge schlimme und traurige Dinge gehört und gesehen in den vergangenen Jahren“, sagt sie. Dadurch sei es für sie einfacher, die schönen Seiten im Leben zu genießen. Immerhin wisse sie durch ihren Beruf, wie schnell das Leben vorbei sein kann: „Mit manchen Dingen, lieben Kleinigkeiten wie einem Anruf oder einem Blumenstrauß, sollte man nicht warten, bis es zu spät ist.“