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Vor 50 Jahren Loitscherin wurde 1. Rad-Weltmeisterin

Fast genau vor 50 Jahren gewann eine Loitscherin den ersten Weltmeistertitel im Frauenradsport für Deutschland: Elisabeth Eichholz.

Von Burkhard Steffen 22.08.2015, 01:01

Loitsche/Sandbeiendorf l Günter Grau ist nicht nur Präsident des Landes-Radsportverbandes. Der Sandbeiendorfer besitzt in seinem Radsportmuseum auch zahlreiche Zeugnisse dieser Sportart. Dazu gehört unter anderem die Startnummer, die Elisabeth Eichholz 1965 bei den Weltmeisterschaften im Straßenradsport im spanischen Lasarte trug.

„Damals war der Frauenradsport zwar schon den Kinderschuhen entwachsen. Volle Anerkennung hatte er aber noch nicht in allen Ländern erkämpft. Das beste Beispiel bot das damals noch geteilte Deutschland. In der DDR wurden seit 1951 Frauenwettbewerbe ausgetragen und seit 1958 existierte eine Nationalmannschaft. In der BRD wurde er erst 1967, begleitet von vielen Protesten einiger Funktionäre, eingeführt“, weiß Günter Grau.

Am 4. September 1965 kämpften in der nordspanischen Stadt Lasarte Amazonen aus neun Ländern auf einem 19,1 Kilometer langen Rundkurs um die Krone im Straßenradsport. Weltmeisterin wurde Elisabeth Eichholz aus Leipzig.

Sie selber schilderte Günter Grau ihre große Stunde: „Als ich die große Schrift ,500 Meter‘ auf der Straße las, dachte ich: jetzt oder nie. Eine belgische und eine sowjetische Fahrerin hatte ich noch vor mir. Ich trat mit voller Kraft an. Doch wie lang können 500 Meter werden! Als es noch etwa zehn Meter waren, konnte ich es nicht mehr aushalten und warf einen Blick zurück. Da war mir klar, ich und keine andere würde gewinnen…“

Die internationale Radsportwelt fragte sich damals, wer ist diese Elisabeth Eichholz eigentlich? Experten wussten es gleich: Unter ihrem Mädchennamen Kleinhans hatte sie bereits einige Erfolge eingefahren und kommt genau wie Täve Schur aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Magdeburg. Genaue Nachforschungen brachten es an den Tag: Elisabeth stammt aus Loitsche. Hier wurde sie am 12. November 1939 geboren. Elternhaus und Landwirtschaft prägten ihre Kindheit und Jugend. Sportlich versuchte sie sich zunächst im Handball und im Turnen bevor sie 1958 mit einem Tourenrad in einem Anfängerrennen in Magdeburg an den Start ging und Lehrgeld zahlen musste. Sie geriet in eine Straßenbahnschiene und stürzte. 1959 wurde sie Mitglied der Nationalmannschaft. Das war verbunden mit Trainingslagern. Das Elternhaus protestierte, „wir brauchen dich auf dem Acker“. Der Nationaltrainer der DDR-Frauen versprach Hilfe. So staunte mancher Loitscher nicht schlecht, als er die gesamte Nationalmannschaft bei Familie Kleinhans in der Ernte sah. Schon bei den Weltmeisterschaften 1960 auf dem Sachsenring war Elisabeth aufs Podest gefahren und sensationell Dritte geworden. Die Laufbahn von Elisabeth war relativ kurz aber äußerst erfolgreich. Viele nationale und internationale Erfolge konnte sie erkämpfen. Sie wohnt heute in Schönebeck, fährt noch regelmäßig mit einem Tourenrad und hält sich mit Gartenarbeit fit.