Wirtschaftsförderung Das Ziel ist unklar

Wie die Wirtschaftsförderung in Wolmirstedt organisiert ist, berichtete Astrid Eichel im Hauptausschuss. Sie ist im Rathaus dafür zuständig.

Von Gudrun Billowie 02.03.2017, 00:01

Wolmirstedt l Die Wirtschaftsförderung wird seit drei Jahren als eigenes Aufgabengebiet im Rathaus betrachtet. Da Wirtschaftsförderung als freiwillige Aufgabe einer Kommune gilt und die Stadtkasse klamm ist, ist die Stelle im Stadtrat immer wieder umstritten. Astrid Eichel besetzt diese Stelle neben der Arbeit für Liegenschaften zu 70 Prozent und stellte ihre Arbeit im Hauptausschuss vor. Wirklich überzeugt waren die anwesenden Stadträte am Ende nicht.

Stadtratsvorsitzender Alfons Hesse (CDU) brachte es nach dem gut halbstündigen Vortrag auf den Punkt. „Wir müssen ein Ziel formulieren und erst einmal klären: Wo wollen wir hin?“ Angesichts der Tatsache, dass in Wolmirstedt mit einer Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent beinahe Vollbeschäftigung herrscht, könne das Ziel ein noch besseres Ergebnis sein oder auch weitere Unternehmensansiedlungen bedeuten.

Solche oder ähnlich formulierte Ziele, die dem Vortrag als Klammer gedient hätten, waren jedoch nicht erkennbar. Stattdessen zählte Astrid Eichel ihre Aktivitäten der vergangenen Jahre auf und das waren viele. Messbar seien die Erfolge der Wirtschaftsförderung kaum, räumte sie ein, schätzte die Erfolgsquote ihrer Arbeit auf 10 bis 15 Prozent. Das sage allerdings wenig über die Qualität der Arbeit aus, denn Wirtschaftsförderung bedeutet vor allem, neue Netzwerke zu schaffen und bestehende für die Stadt zu nutzen.

Ein wichtiges Netzwerk ist der ins Leben gerufene Unternehmerstammtisch. Dazu sind vor allem Inhaber produzierender Unternehmen eingeladen, aber auch Dienstleister. Derzeit sind 23 Mitglieder gelistet. „Viele Betriebe wussten vorher kaum voneinander oder von ihren Produkten, Unternehmer fühlten sich nicht wahrgenommen oder kannten den Bürgermeister nicht persönlich“, blickt Astrid Eichel zurück. Mit dem Stammtisch sei eine Plattform geschaffen worden, auf der sich die Unternehmer kennenlernen, aber auch ihre Unternehmen ausführlich präsentieren können, denn der Stammtisch wird reihum in den Betrieben ausgerichtet.

„An neu angesiedelten Firmen kann städtische Wirtschaftsförderung nicht gemessen werden“, sagt Astrid Eichel. Zum einen sei der Ansiedlerboom vorbei, zum anderen verfüge die Stadt nur über eine einzige Gewerbefläche, die sie vergeben kann. Das ist die sogenannte Zirkusfläche neben dem ehemaligen Sport- und Freizeitpark.

Dennoch haben in den vergangenen drei Jahren kleinere Unternehmen ihren Betrieb aufgenommen. Dazu zählen unter anderem Versicherungen, Wellness-Center, Nagelstudio, Eisdiele, Gaststätte, Modegeschäft und eine Gitarrenschule. Demnächst soll ein Gartenmarkt hinzukommen, ein Drogeriemarkt wird umgesiedelt und es werden Räume für einen Hausarzt gesucht. Einzelheiten hierzu waren nicht zu erfahren.

Zeit benötigt Astrid Eichel auch für die Interessenten, die sich letztlich nicht in Wolmirstedt ansiedeln, bisher beispielsweise ein Luxus-Autohaus mit Schauwerkstatt, ein Sportartikel-Onlineversand, eine Großdisco, ein Security-Schulungszentrum und auch Ikea.

Eine Zeit lang sei auch versucht worden, Flüchtlingen ein Praktikum in einem der Wolmirstedter Betriebe zu vermitteln. Diese Aktionen erklärt Astrid Eichel jedoch in den meisten Fällen für gescheitert.

Tourismus könnte ein Wirtschaftsfaktor für Wolmirstedt werden. „Besonders für Tagestouristen kann die Stadt interessant sein.“ Astrid Eichel sieht gute Chancen, weil zwei Drittel der Trogbrücke in der Gemarkung Wolmirstedt liegen, der Elberadweg sehr nahe an der Gemeindegrenze entlangführt, der Elbe-Aller-Radweg und der Jakobs-Pilgerweg sich sogar direkt durch die Gemarkung Wolmirstedt schlängeln. Besonders unter diesem Aspekt wäre ein geschlossenes Radwegenetz wünschenswert.

Derzeit werde an Informationskarten gearbeitet. Darauf sollen Touristen auf einen Blick erkennen, welche Ziele in Wolmirstedt sehenswert sind. Auch Beschilderungen und Infotafeln stehen auf der Agenda der Wirtschaftsförderung.

Die im Hauptausschuss vertretenen Stadträte wollen das ganz große Ziel der Wirtschaftsförderung und den Weg, wie dieses Ziel erreicht werden kann, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU) besprechen. Der steht ohnehin dem Hauptausschuss vor, war aber aus Krankheitsgründen verhindert.