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Storchenmühle Streckby Schwarz-weiß lenkt nicht vom Wesentlichen ab

Mächtige Mauern, verwinkelte Gassen, geheimnisvolle Menschen – Marokko in Bildern ist in Steckby zu erleben.

Von Petra Wiese 24.07.2015, 11:44

Steckby l Nun hat sich Ulrich Michelsen, der mit seiner Frau Herma in Steckby die Storchenmühle betreibt, die Mühe gemacht, einige seiner Fotografien auszuwählen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. 20 Werke zieren in dieser Saison die Wände der kleinen Galerie im ersten Stock der Storchenmühle.

Die Bilder stammen von 2001. Eine Urlaubsreise führte die Michelsens nach Marokko. Die Hafenstadt Essaouira hat den leidenschaftlichen Maler und Hobby-Fotografien inspiriert. Sehr diskret hat er Situationen in den Straßen der Stadt eingefangen, ganz dezent die Menschen ins Bild gerückt, nicht aufdringlich, nicht hervorhebend, mit Ausnahme eines temperamentvollen Jungen vielleicht.

Sultan Ben Abdallah hatte Essaouira im ausgehenden 18. Jahrhundert als Hafen- und Handelsstadt gegründet. Er verpflichtete den französischen Architekten Cornu, der die aufklärerischen Ideale von Transparenz und Zugänglichkeit mit den Prinzipien französischer Festungsarchitektur verband und die Stadt einem geometrischen Muster unterwarf. So trifft das rational Angelegte auf den arabischen Stil, zeigte sich Michelsen beeindruckt.

Dass er schwarz-weiß wählte, war eine ganz bewusste Entscheidung. „Schwarz-weiß lenkt nicht vom Wesentlichen ab“, erklärte er, „es trifft das Wesentliche besser.“ Das habe er auch schon von Leuten bestätigt bekommen. Die waren überrascht davon, was auf den Bilder hervorkam und begeistert. Zu den Lieblingsmotiven von Ulrich Michelsen selbst, gehören drei Männer im Gespräch, daneben eine abgestellte Lastenkarre. Jeder Betrachter kann sich seine eigenen Gedanken machen zu den Fotografien und vielleicht für einen Moment lang abtauchen in eine andere Welt…

Die Fotoausstellung ist zugänglich zu den Öffnungszeiten des Cafés (Donnerstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr). In der kleinen Galerie präsentiert Ulrich Michelsen, dessen beruflicher Hintergrund nach dem Buchhandel die Soziologie und Psychologie und die Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychatrie ist, auch eigene Karikaturen, Postkarten mit seinen Zeichnungen und Fotografien, häufig mit Landschaften an der Elbe als Motiv. Seit neuestem lässt er seinem kreativen Tun auch bei Lesezeichen seinen Lauf. Auf denen sind zum Beispiel Schriftsteller, die Michelsen gerne mag, von ihm gezeichnet.

Es muss also nicht nur um Störche gehen in der Storchenmühle. Allerdings können sich Besucher auch die Ausstellung rund um die Störche anschauen, die sich noch über der kleinen Galerie befindet. Und wer Glück hat, sieht vielleicht auch echte Störche. Nur leider gibt es schon das zweite Jahr im Horst auf der Scheune keine Jungen.

Auf der Terrasse hinterm Haus mit dem Blick auf das Storchennest lässt es sich bei Kaffee und Kuchen verweilen. Jeden Tag wird der Kuchen von der Hausherrin Herma Michelsen frisch gebacken. Sechs bis sieben verschiedenen Torten und Kuchen sind immer im Angebot. Zu besonderen Terminen werden es auch mal zehn Sorten. Der Renner ist auch in diesem Jahr die „Orangentorte“, die schon 2014 am beliebtesten bei den Gästen war. Die gibt es jeden Tag. Das Originalrezept haben die Michelsen aus dem Schloss Oranienbaum mitgebracht. Lecker!

Über einen regen Zuspruch an Besuchern kann sich das Paar, das zwischendurch und außerhalb der Saison in Berlin wohnt, auch in diesem Jahr freuen. Allein Pfingstsonntag kamen 180 Gäste . Diese Saison in der Storchenmühle dauert noch bis zum 4. Oktober an.

Interessantes über Haus, Café, Mühle, Kunst und Störche findet sich unter www.cafestorchenmuehle.de