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Tourismusverband Mehr Präsenz für Anhalt-Bitterfeld

Ronald Mormann (SPD) hat harsche Kritik am Tourismus-Regionalverband geübt. Anhalt-Bitterfeld sei unterrepräsentiert.

Von Sebastian Siebert 07.09.2015, 20:39

Lindau/Zerbst l Ronald Mormann (SPD), Vorsitzender des Kultur- und Tourismusausschusses, hat während der Sitzungs der Gremiums Kritik an der inhaltlichen Ausrichtung sowie an der Finanzstruktur des Tourismusverbands WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg geübt.

Anlass war ein Vortrag der Geschäftsführerin Elke Witt, die auf Einladung des Ausschusses dem Gremium den Verband auf der Lindauer Burg vorstellte. Der Verband sei 2010 aus den Verbänden Wittenberg und Anhalt gebildet worden und besteht aus 95 Mitgliedern. Das sind Dessau, die beiden Landkreise und einzelne Kommunen der Landkreise. Themenschwerpunkte seien unter anderem die Region Anhalt, das Thema „Kohle-Dampf-Licht und die Goitzsche“ sowie der Wettiner Weg und Zörbig, nannte sie Beispiele. Und genau darin sah der Vorsitzende ein Problem. Denn: Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld zahle für jeden seiner Einwohner eine Beitrag in Höhe von 25 Cent. Das tun die Kommunen auch. „Für einen Einwohner aus Köthen werde also zweimal Beitrag bezahlt – einmal als Einwohner des Landkreises und einmal als Köthener.“ Dessau zahle als kreisfreie Stadt jedoch nur einmal Beitrag für seine Einwohner. Er könne sich noch genau an die „Schlacht“ erinnern, als diese Vereinbarung getroffen worden war. „Damals haben wir schlussendlich akzeptiert, dass wir doppelt so viel zahlen wie Dessau“, sagte er. Zwar sei für ihn das Solidarprinzip bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar. Sehe er auf die Entwicklung, falle ihm etwas anderes auf. „Wenn ich als Zerbster oder Köthener sage, ich finde mich in der Repräsentation des Verbandes genau so wieder wie ein Wittenberger, dann ist das ja in Ordnung. Finde ich mich genauso wieder wie ein Dessauer, dann wär das für mich schon ein bisschen problematisch, weil wir ja schon doppelt so viel zahlen“, sagte er. Rechne man die Zahlen scharf nach, dann kommt man zu dem Schluss, dass wir nicht das Doppelte zahlen, sondern das Dreifache. Jedenfalls in absoluter Summe sei das so, rechnete er vor. Durch die doppelten Beiträge der meisten Kommunen und des Landkreises komme eben eine dreimal so hohe Summe wie aus Dessau auf. „Da ist dann die Frage, ob es nicht angemessen ist, dass unser Landkreis und unsere Kommunen in stärkerem Maße frequentiert werden als Dessau“, argumentierte er.

„Ein Oberthema wie Anhalt ist für mich nicht ausreichend“, sagte er. Er vermisse Themen wie Bach oder Katharina II in den Präsentationen. Er sei der Auffassung, dass auf den Prüfstand solle, ob das, was der Landkreis hineinstecke in vertretbarer Relation stehe zu dem, was wieder herauskomme. „Dass es nicht eins zu eins wieder herauskommt, ist vollkommen klar“, schob er ein.

Das treffe natürlich auch für Wittenberg zu. „Aber in Wittenberg habe ich noch nie jemanden gehört, der mit dem Vermarktungsanteil von Wittenberg nicht einverstanden ist, der ist nämlich überproportional enthalten. Da wird man ganz zufrieden sein“, spielte Mormann auf das Thema Luther an.

Mario Rudolf (Freie Wähler) schob ein, dass Zerbst auch von Luther profitiere. Elke Witt entgegnete: „Es ist auch immer eine Frage, wie man sich am Verband und an den Aktivitäten beteiligt.“ Werden die Angebote nicht genutzt, sei es natürlich schwer zu sagen, was einem der Verband bringe. Aus einige Städten komme auch weniger Zuarbeit als aus anderen, was dann auch bedinge, dass in diversen Printprodukten der Anteil geringer ausfalle. „Das System der Mitgliedschaften, also dass Städte und auch der Landkreis Mitglied werden können, war damals politischer Wille“, sagte Elke Witt. So könne sich jede Kommune mit ihrem Thema gesondert darstellen und ihre Schwerpunkte setzen, argumentierte sie. Würde das nur der Landkreis für alle Kommunen machen, gebe es einen „Mischmasch.“

„Hier gibt es in der Tat unterschiedliche Wahrnehmungen“, sagte Andreas Dittmann (SPD), Bürgermeister von Zerbst und auch Mitglied des Kreistages, auf Volksstimme-Nachfrage.

„Ich kann grundsätzlich feststellen, dass alle touristischen Produkte der Stadt Zerbst und ihrer Ortsteile in den Publikationen des Tourismusverbandes Aufnahme finden.“ Bei allen konzeptionellen Überlegungen zu Neupublikationen werde Zerbst im Vorfeld beteiligt und könne sich auch im Produktionsprozess aktiv einbringen. Allerdings lebe das eben ganz wesentlich vom aktiven Mitmachen der Kommune beziehungsweise seiner Akteure. „Die Stadt Zerbst ist deshalb in den verschiedenen Arbeitsgruppen des Verbandes schon aus Eigeninteresse eingebunden. Letztlich war es auch ein sehr ernstes Bestreben der Stadt Zerbst – bereits unter Bürgermeister Helmut Behrendt – den Verband zu konsolidieren und regional aufzustellen“, sagte Dittmann gegenüber der Volksstimme. „Wir sind über die gemeinsamen Messestände über den Verband immer dabei“, fügte er an. „Entweder durch Material, im Regelfall aber auch durch gemeinsame Standbetreuung.“

Dabei werden selbstverständlich die Produkte und Publikationen des Verbands wie auch der Stadt und der Zerbster Vereine angeboten.

„Dass in der laufenden Reformationsdekade Luther ein besonderer Schwerpunkt im Verband ist, verwundert mich nicht, ich zähle aber auch nicht nach, wie oft Katharina, der Elberadwanderweg, der Naturpark Fläming oder unsere Feste im Vergleich zu anderen Nennungen vorkommen. Ich kann feststellen, und das bekomme ich von meinen Mitarbeiterinnen bestätigt, dass wir vorkommen und wir fühlen uns nicht unterrepräsentiert“, stellte Dittmann klar. Doppelzahlungen seien im Vergleich zu kreisfreien Städten aus seiner Sicht nicht zu vermeiden. „Es liegt dann eben bei uns, dafür zu sorgen, dass wir dann angemessen vorkommen.“ Er denke, dass hier auf Arbeitsebene klärende Gespräche zu führen sind und betrachte das Thema eher unaufgeregt. „Wie gesagt, wir arbeiten sehr eng und sehr gut mit dem Verband zusammen.“

Er wisse, dass Dittmann eine andere Meinung habe, hatte Mormann schon im Vorfeld gesagt. „Diese muss ich aber nicht teilen. Über die Thematik wird noch zu reden sein.“