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Tierproblem Tauben erobern Zerbst

Stadt - und Kreisämter wollen gemeinsam gegen die Tauben in Zerbst vorgehen. Bislang gab es kein Mittel gegen das Zerbster Taubenproblem.

Von Daniela Apel 23.10.2015, 06:30

Zerbst l „Jetzt haben wir wirklich eine Taubenplage“, erklärt Lothar Lürmann. Zu Dutzenden bevölkern die Vögel unter anderem den Markt. „Die Dächer der Gebäude sind rammelvoll“, beschreibt der Zerbster die alltägliche Situation. Als Andreas Dittmann (SPD) seinerzeit für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, habe er versprochen, etwas gegen die vielen Tauben zu tun, erinnert sich Lürmann. Im Interesse der Bürger und auch hinsichtlich der Sauberkeit der Stadt sei das Problem seiner Meinung nach endlich anzugehen. „Es müssen mal alle an einem Strang ziehen“, bemerkt er.

Wie Dittmann unlängst im Stadtrat ausführte, konnte bislang keine einvernehmliche Lösung mit den zuständigen Ämtern des Landkreises Anhalt-Bitterfeld gefunden werden. „Wir erhalten regelmäßig eine Abfuhr“, berichtete er auf der Sitzung Mitte September. Zugleich betonte er, dass das Ordnungsamt an der Problematik dran sei, die sich auf drei Stellen der Stadt konzentriere: Neben dem Marktplatz gibt es Taubenschwärme am Zerbster Bahnhof. Zudem sind die Vögel in der Jeverschen Straße nach dem Abriss des einstigen Staatsbankgebäudes nun dabei, neue Unterschlupfe zu finden. Hunderte Tauben hatten das leerstehende Haus in Beschlag genommen. Anwohner klagten vor allem über den vielen Kot, der inzwischen Fußwege und Treppen zur benachbarten Post verschmutzt.

„Die Tauben müssen mal getötet werden“, findet Lothar Lürmann. Schließlich sei der Kot der Tiere auch gefährlich. Mit dem Kot scheiden die ebenfalls als „Ratten der Lüfte“ bezeichneten Vögel viele Mikroorganismen aus, darunter Krankheitserreger, wie Landkreissprecher Udo Pawelczyk bestätigt. „Um beim Menschen eine Infektion auszulösen, müsste der Kot direkt aufgenommen werden“, schränkt er ein.

Insbesondere bei immungeschwächten Personengruppen wie Kindern, älteren Menschen und Kranken könnten neben allergischen Reaktionen beim Einatmen von Feder- und Kotstaub starke Gesundheitsbelastungen sowie Allergien durch von Tauben verbreiteten Parasiten hervorgerufen werden – argumentierte allerdings der hessische Verwaltungsgerichtshof 2011, als er bestätigte, dass es sich bei Tauben um Schädlinge im Sinne des Tierschutzgesetzes handelt, wenn sie in großen Schwärmen auftreten.

Grundsätzlich besagt das Gesetz, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Wie Udo Pawelczyk darlegt, sah der Kreis bislang für eine Tötungsaktion keinen vernünftigen Grund, „da sie weder geeignet noch erforderlich noch verhältnismäßig ist. Ein entsprechendes Anliegen der Stadt Zerbst aus dem Jahr 2012 wurde deshalb vom Landkreis abgelehnt.“ Wie er erläutert, würden Tötungen die Population nur vorübergehend verringern. „Die Reduzierung wird durch erhöhte Reproduktionsraten der Tauben und Zuzügler aus anderen Gebieten umgehend ausgeglichen.“

Die Vergrämung sei indes ein milderes und effektiveres sowie wirtschaftlicheres Mittel, bezieht sich Pawelczyk auf mechanische Abwehrmethoden wie beispielsweise Netze, Drähte oder Spikes, die verhindern, dass sich die gurrenden Vögel auf Gebäuden niederlassen. Auch die Errichtung von Taubenschlägen nennt er als Alternative.

Was letztlich in Zerbst gegen die inzwischen unbestrittene Taubenplage unternommen wird, ist noch offen. Fakt ist, dass Stadt und Kreis nun gemeinsam eine Lösung finden wollen. „Wir haben in der vergangenen Woche eine Arbeitsgruppe gebildet“, berichtet Kerstin Gudella vom ersten Auftakttreffen, dem weitere folgen sollen. Das von ihr geleitete Zerbster Ordnungsamt will sich fortan zusammen mit dem Gesundheits- und dem Veterinäramt des Landkreises der Problematik annehmen. „Es gibt festgelegte Verfahrensweisen, wie man in solchen Fällen vorgehen kann“, erklärt Gudella. „Zur Unterstützung holen wir auch Experten hinzu“, berichtet sie vom geplanten Austausch mit Taubenzüchtern. Auch das Vorgehen anderer Städte gegen Tauben soll betrachtet werden.