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Ilse Wolf Mit 100 Jahren noch agil

100 Jahre: Den wenigsten Menschen ist solch eine lange Zeit vergönnt. Ilse Wolf in Strinum hat Donnerstag ihr Jahrhundert voll gemacht.

Von Petra Wiese 29.10.2015, 10:00

Strinum l Eine waschechte Strinumerin ist Ilse Wolf, und seit Donnerstag gehört sie zum Club der 100-Jährigen. „Ich habe nicht geglaubt, dass ich das schaffe“, sagte die Jubilarin, der man locker auch den 90. Geburtstag abgekauft hätte. Über die Sonne, die gestern großzügig und spürbar schien, freute sich die Seniorin, als sie am Vormittag von zahlreichen Gratulanten, wie Nachbarn, Bekannten, Freunden, der Zernitzer Ortsbürgermeisterin Birgit Jacobsen und dem Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann beglückwünscht wurde. Letzterer verlas dem Geburtstagskind auch die Wünsche des Anhalt-Bitterfelder Landrates Uwe Schulze und des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff. Seine Karte fiel zwar kleiner aus, aber dafür sei er persönlich da, meinte Dittmann. „Zum 100. muss man sich die Zeit nehmen“, sagte er.

Für Ilse Wolf sind die Erinnerungen an die vielen Lebensjahre verblasst. „Ich ärgere mich, dass ich mich nicht erinnern kann“, erklärte sie. Im Jahr 1915, als sie geboren wurde, war Krieg. Dem Ersten Weltkrieg folgte der Zweite Weltkrieg. Schreckliche Zeiten hat die Strinumerin mitgemacht, dann der Wiederaufbau, die DDR von Anfang bis Ende, die Wiedervereinigung...

Die Besuche im Vogelherd mit den Eltern fallen ihr ein. Mit ihrer Jugendliebe war sie zum Tanzen. „Jede Woche war Tanz“, so Ilse Wolf. Mit ihrem Mann, der aus der Nähe von Würzburg stammte und durch den Krieg in die Gegend kam, übernahm Ilse Wolf den Landwirtschaftshof der Eltern. Später gehörten sie zur LPG. Zwei Töchter zog das Paar groß. Vier Enkel und sechs Urenkel gehören heute zur Familie.

Das Reisen war schon immer die große Leidenschaft von Ilse Wolf. Bis Ende 2013 unternahm sie noch regelmäßig Busreisen innerhalb Deutschlands. Ihre Tochter begleitete sie zuletzt, und auch Busfreunde aus Hannover und Magdeburg schickten ihre Glückwünsche zum 100. Wenn auch keine Busreisen mehr, ist die Strinumerin heute immer noch gern unterwegs.

Ob ins Rathauscenter nach Dessau, auf Dorffeste in der Umgebung oder in ein Café genießt Ilse Wolf die Ausflüge und erfreut sich netter Gesellschaft, auch wenn sie seit 20 Jahren blind ist. Gern ist sie beispielsweise in Heinrichs Caféwirtschaft in Walternienburg. Auch zu Veranstaltungen des örtlichen Heimatvereins Stri-Ze-Ku nimmt sie ihre Tochter Andrea Liepe, bei der sie lebt, mit. Immer ist die Seniorin um ein gepflegtes Äußeres bemüht – von Kopf bis Fuß. Chic mit Hut wird ihr Ähnlichkeit mit der Queen Mum, die 101 Jahre alt wurde, nachgesagt.

Zu Hause, umgeben von den vielen Bildern ihres verstorbenen Mannes Alfons, die viele Jahre die Zerbster Kunstausstellung bereichert haben, ist das Radio ihr steter Begleiter. Mit Sekt stieß man gestern reichlich auf die 100 an. Die Familie war am Nachmittag traditionell in den Vogelherd eingeladen. Ansonsten genießt Ilse Wolf ein Schnäpschen jeden Abend. „Ein Kleines, nach dem Abendbrot, das tut mir gut“, verriet sie.