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Kunst Kreativität im Verborgenen

Zerbst ist um ein kulturelles Angebot reicher. Im Jeverhaus haben Tatyana und Fred Nindel eine Künstlerwerkstatt eröffnet.

Von Daniela Apel 17.11.2015, 10:00

Zerbst l Der Fliesenfußboden ist übersät mit Gipsbruchstücken. Die Fragmente zeugen vom mühsamen Freilegen einer Büste. Die ganze Nacht über arbeitete Yaroslaw Borodin an seinem Geschenk für die Internationale Fasch-Gesellschaft. Das Ergebnis wird gestern am Ort seines kreativen Schaffens präsentiert: der neuen internationalen Künstlerwerkstatt, über die Zerbst ab sofort verfügt. Im so genannten „Jever-Haus“, an der Ecke Jeversche Straße / Kleine Käsperstraße, bieten Tatyana und Fred Nindel den Künstlern ihrer Galerie „fabra ars“ Räumlichkeiten, in denen sie ihrer schöpferischen Leidenschaft hinter undurchsichtigen Fenstern nachgehen könen.

Zum Auftakt stellte Yaroslaw Borodin seine bereits im Sommer während des ersten Prinzessinnenfestes begonnene Plastik des Zerbster Hofkapellmeisters Johann Friedrich Fasch (1688-1758) fertig. Da von dem Barockkomponisten selbst keine Porträts erhalten sind, dienten ihm Bildnisses seines Sohnes als Vorlage – und seine Musik als Inspiration. „Die Büste wird einen Platz in unserer Ausstellung im Schloss finden“, freut sich Dr. Inge Werner über das wunderbare Geschenk, das sie gestern zusammen mit Karin Spott und Sabine Fahle für die Internationale Fasch-Gesellschaft entgegennehmen kann. Unterdessen ruht der tönerne Kern – die für die Gussform modellierte Skulptur – auf dem Boden und spiegelt den jetzigen Charakter der früheren Bäckereifiliale als einer künstlerischen Wirkungsstätte wunderbar wider.

Wie Tatyana Nindel erklärt, ist es vor allem die Ruhe der Kleinstadt im Vergleich zum Trubel der großen Metropolen, die nicht nur Yaroslaw Borodin nach Zerbst zieht. Neben dem jungen Moskauer Bildhauer wird auch die Malerin Elena Orlowa-Afinogenowa aus St. Petersburg die Räumlichkeiten im „Jever-Haus“ nutzen. „Sie ist etwas abergläubisch“, verrät die Mitbegründerin von „fabra ars“, einer Online-Galerie, welche die Werke ihrer Künstler im Internet präsentiert. Im Gegensatz zu Yaroslaw Borodin, der die Performance liebt und sich gern über die Schulter schauen lässt, verwirklicht Elena Orlowa-Afinogenowa ihre Ideen hinter verschlossenen Türen, nur für sich. „Im Frühling wird sie nach Zerbst kommen“, erzählt Tatyna Nindel von den Plänen der Malerin, ein „großes historisches Bild“ in aufwendiger Technik zu kreieren. Bereits im Januar kehrt Yaroslaw Borodin für einen Monat in die Rolandstadt zurück, um hier an seiner Ballettserie weiter zu arbeiten. Angedacht ist es, mit seinen grazilen Skulpturen aus Bronze und Bildern des russischen Balletts eine Ausstellung zu organisieren.