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Jäger Ein Wolfsbeauftragter für Zerbst

Die Jägerschaft Zerbst ernennt einen Wolfsbeauftragten: Jonas Döhring.

Von Arlette Krickau 09.02.2017, 09:00

Lietzo l Pechschwarzes Haar, pechschwarze Hornbrille, groß gewachsen, verschmitztes Lächeln: Jonas Döhring ist 20 Jahre alt, wohnt in Lietzo und ist mit der Jagd aufgewachsen. Der junge Mann ist aufgeschlossen, bleibt keine Antwort schuldig und ist im Vorstand der Jägerschaft Zerbst tätig.

Der Wolf ist ein besonderes Thema für ihn. Seit er mit drei Jahren das erste Mal mit auf der Jagd war, ist er davon fasziniert. Mit 16 Jahren hatte er den Jagdschein, im gleichen Jahr (2013) sichtete er das erste mal einen Wolf. „Der Wolf ist ein besonderes Tier. Man kann sich der Faszination nicht entziehen“, erzählt er.

Die Faszination hat ihn so sehr gepackt, dass er mit der ersten Sichtung eine Dokumentation beginnt. Wolfssichtungen, Risse, Spuren, Kot. „Ich sammelte diese Informationen und wollte sie weitergeben, doch das gestaltete sich schwierig“, erinnert er sich. Er wurde an den Wolfsverantwortlichen der Jägerschaft verwiesen, den es in Zerbst aber nicht gab. Dann versuchte er es in der Altmark, doch dort erfasste man nur Nutztierrisse, keine Wildtierrisse.

Dokumentiert hat er für sich weiter bis heute. Den letzten Wolf sah er am 11. November um 22.19 Uhr im Revier Lietzo – so steht es in seinem Jagdtagebuch.

Durch Gespräche mit Wilfried Bustro, dem Kassenverantwortlichen in der Jägerschaft, wuchs die Idee eines Wolfsverantwortlichen für die Jäger aus der Region Zerbst. Jonas Döhring hat Ideen, steckt im Thema, ist informiert, kennt Formalien.

„Die Interessenverbände arbeiten oftmals aneinander vorbei. Das sollte sich ändern, in dem man wirklich in den kleinen Rahmen wie der Jägerschaft beginnt, gründlich mitzuarbeiten“, erklärt er. Andernorts geschieht es bereits. Die Region Zerbst ist da bisher etwas hinterher. Wie viel hinterher, ist jährlich dem Bericht des Wolfsmonitorings Sachsen-Anhalt zu entnehmen. Dort klafft ein großes Loch in der Region. Möckern, Göritz, Klepzig, Hoher Fläming, Coswig, Oranienbaumer Heide sind aufgeführte Regionen in dem Bericht.

Der Vorstand der Jägerschaft begrüßt die Idee. Im März soll das Konzept der gesamten Jägerschaft vorgestellt werden. Bei einer Bestätigung durch die Jägerschaft, würde Jonas Döhring einen Zusatzkurs zur „wolfskundigen Person“ vom Landesverband der Jäger belegen und innerhalb der Jägerschaft Zerbst ein „Wolfsmanagement“ einführen.

Nachvollziehbare Quellen, Informationssammlung und -verdichtung und Aufklärung sind nur einige Stichpunkte, die in seinem Konzept enthalten sind. „So würden nachvollziehbare Zahlen gesammelt werden, auf deren Basis man eine Argumentationsgrundlage hätte, um eine Positionierung der Jägerschaft zum Thema Wolf setzen zu können. Die bisherigen Strukturen und Erkenntnisse geben das nicht her“, erklärt er.

Unterstützt man Jonas Döhrings Idee und ihn als Person, scheint es wie ein prophezeiter Weg. Denn: Als er noch zur Schule ging, nahm er 2011 am Volksstimme Projekt „SchmaZ - Schüler machen Zeitung“ teil und schrieb schon damals für das Projekt und damit für die Volksstimme über den Wolf, der um die Jahrtausendwende das erste Mal wieder in Deutschland gesichtet wurde.

Ab jetzt will er nicht nur berichten, sondern in den Austausch mit den Jägern und der Bevölkerung gehen.