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Aktion in Zerbst Zeichen für Solidarität

Zerbst war Mittelpunkt einer Frühstücksaktion, die für Solidarität und Nächstenliebe einstehen soll.

Von Katrin Wurm 03.05.2016, 07:00

Zerbst l Gläser klirren, Schalen mit Salat werden hin und her gereicht und Kinder toben um den Esstisch. Was sich nach einer Szene eines Familienessens anhört, findet am Sonntag auf der Schloßfreiheit statt. Dort sitzen zwei Dutzend Menschen und frühstücken. Einfach so, ohne das enge Korsett eines Esszimmers oder einer Küche, sondern unter freiem Himmel, geküsst von der Sonne.

„Heute findet hier die Aktion ‚Anhaltendes Frühstück – permanent Breakfast‘ statt“, erklärt Steffi Heger von der Kulturaktion und wirft damit vielleicht noch mehr Fragen auf. „Dieses öffentliche Frühstücken haben wir bereits im Jahr 2005 in Zerbst veranstaltet. Damals wollten wir auf die Zerstückelung des Gebietes Anhalt aufmerksam machen, quasi als Protestaktion gegen die Umstrukturierungen in der Region. Heute frühstücken wir hier, um ein Zeichen für Solidarität und Nachbarschaftshilfe zu setzen und gemeinsam ins Gespräch zu kommen“, sagt die Vereinsvorsitzende weiter.

Die Idee des gemeinsamen Frühstücks stammt vom Aktionskünstler Friedemann Derschmidt. Er hatte am 1. Mai 1996 erstmals so eine Aktion in Wien durchgeführt. „Unser Verein hatte sich damals von seiner Idee inspirieren lassen und kürzlich rief er mich an und fragte, ob wir zum 20-jährigen Jubiläum des ‚permanent Breakfasts‘ erneut so eine Aktion in unserer Stadt durchführen wollen“, berichtet Steffi Heger von dem Telefonat mit dem Künstler. Gesagt, getan. Innerhalb weniger Tage mobilisierten Steffi Heger und weitere Mitglieder der Kulturaktion zahlreiche Leute und organisierten Tische und Bestuhlung. „Jetzt sitzen wir hier und sind glücklich, dass die Aktion so gut angenommen wird“, freut sich Heger am Sonntag. Am 1. Mai wird nicht nur in Zerbst öffentlich gefrühstückt. Der Aktionskünstler Derschmidt sorgte auch dafür, dass in Städten wie Tel Aviv, Rio de Janeiro und Wien auf öffentlichen Plätzen gemeinsam in das Butterbrot gebissen wird.

Bei strahlendem Wetter sitzen viele Bürger in Zerbst beisammen, essen etwas und kommen ins Gespräch. Karin Zander, Flüchtlingskoordinatorin der Diakonie Zerbst, hat auch viele Flüchtlinge aus Zerbst für das Treffen auf der Schloßfreiheit begeistern können. „Ich finde toll, dass die neuen Zerbster das Angebot so gut annehmen. Alle haben ihre Kinder mitgebracht. Viele haben zu Hause etwas gekocht. So ist das Frühstück eine echte internationale, kulinarische Veranstaltung. Es ist eine tolle Stimmung und diese Aktion setzt ein Zeichen für Solidarität“, freut sich Karin Zander.

Bald sind alle Stühle besetzt, sodass neue Sitzgelegenheiten organisiert werden müssen. „Wer konnte schon mit so einem Andrang rechnen“, freut sich Steffi Heger.