Weiber sorgen würzend für Wohlgefallen

Zerbst l Historische Fakten auf unterhaltsame Weise bei einem geselligen Spaziergang vermitteln – das ist das erfolgreiche Geheimrezept der beliebten Gemeinschaftsaktion „3000 Schritte extra“. Zum inzwischen zehnten Mal findet der wissenswert-vergnügliche Rundgang durch Zerbst statt, zu dem Stadt und Kreisvolkshochschule am 17. September einladen.

„,Würze, Weiber, Wohlgefallen‘ heißt es in diesem Jahr“, schwärmt Tourismuschefin Viola Tiepelmann von einem „superschönen Thema“. Die Idee für das angekündigte „launige Spektakel, bei dem nicht alltägliche Dinge offenbart werden“, hatte Organisationspartnerin Martina Marczok-Stück. „Wir wussten, was wir wollen, nun galt es, den Titel umzusetzen“, erklärt die Leiterin des Zerbster Standortes der Kreisvolkshochschule. „Wir haben unheimliche Recherchen angestellt“, ergänzt Viola Tiepelmann.

Immerhin sollen die Teilnehmer spannende Einblicke erhalten, die bei normalen Stadtführungen nicht geboten werden. Eine Route ist festzulegen und das Motto inhaltlich mit Leben zu erfüllen. Dies ist stets aufs Neue eine Herausforderung, „macht aber immer unglaublich viel Spaß“, sind sich die Frauen einig. Und dieser Spaß überträgt sich auf die gesamte Veranstaltung, die keine staubtrockene Geschichtsstunde sein soll.

Im Gegenteil. „Wir versprechen eine besondere Dramaturgie“, macht Viola Tiepelmann neugierig, ohne mehr Details zu verraten. Auch sonst hüllen sich die beiden weitestgehend in Schweigen, wenn es um die Frage geht, was die Teilnehmer bei der Jubiläumsauflage erwartet.

Nur weniges plaudern sie aus. „Wir werden auf verschlungenen Pfaden historische Orte besuchen“, formuliert es Martina Marczok-Stück. Das Frauenkloster sei natürlich ein Ziel, wobei es sich nicht einzig um die Nonnen drehen muss... Um „Weiber in ganz unterschiedlichen Formen“ gehe es, um Schmackhaftes und darum, „was uns glücklich macht“, sagt Viola Tiepelmann. Selbstverständlich wird auch das männliche Geschlecht vertreten sein, denn „ohne starke Männer geht nichts“, bemerkt Martina Marczok-Stück schmunzelnd.

So konnte Hobbyhistoriker Helmut Hehne für die diesjährige „3000 Schritte“-Tour gewonnen werden. „Die Hauptrollen sind vergeben“, berichtet das Organisationsduo von etwa zehn Mitwirkenden. Ehrenamtlich gestalten sie den lehrreich-amüsanten Rundgang mit – als Darsteller mit Dialog oder Statist. „Die Bereitschaft mitzumachen ist stets vorhanden, wenn wir anfragen und es bei demjenigen zeitlich passt.“ So wollen die zwei Frauen einmal allen herzlich danke sagen, die sich bislang bei den „3000 Schritten“ eingebracht haben.

Das Anhaltische Theater in Dessau lassen sie ebenfalls nicht unerwähnt. Aufgrund des „heißen Drahtes“, den Martina Marczok-Stück dorthin hat, dürfen sie sich im reichhaltigen Kostümfundus der Spielstätte bedienen. Pi mal Daumen schätzt sie ab, was den einzelnen Figuren passen könnte. „Die Anprobe ist der größte Lacher im Vorfeld“, gestehen die beiden fröhlich.

Gut zweieinhalb Stunden wird der Spaziergang durch Zerbst dauern, der sich längst zu einer Völkerwanderung entwickelt hat. „Bei der ersten Aktion waren es nur gut 30 Teilnehmer“, erinnert sich Martina Marczok-Stück. Seither ist die Zahl jedes Jahr angestiegen, bewegt sich mittlerweile zwischen 200 und 250 Personen. Jung und Alt sind gleichermaßen vertreten. „Vom Kinderwagen bis zum Rollator ist alles dabei“, freut sich die Standortleiterin über die generationsübergreifende Resonanz. Längst hat die Tour auch ihre Fans.

Wie viele neugierige Gäste es bei der 10. Auflage werden, bleibt abzuwarten. Fakt ist jedoch, dass der Rundgang wieder um 14 Uhr auf dem Zerbster Marktplatz – direkt vor der Touristinformation – beginnt. Dort starten die „3000 Schritte“, die mindestens zurückgelegt werden – mit „Weibern, Würze und Wohlgefallen“.

Letzte Station wird Anhalts einst größte Hallenkirche sein: die Ruine von St. Nicolai. „Dort findet der gesellige Abschluss statt“, erzählt Viola Tiepelmann. Bei Kaffee und Kuchen können die Teilnehmer über das Erlebte plaudern.

Eine Voranmeldung für den vielversprechenden Rundgang ist übrigens nicht erforderlich, die Tour kostenfrei.