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Ausstellung Treibholz weckt Fantasie

In der Zerbster Galerie auf der Breite sind einzigartige Objekte ausgestellt. Michael Gusinde und Sebastian Wolff heißen die Künstler.

Von Daniela Apel 18.05.2017, 08:00

Zerbst/Walternienburg l „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, lässt Michael Gusinde den Blick durch das Kunstfenster schweifen. Ob Schneidebrett mit dreidimensionaler Optik, außergewöhnlicher Weinhalter oder rustikale Sitzbank – die hölzernen Objekte, die er gemeinsam mit seinem Kumpel Sebastian Wolff in der Freizeit anfertigt, sind ebenso kreativ wie praktisch. Vor allem jedoch sind sie einzigartig, was allein schon ihrem Ursprung geschuldet ist.

„Wir verwenden Treibholz, das wir an der Elbe finden“, erklärt der 48-Jährige. Dorthin verschlägt es die beiden öfter, die zusammen in Walternienburg aufgewachsen sind und die selben Interessen teilen. Das Angeln gehört dazu. In den Sommermonaten werfen sie die Ruten regelmäßig aus. Vor allem nach einem Hochwasser gleitet der Blick von beißenden Fischen ans Ufer, ob nicht irgendwo ein interessantes Stück Holz angeschwemmt wurde.

Immer wieder werden die befreundeten Männer fündig, entdecken gar manch hölzernen Schatz. „Das ist Mooreiche“, zeigt Michael Gusinde auf schleifenförmige Verbindungselemente in einer glänzenden Tischplatte. „Das ist etwas ganz Besonderes, wenn man das in Händen hält“, gesteht er. Immerhin 5000 bis 8000 Jahre alt sei das dunkle Holz. „Es ist extrem hart und schwer zu bearbeiten, aber schön“, erklärt der gelernte Tischler.

Auf die Idee, kunstvolle Holzunikate zu schaffen, brachte ihn vor fünf Jahren ein Bekannter. „Er hat mich gefragt, ob ich ihm eine Bank bauen könnte“, erinnert sich Michael Gusinde. Das Ergebnis können Breite-Passanten in der gläsernen Galerie betrachten. Ein überdimensionaler Angelhaken ruht an der Lehne der Bank. Daneben steht eine zur Lampe umgestaltete Eschenwurzel.

„Wenn ich ein Stück Holz finde, überlege ich, was es werden kann“, erzählt der Tischlermeister. „Ich stelle es erstmal auf unseren Hof und lasse es auf mich wirken“, schildert er, wie eine Idee Gestalt annimmt. Mitunter fehlt auch noch ein passendes Treibholz-Puzzleteil zur Inspiration. Nicht gezielt, sondern spontan fallen die originellen Entscheidungen, wie Sebastian Wolff bestätigt. Der 42-Jährige bringt als Dachdecker ebenfalls handwerkliches Talent mit, wenn es um die Bearbeitung des Holzes geht.

„An den Wochenenden wird gewerkelt, im Winter mehr als im Sommer“, verrät Michael Gusinde. „Gern erfüllen wir Wünsche, wenn jemand etwas Spezielles haben will“, erklärt Sebastian Wolff, der inzwischen in Zerbst wohnt. Um Anregungen zu geben und für Abwechslung im Kunstfenster zu sorgen, sollen die gezeigten Stücke in den nächsten sechs Wochen um Neue ergänzt beziehungsweise ausgetauscht werden. Bis Ende Juni sind die hölzernen Objekte in der gläsernen Galerie zu sehen. „Das ist unsere erste Ausstellung überhaupt“, erklärt Michael Gusinde, der diese seinem kürzlich verstorbenen Bruder Dirk widmet.