EIL

Berufetag Gegen Klischees

Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gewährten 23 Betriebe Mädchen und Jungen Einblick in ihren Beruf. Anlass war der Girls‘ und Boys' Day.

Von Nadin Hänsch 28.04.2017, 07:00

Zerbst l „Tierheim, Tischlerei oder Autohaus, das wäre nichts für mich gewesen“, sagt die 12-jährige Fernanda Budak. „Das haben sich einige meiner Mitschüler ausgesucht“, erzählt die Sechstklässlerin aus der Förderschule in Güterglück.

Gestern öffneten bundesweit insgesamt 10 323 Betriebe im Rahmen des Girls‘ und Boys‘ Day ihre Türen, um Schülern ab der fünften Klasse einen Einblick in ihre Arbeit zu gewähren. Allerdings mit dem Hintergrund, entgegen dem Klischee das Interesse der Mädchen für Berufe, in denen vorwiegend Männer arbeiten zu wecken. Ebenfalls hatten Jungen die Chance Berufe, die bisher noch in Frauenhand liegen, für sich zu entdecken.

Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld konnten die Jungen zwischen acht Angeboten wählen. Es standen ihnen 54 Plätze zur Verfügung . 15 Betriebe boten 112 Plätze für die Mädchen an. In Zerbst beteiligten sich unter anderem ATU – Auto Teile Unger, Apollo-Optik und die Diakonie Zerbst an dem Berufetag.

„Ich habe zusammen mit meiner Lehrerin im Internet recherchiert, welche Betriebe Plätze anbieten“, sagt die Zwölfjährige. Die Wahl fiel dabei auf ATU. Einmal einen Blick über die Schulter eines Kfz-Mecha-tronikers werfen, habe die Schülerin gereizt.

„Der Beruf des Kfz-Mechatronikers hat sich verändert“, sagt Niko Meyer, Leiter der ATU-Filiale in Zerbst. Das Spektrum sei anspruchsvoller geworden. Man müsse nicht unbedingt groß und kräftig sein, um den Beruf auszuüben. „Es gibt schon viele Hilfsmittel beispielsweise für den Radwechsel“, sagt Meyer. „Wir würden uns über eine Kfz-Mechatronikerin freuen, da viele weibliche Kunden sicher auch gern eine Frau als Ansprechpartnerin sehen würden.“

Fernanda Budak störte sich gestern nicht daran, die einzige weibliche Kraft im Team zu sein. „Es wird Zeit, dass mehr Frauen in diesem Beruf arbeiten, damit das Verhältnis bald ausgeglichen ist.“

Oliver Petzoldt (16) besucht die elfte Klasse der Zerbster Förderschule am Heidetor. „Ich fand es interessant, mit Brillen und Gläsern zu arbeiten, deshalb habe ich mich bei Apollo Optik beworben. „Eigentlich ist der Beruf des Augenoptikers kein typischer Frauenberuf, aber gefühlt üben mehr Frauen als Männer den Beruf aus“, erzählt Mitarbeiterin Silvia Büchner. „Handwerk liegt mir einfach und ich möchte später Tischler werden“, weiß der 16-Jährige. Trotzdem nutzte er gestern die Möglichkeit, einen Blick in die Arbeit eines Optikers zu werfen. Brillenrahmen Pfeilen und ein Probeverkaufsgespräch mit den Mitarbeiterinnen standen für den Jugendlichen auf dem Programm. Mit vielen neuen Eindrücken endete der Girls‘ und Boys‘ Day erfolgreich für die beiden Schüler.

Der Berufetag wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.