Blutspende Tiefrote Zahlen

2015 war kein gutes Jahr für den Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Bitterfeld-Zerbst. Zu wenige spendeten Blut.

Von Sebastian Siebert 12.01.2016, 11:00

Zerbst l Auch angesichts der wartenden Menschen im Foyer der Sekundarschule Ciervisti kam bei Peter Stoye keine gute Laune auf. „Ich freue mich über jeden, der spendet. Aber in der Ciervisti-Schule haben wir am Donnerstag einen Negativ-Rekord aufgestellt“, sagte er der Volksstimme tags darauf am Telefon.

„Das war die schlechteste Blutspende in der Ciervisti-Schule seit Anbeginn der Zeitrechnung“, machte er sich Luft. Lediglich 35 Spender waren erschienen. So wenige waren es noch nie. Weder in der Ciervisti-Schule noch überhaupt in einem Zerbster Spendenort, erklärte der Leiter der Zerbster DRK-Geschäftsstelle. Allein in Güterglück seien einmal 21 und einmal 15 Leute gekommen. „Da gibt es aber weniger Menschen. Die 15 kamen am Tag nach Kyrill“, betonte er.

„Immerhin“, so fand er auch Gutes, „waren vier Erstspender da. Das ist eine ordentliche Summe. Bei zehn Prozent Erstspendern sind wir zufrieden“, sagte er. Das sei ja gegeben.

Dennoch sieht er die Spendenaktion eher kritisch. „Das sind tiefrote Zahlen“, erklärte er weiter. Schließlich seien mit Schwestern und Arzt neun Leute beschäftigt gewesen. „Man hat mir gesagt, dass bei einigen der großen Betriebe die Leute noch im Urlaub sind“, fügte Stoye an. Vielleicht seien deswegen nur wenige Spender erschienen. „Wir hatten schon mehr als 100 Spender in der Ciervisti-Schule“, sagte der Geschäftsstellenleiter. 120 sogar am 30. Mai 2011. Doch solche Zahlen werden seitdem nicht mehr erreicht. „Der Zug ist abgefahren“, sagte Stoye etwas resigniert.

Denn mit 1435 Spendenwilligen sei im vergangenen Jahr der Zuspruch geringer gewesen als in den Vorjahren. Damit habe sich ein Trend fortgesetzt. 2014 kamen noch 1588 Menschen, 2013 waren es 1606 und davor 1705 Spendenwillige.

Allerdings bot der Blutspendedienst auch in jedem Jahr weniger Termine an. Waren es 2012 noch 43, fanden 2015 nur noch 31 Termine statt. 2016 sind nur noch 28 geplant. „Das liegt auch einfach am Zuspruch“ so Stoye. Denn 35 Spender müssen es mindestens sein, um überhaupt einen Spendetermin anbieten zu können, sagte Stoye. Weil das nicht mehr überall möglich war, wurden Blutspendetermine komplett aus dem Jahreskalender gestrichen. „Wir sind nicht mehr in Nedlitz, Jeber-Bergfrieden und Serno“, so der Geschäftsstellenleiter. Die Orte seien teilweise zu klein, um genügend Menschen zu mobilisieren. Noch vor wenigen Jahren sei das Blutspenden auch eine Art Treffpunkt gewesen. „Dort kamen viele zusammen und man konnte sich was erzählen“, berichtete der stämmige Leiter der Zerbster Geschäftsstelle.

Das habe sich gewandelt. „Viele Ältere fallen aus, zum Beispiel, weil sie Medikamente nehmen wie Blutverdünner. Das Blut können wir nicht spenden“, sagte er.

Und die Jungen zöge es in die Städte, dorthin wo Arbeit sei. Allein nach Großschadensereignissen steige die Bereitschaft zu spenden, stellte er fest. „Auch an der Werbung liegt es nicht. Wir haben beispielsweise in Leitzkau massiv plakatiert und einen Termin bekanntgemacht. Es kamen genauso viele wie ohne jegliche Werbung“, sagte er.

Die meisten Spender kommen durch Bekannte in den Kontakt mit dem Spenden. So auch Olaf Röhrig. Der 50-Jährige wurde durch seine Tochter Tina zum Spender, hat mittlerweile 19-mal sein Blut gegeben, seine Tochter kommt auf 13-mal. „Wann immer wir können, gehen wir gemeinsam spenden“, sagte der Vater. Für die 24-Jährige ist klar: „Wenn mir einmal etwas passiert, will ich ja auch, dass mir geholfen wird“, sagte sie.

Menschen wie Tina Röhrig sind für Stoye Gold wert. „Junge, aktive Spender sind sehr schwer zu bekommen“, sagte er.

Auf einen größeren Zuspruch als in der vergangenen Woche hofft Stoye heute. Dann wird in der Volksbank (16 bis 20 Uhr) den Spendern das Blut abgezapft.

„Normalerweise glichen sich die Volksbank und die Ciervisti-Schule immer aus“, berichtete er. Beide Termine werden immer im Wochenabstand organisiert, damit jene, die wegen ihrer Schicht in der einen Woche nicht kommen können, in der anderen Woche Zeit haben. Stoye hofft, dass die Urlaubszeit nun vorbei ist.