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Busverkehr Neue Fahrpläne sorgen für Unmut

Die neuen Fahrpläne der Stadtlinie in Zerbst stellen für Senioren, die im Wilhelminischen Kasernenviertel wohnen, eine Einschränkung dar.

Von Nadin Hänsch 13.07.2017, 01:01

Zerbst l Seit Juli gilt ein neuer Fahrplan, das gilt auch für den Nahverkehr in Zerbst und Umgebung. Mit dem Fahrplanwechsel wurde das Verkehrskonzept im Landkreis Anhalt-Bitterfeld umgestellt. Die Busse fahren nicht nur zu anderen Zeiten, sondern auch mit neuen Liniennummern. Aus den beiden Stadtlinien wurde eine, die nun unter der Nummer 460 fährt. Und genau das stellt für viele Senioren, die im Wilhelminischen Kasernenviertel oder nahe der Seniorenresidenz Willy-Wegener in Zerbst wohnen, eine Verschlechterung dar.

„Mit dem neuen Fahrplan wurde das gesamte Wilhelminsche Viertel abgehängt“, klagt Irene Morgenthal. „Gerade dort wohnen viele ältere Menschen, welche unter anderem auch gehbeeinträchtigt sind“, weiß die Rentnerin.

Die Situation habe sich mit dem Fahrplanwechsel nicht verbessert. Um beispielsweise vom Seniorenheim zum Einkaufscenter in der Coswiger Straße zu gelangen, müsse man nun zunächst zum Markt laufen und dann in die Stadtlinie 460 einsteigen. Denn seit Juli wird die Haltestelle Kupfergasse nahe der Senioreneinrichtung nicht mehr angefahren. „Ein großer Umstand“, wie die Zerbsterin findet. Auch das Gebiet am Stadtbad sei von der Stadtbuslinie abgeschnitten.

„Die Preise für Fahrkarten werden immer teuerer, aber es wird auch immer weniger angefahren und wir können noch weniger nutzen“, verdeutlicht Irene Morgenthal. „Ist es nicht die Aufgabe der Stadt, den Nahverkehr zu regeln und zu sichern?“

Stadtoberhaupt Andreas Dittmann (SPD) signalisiert auf Nachfrage der Volksstimme, dass hier noch Optimierungsbedarf bestehe. „Die Stadt Zerbst wurde im Zuge eines Anhörungsverfahrens vom Landkreis gebeten zur geplanten Änderung des Fahrplanes eine Stellungnahme abzugeben“, so der Bürgermeister. „Nach Prüfung der geplanten Fahrplanänderungen ab dem 1. Juli 2017 auf der Homepage der Vetter Verkehrsbetriebe GmbH ist festzustellen, dass zukünftig die Stadtlinie 450 Zerbst, Bahnhof – Zerbst, Markt – Zerbst, Bahnhof in der gewohnten Art als separate Stadtlinie wegfällt und durch die Linie 450 Nedlitz – Lindau – Zerbst – Aken ersetzt wird“, gibt er die Stellungnahme wieder.

„Im Zuge der Beteiligung im August 2016 zur Neuerteilung der Liniengenehmigungen (Stellungnahme der Stadt Zerbst vom 30. August 2016) ist leider nicht aufgefallen, dass zukünftig der Bereich der Wilhelminischen Kasernen (Haltestelle Goethestraße) nicht mehr über die Stadtlinie 450 angefahren wird und damit auch eine direkte Anbindung an das Einkaufszentrum in der Coswiger Straße nicht mehr gegeben ist. Dies wird mit der zum 28. Juni abgegebenen Stellungnahme korrigiert“, nimmt Dittmann weiter Bezug.

„Das Wohnviertel besteht im Wesentlichen aus Mehrfamilienhäusern, in dem eine Vielzahl älterer Menschen unter Umständen mit Bewegungseinschränkungen leben.“ Der Wegfall der Haltestelle Goethestraße sei noch vertretbar, da sich in unmittelbarer Umgebung die Haltestelle Dobritzer Straße befinde. „Das zukünftige Umsteigen in eine andere Linie, um zum Einkaufszentrum in der Coswiger Straße zu gelangen, stellt dagegen eine eklatante Verschlechterung für den vorgenannten Personenkreis dar und bringt zusätzliche Belastungen mit sich“, findet der Rathauschef.

Die Linie 450 verkehre zukünftig nur noch an den Schultagen, an den anderen Tagen seien die Bürger auf einen Anrufbus angewiesen.

Gegen diese angedachte Änderung habe die Stadt erhebliche Einwände.

Der Bürgermeister habe den Landkreis daraufhin gewiesen, dass die Stadt mit der PNVG Anhalt-Zerbst mbH, jetzt Regionalverkehr Anhalt – Bitterfeld (RVA), einen Vertrag über Zuwendungen der Stadt an die PNVG Anhalt – Zerbst mbH im Rahmen der Finanzierung des Stadtverkehrs am 1. Januar 2002 abgeschlossen habe. Dieser Vertrag sei auf unbestimmte Zeit abgeschlossen und regele den innerstädtischen öffentlichen Personennahverkehr. Für diese Leistung erhalte die RVA jährlich 30 678,00 Euro. „Dafür wurden bislang zwei Stadtlinien – 450 und 460 – vorgehalten und geführt. Mit der Beibehaltung nur noch einer Stadtlinie, der Linie 460 (Zerbst,Bahnhof –Markt – Amtsmühlenweg – Zerbst, Bahnhof) wird die Stadt schlechter gestellt. Der Landkreis wurde mit der Stellungnahme aufgefordert, die geplanten Änderungen der Stadtlinien zu korrigieren“, sagt Dittmann.