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Digitale Schule In Zerbst nur langsames Tempo

Die Zerbster Grundschulen sollen mit digitalen Klassenzimmern ausgerüstet werden. Stadtrat Helmut Seidler pocht auf schnelles Handeln.

Von Daniela Apel 22.11.2016, 03:00

Zerbst/Lindau l „Wir wollen lieber morgen anfangen, mit den interaktiven Tafeln zu arbeiten, als erst in einem Jahr“, erklärt Margitta Sens. Der Leiterin der Lindauer Grundschule geht die Realisierung der digitalen Klassenzimmer viel zu langsam voran. „Zäh, zäh geht‘s vorwärts“, findet Helmut Seidler. In seiner Doppelfunktion als Stadtratsmitglied und Ortsbürgermeister von Lindau drückt er gern immer wieder aufs Tempo, wenn es um die Modernisierung der Bildungseinrichtungen in Trägerschaft der Stadt geht. Vom 29. Mai 2015 stammt der Volksstimme-Artikel mit der Überschrift „Klosterumbau oder Whiteboards?“, den er in dem Zusammenhang hervorholt. Damals hatte er den Antrag in den Stadtrat eingebracht, die Anschaffung von „Whiteboards“ für die sechs kommunalen Grundschulen in den Investitionsplan aufzunehmen – und scheiterte.

Erst im Januar 2016 wurde nach weiterer Diskussion der Weg für die digitale Aufrüstung freigemacht und 309 000 Euro in den Investitionsplan 2016 bis 2019 für die Ausstattung der Schulen mit interaktiven Tafeln und Laptops beziehungsweise Tablets für die Schüler aufgenommen. Gleichzeitig war klar, dass diese Summe nicht ausreicht. Über das Programm „Stark III“ sollen Fördermittel akquiriert werden. Wie Bürgermeister Andreas Dittmann Ende Oktober im Stadtrat informierte, müssen die Anträge mit lernpädagogischen Konzepten unterlegt sein. Die Erstellung dieser Konzepte erfolge in Zusammenarbeit mit einer Magdeburger Firma.

In der vergangenen Woche fand zu diesem Thema eine interne Beratung des Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportaus- schusses gemeinsam mit den Grundschulleiterinnen statt. Dabei sei es um die Medienentwicklungskonzepte gegangen, die neben dem Technikkonzept mit dem Förderantrag einzureichen sind. Bis zum 2. Dezember seien diese Konzepte nun seitens der Schulen zu konkretisieren und zu ergänzen, hofft Seidler, dass dieser Termin von allen eingehalten wird, um zügig voranzuschreiten.

Ginge es nach ihm, wären sie bei der digitalen Aufrüstung längst weiter. „Wir wollten es allein machen“, blickt der Ortsbürgermeister zurück. Zumal Lindau bereits durch den Breitbandausbau und Datenübertragungsraten von 50 Megabit pro Sekunde über die erforderlichen technischen Voraussetzungen verfügt. „Dann hätten wir es schon vor zwei Jahren gehabt“, meint Seidler.

Obwohl die Fördermittelchance erst jetzt gegeben sei, gesteht er. „Aber wenn alle Grundschulen zuschlagen, reichen die Gelder nicht“, erklärt der Ortsbürgermeister nicht zuletzt mit Blick auf die aktuelle Initiative von Bundesbildungsministerin Dr. Johanna Wanka. Demnach will der Bund über einen Zeitraum von fünf Jahren rund 5 Milliarden Euro für die 40 000 Grundschulen, allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen zur Digitalisierung zur Verfügung stellen.

Seidler begrüßt diese „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“, um einer „digitalen Spaltung der Schülerschaft“ entgegen zu wirken, wie es im entsprechenden Papier heißt. Denn dies ist dringend notwendig. „Uns gehen die Kinder verloren“, sagt Margitta Sens. Eltern schauen, wo ihrem Nachwuchs die besten Bedingungen geboten werden – Unterricht mittels interaktiver Tafeln, wie ihn freie Schulen anbieten, gehört für viele im digitalen Zeitalter dazu.

Umso enttäuschter war die Lindauer Schulleiterin von der Zusammenkunft am vorigen Dienstag. „Ich war mit der Erwartung hingefahren, dass es heißt, die Fördermittel kommen und wir fangen an.“ Stattdessen fühlte sie sich erneut ausgebremst. „Das sind immer nur kleine Schritte“, beschreibt Margitta Sens ihre Frustration. Längst ist der passende Raum für das digitale Klassenzimmer ausgewählt, eine junge Kollegin mit entsprechender Erfahrung verstärkt bereits das Pädagogenteam. „Wir hoffen, in den Halbjahresferien unsere Tafel zu bekommen“, bemerkt Katharina Schub. „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt Margitta Sens, die sich bei dem Termin in Zerbst Aussagen zu einem konkreten Zeitplan gewünscht hätte.

Fakt ist momentan nur, dass der Fördermittelantrag im Januar eingereicht werden soll.