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Energie Strom für den Ernstfall

Die Kommunen sind angehalten, für den Fall eines sogenannten „Blackouts" Vorkehrungen zu schaffen.

Von Sebastian Siebert 31.08.2016, 01:01

Zerbst l Kaum ein Szenario hätte so weitreichende Folgen, wie der vollständige Zusammenbruch der Energieversorgung. Die Notsysteme für die Energieversorgung reichen nur wenige Tage. Abhilfe könnte der Energiepark der Firma Getec schaffen.

Im Falle einer Katastrophe wäre zum Beispiel in Zerbst das Krankenhaus eines der ersten Objekte, bei dem Schaden an Menschen drohen könnte. Das Krankenhaus gilt als ein besonders sensibler Bereich. Das Krankenhaus Zerbst kann sich einen kurzen Zeitraum mit Strom und Wärme selbst versorgen, teilte Pressesprecher Martin Wachter auf Anfrage der Volksstimme mit. „Für die Notstromversorgung hält die Helios-Klinik Zerbst ein Notstromaggregat vor, welches über einen 8 000 Liter umfassenden Erdtank gespeist werden kann. Das reicht aus, um das Krankenhaus und alle wichtigen Funktionsbereiche, wie zum Beispiel die Operationssäle, vier Tage mit Notstrom zu versorgen“, so Wachter.

100 000 Liter Heizöl stellen die Versorgung mit Wärme für das Krankenhaus sicher, ebenfalls vier Tage lang. Aber auch die Stadtverwaltung sei so ein sensibler Bereich, sagt Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). „Im Notfall wie bei einer Naturkatastrophe braucht man eine funktionierende Verwaltung, um alle Maßnahmen zu koordinieren.“ Seit drei Jahren treibe ihn schon die Thematik um, dass Rathaus für den Ernstfall mit Notfallsystemen auszurüsten. „Das kostet rund 200 000 Euro“, sagt er und ergänzte: „Das kriege ich dem Stadtrat nicht verkauft.“

Das muss er vielleicht auch nicht mehr tun. Denn mittlerweile gibt es ganz andere Pläne, die Stadt im Falle eines Blackouts über mehrere Tage weiterhin mit Energie versorgen zu können.

Die Firma Getec betreibt auf dem ehemaligen Militärflugplatz einen Energiepark. Im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls würde dort immer noch Strom produziert werden. Allerdings sei man abhängig von Wind und Sonne, so Chris Döhring, Vorstand von Getec Green Energy. Was aber täglich rund um die Uhr produziert werde, sei das Gas der Biogasanlage. Das werde in das örtliche Gasnetz eingespeist und könnte im Ernstfall - so die Idee - direkt von den Stadtwerken Zerbst genutzt werden. Diese könnten aus dem dann zugelieferten Gas im eigenem Blockheizkraftwerk Strom für Zerbst erzeugen, erklärt Bürgermeister Andreas Dittmann. Von dort aus könnten zumindest die sensiblen Punkte der Stadt mit Strom versorgt werden. „Wir befinden uns mit dem Netzbetreiber Erdgas Mittelsachsen und den Stadtwerken Zerbst in enger Abstimmung und werden diesen Fall demnächst simulieren“, so Chris Döhring.

„Für den Fall eines Blackouts würde das auch zusammen mit dem Biogaswerk in Güterglück reichen, um zumindest die Privathaushalte zu betreiben“, sagt Jürgen Konratt, Leiter der Stadtwerke Zerbst. Für die Industrie wäre das allerdings zu wenig.

Währenddessen forscht die Getec zusammen mit der Universität Magdeburg und dem Fraunhofer-Institut an einem Energiespeicher. Das, was der Regenerativen Energie immer vorgeworfen werde, sei die schwankende Verfügbarkeit. Mit dem Speicher, mit dem die Getec auch überschüssige Menge Energie vom Markt kaufen und konservieren wolle, könnten dann zusätzlich Energie aus Solar und Wind in den Speicher geladen werden, um die Stadt auch nachts zu versorgen. Der Speicher könnte noch in diesem Jahr seinen Baustart erleben. Bürgermeister Dittmann sagt: „Wie schnell eine Kommune betroffen sein könnte, hat man gerade in Italien sehen können.“ Zwar liege Zerbst nicht auf den Lücke zwischen tektonischen Platten, „aber das Hochwasser hat uns gezeigt, dass auch wir nicht davor gefeit sind“, stellt er heraus. Dass gerade jetzt vor dem Hintergrund der Empfehlung der Bundesregierung über die Bevorratung mit Lebensmitteln an die Bevölkerung in Zerbst über eine Notfallversorgung nachgedacht werde, sei reiner Zufall, so Dittmann.