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Flüchtlinge Integration kostet Zeit und Geld

Die Integration von Flüchtlingen macht Fortschritte, kostet aber Geld und Zeit. Darauf verweist das Jobcenter in Zerbst.

Von Sebastian Siebert 27.01.2017, 11:00

Zerbst l Nach der Anerkennung als Asylberechtigte fallen Flüchtlinge leistungsrechtlich in die Zuständigkeit des Jobcenters. Das heißt in Anhalt-Bitterfeld Kommunale Anstalt Anhalt-Bitterfeld, kurz KomBA-Abi. Deren Vorstand ist Volker Krüger, der im Rahmen eines Pressetermins einen Zwischenstand über die Arbeit seiner Institution mit den Flüchtlingen gab.

„Ein wesentlicher Bestandteil für die Integration in unsere Gesellschaft ist die Integration in den Arbeitsmarkt“, sagte Krüger. Letztere werde eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von erheblicher Bedeutung für die Jobcenter sein, sagte er weiter. „Ich muss realistisch einschätzen, dass diese Integration mit sehr vielen Problemen behaftet sein wird.“ Das sei bundesweit der Fall, so Krüger.

„Unsere erste Aufgabe ist die schnelle Bewilligung von Leistungen. Wir müssen die Menschen mit dem ausstatten, was sie zum Leben brauchen“, erklärte er.

„Es gibt zwei Probleme, die der Integration in den Arbeitsmarkt entgegen stehen“, machte der Vorstand deutlich. „Das sind die sprachlichen Defizite“, sagte er. „Bei zwei Dritteln haben wir keine verwertbaren Berufs- oder Schulabschlüsse“, so Krüger weiter. „Diese beiden Komponenten machen es zurzeit ungemein schwierig, geflüchtete Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Dabei gebe es jedoch eine hohe Bereitschaft der Flüchtlinge, eine Arbeit aufzunehmen. „Das bestätigen mir alle Kollegen. Wir haben viele motivierte, junge Menschen, die auch etwas erreichen wollen. Allerdings ist der Wunsch schnell zu arbeiten nicht mit den nötigen Anforderungen gedeckt“, sagte Krüger.

Daher werde parallel zur Leistungserbringung die sprachliche Ausbildung vorangetrieben. „Wir als Jobcenter können die Menschen zum Integrationskurs verpflichten“, und das werde auch getan, so der Vorstand. Die Möglichkeiten dazu seien zufriedenstellend. „Auch in Zerbst können jetzt die Kurse an der Volkshochschule absolviert werden“, informierte der Vorstand.

Dass man alle Geflüchteten kurzfristig in den ersten Arbeitsmarkt bekomme, werde nicht passieren. „Wir müssen von mittel- und langfristigen Zeiträumen ausgehen“, sagte er. Sein Leitspruch sei mittlerweile: „Integration kostet Zeit und Geld“

2016 haben 27 Flüchtlinge eine Arbeit gefunden. Die meisten seien geringfügig sozialversicherungspflichtige Jobs, darunter vor allem Hilfsarbeiten im Gleisbau oder der Gastronomie.

Das sei eine kleine Zahl. „Aber ich bin nicht unzufrieden damit“, sagte Krüger.

Denn die Ansprüche der Arbeitgeber seien hoch. „Und das zu Recht. Wenn die Anforderungen nicht erfüllt werden, bringen wir die Menschen nicht zusammen“, stellte Volker Krüger klar.