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Gesundheit Frank Herrmann schließt Zerbster Praxis

Frank Herrmann schließt seine Hausarztpraxis in Zerbst für immer. Der Mediziner geht in den Ruhestand. Ein Nachfolger fehlt.

Von Daniela Apel 31.03.2017, 07:00

Zerbst l „Ich freue mich auf den Ruhestand, aber mir wird sicher irgendwann was fehlen“, gesteht Frank Herrmann. Immerhin verabschiedet sich der Diplom-Mediziner jetzt von seinem Traumberuf. Am Freitag schließt er offiziell seine Hausarztpraxis an der Wolfsbrücke. Die meisten Patientenakten hat er bereits herausgegeben und mit jeder Karteikarte einen Beleg für sein Lebenswerk.

An diesem ist der Kinderarzt und einstige Chef der Zerbster Poliklinik nicht ganz unschuldig. „Er hat in den siebziger Jahren viele junge Hausärzte hergeholt“, erzählt Frank Herrmann vom verlockenden Angebot einer Neubauwohnung. Er selbst kam auf diese Weise nach dem Studium in die Rolandstadt. „1977 oder 1978 muss das gewesen sein“, erinnert sich der gebürtige Dessauer. Er absolvierte zunächst eine Facharzt-ausbildung, bevor „ich eines Tages gefragt wurde, ob ich die Praxis in Steutz übernehmen möchte“. Das tat Frank Herrmann. Fortan empfing er dort an zwei Tagen die Patienten, an den übrigen half er in anderen Praxen aus.

„Nach der Wende entschied ich mich, meine Hauptpraxis nach Zerbst zu verlegen und in Steutz eine Zweigpraxis zu betreiben“, schaut er zurück. Diese schloss er allerdings vor einigen Jahren. Nun steht der nächste, endgültige Einschnitt bevor, dem Frank Herrmann mit zwiespältigen Gefühlen begegnet. Zwar wird er künftig mehr Zeit für alles Private haben. Andererseits berührt ihn die Dankbarkeit der Patienten, die er in den zurückliegenden Tagen erfuhr. Immerhin hat er mitunter drei Generationen einer Familie medizinisch betreut.

Gedanken macht sich Frank Herrmann ebenfalls über die zukünftige Hausärztesituation in Zerbst. Er selbst hat für seine Praxis keinen Nachfolger gefunden. Seine aktive Suche vor einigen Jahren scheiterte. Möglicherweise sei es nicht so attraktiv, nach Zerbst zu kommen, mutmaßt er. „Viele wollen auch das Risiko nicht eingehen“, glaubt Frank Herrmann.

Dennoch ist er zuversichtlich, dass seine über 1000 Patienten nun bei einem seiner Kollegen unterkommen. Aber wie sieht es in fünf Jahren aus, wenn weitere Hausärzte in den Ruhestand gehen, fragt sich Frank Herrmann.

Momentan zumindest gehört Zerbst zu den so genannten Planbereichen mit der höchsten Hausarztdichte, wie Janine Krausnick, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, informiert. Der Versorgungsgrad liege bei 129,8 Prozent – zum Vergleich: im Bereich Köthen sind es 104,4 Prozent, im Bereich Bitterfeld nur 93,1 Prozent. „Ein Versorgungsgrad von 100 Prozent liegt vor, wenn das Arzt-Einwohner-Verhältnis von 1671 erreicht wird“, erläutert Janine Krausnick. In der Einheitsgemeinde Zerbst, in der aktuell insgesamt 18 Hausärzte tätig sind – 14 in der Stadt und vier im Umland – entfallen 1225 Einwohner auf einen Arzt.

Mit der Schließung der Praxis von Frank Herrmann wird sich dieses Verhältnis leicht verschieben. Hinsichtlich der künftigen Entwicklung wird seitens der Kassenärztlichen Vereinigung keine Prognose gewagt, da jeder freiberuflich tätige Arzt selbst entscheiden kann, wann er in den Ruhestand wechselt. „Anhand der Altersverteilung ist in Zerbst jedoch zu erkennen, dass vier Ärzte 63 Jahre oder älter sind. Insofern ist in diesem Umfang zukünftig mit Nachbesetzungsbedarf zu rechnen“, sagt Janine Krausnick.

Um Ärzte beim Finden eines Nachfolgers zu unterstützen, verweist die Kassenärztliche Vereinigung auf die Möglichkeit, die Praxis in einer Praxisbörse anzubieten und das mit recht guten Erfolgschancen. Zugleich berichtet die Pressesprecherin auf die vom Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen beschlossenen Fördermaßnahmen, um ärztlichen Nachwuchs für eine ambulante Tätigkeit zu gewinnen. Denn in einigen Teilen Sachsen-Anhalts ist die hausärztliche Versorgung schon relativ ausgedünnt.

Zerbst zählt gegenwärtig nicht dazu, sondern ist sogar für Neuzulassungen gesperrt – nur die Übernahme einer bestehenden Praxis wäre möglich.