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Hitze Mit Tuch und Wasser gegen die Hitze

Volksstimme stellt die heißesten Jobs in Zerbst vor. Der erste Besuch galt dem Döner-Imbiss an der Breiten Straße.

Von Thomas Kirchner 19.07.2017, 23:01

Zerbst l Mehmet Yildirim und sein Team stehen mit ihren geschärften Messern an den Drehspießen - egal bei welchem Wetter. Wenn sich der Dönerspieß im Dönerhaus auf der Zerbster Breite zu drehen beginnt, steigen die Temperaturen in dem kleinen Imbiss drastisch an, auch und gerade in unmittelbarer Nähe der beiden Spieße. Da klettert das Thermometer schon bei relativ normalen Außentemperaturen teilweise auf mehr als 40 Grad Celsius.

Noch ungemütlicher wird es dann bei hochsommerlichen Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius draußen vor der Tür. Dann steigt das Quecksilber hinter der Theke auf bis zu 50 Grad und mehr an. Da müssen der Chef und seine beiden Mitarbeiter schon hart im Nehmen sein. Da heißt es, Zähne zusammenbeißen und eine Wasserflasche und ein Handtuch in der Nähe haben.

„Eigentlich sind wir die hohen Temperaturen gewohnt“, sagt Mehmet Yildirim. Nicht selten steige die Temperatur in seiner türkischen Heimat im Sommer auf bis zu 50 Grad Celsius. Ähnlich sieht das auch sein Mitarbeiter Artur Kasinjan, der 1993 aus Armenien nach Deutschland kam. „Bei uns in Armenien herrschen im Sommer ähnliche Temperaturen wie in der Türkei, also sind wir große Hitze schon gewohnt“, sagt Kasinjan. Dennoch sei es natürlich eine Herausforderung, täglich mehr als acht Stunden am Dönerspieß zu stehen. Da bleibt das Schwitzen nicht aus. Nicht zu unterschätzen: Das Schwitzen hat Folgen für den Stoffwechsel.

Mit der Flüssigkeit werden auch Salz und andere Mineralien ausgeschieden. Ausreichendes Trinken und eine ausgewogene Ernährung sind wichtig, um Wasser- und Salzverlust wieder auszugleichen. Ein Erwachsener benötigt zirka 2 bis 2,5 Liter Flüssigkeit pro Tag, bei Hitzebelastung jedoch deutlich mehr. Geeignete Getränke sind Trink- und Mineralwasser (möglichst ohne Kohlensäure) sowie ungesüßter Kräutertee, raten Experten. Sehr kalte Getränke sollten vermieden oder nur in geringen Mengen konsumiert werden. Eine zusätzliche Salzzufuhr ist nach Einschätzung der Fachleute nicht erforderlich.

Yildirim und seine Mitarbeiter trinken mehr als fünf Liter Mineralwasser an heißen Sommertagen. „Mit Kreislaufproblemen oder ähnlichem haben wir aber bisher noch nie zu tun gehabt. Ich hoffe natürlich, dass das auch so bleibt“, erklärt der Chef. Das Dönerhaus feierte am 22. Juni sein einjähriges Bestehen auf der Zerbster Breite. „Es ist nicht mein erstes Geschäft in Zerbst“, erzählt Mehmet Yildirim. Bereits 2001 habe er an der ehemaligen HO, später Spar-Kaufhalle auf der Alten Brücke einen Imbiss eröffnet, 2009 dann in dem kleinen Häuschen gegenüber vom Eiscafé Frens in der Fritz Brandt Straße.

Längst haben sich Döner und Co. in Deutschland etabliert. Die Zubereitung von Fleisch am Drehspieß hat in Anatolien eine lange Tradition, auch das Servieren von Grillfleisch im Fladenbrot. Wann der erste Döner-Imbiss in Deutschland eröffnete, ist unklar. Einer Legende nach soll es Anfang der 1970er Jahre in Berlin am Kottbusser Damm gewesen sein. Nach einer anderen Darstellung, die durch den Verein türkischer Döner-Hersteller bestätigt wird, soll der Döner – damals als Grillfleisch im Fladenbrot bloß mit Zwiebeln – einschließlich seiner Zubereitung am rotierenden Metallspieß vom türkischen Einwanderer Kadir Nurman erfunden und nie patentiert worden sein; sein erster Döner-Imbiss sei Anfang der 1970er Jahre am Bahnhof Zoo gewesen. Andere behaupten, den Döner Kebab bereits 1969 in Reutlingen angeboten zu haben, heißt es bei Wikipedia. Wie und wann auch immer, der Döner ist mittlerweile beliebter denn je, auch in Zerbst.

Und einen Trost gibt es für Mehmet Yilderim und sein Team: Irgendwann geht jeder Sommer mal zu Ende.