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Innenstadt Zerbst Barrierefrei übers Kopfsteinpflaster?

Umgestaltungspläne des Inhabers der Schloßkonditorei zwingen die Stadt Zerbst zur Verlegung des Fußweges.

Von Daniela Apel 09.03.2017, 00:01

Zerbst l Wie Heike Krüger im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss ausführte, beabsichtigt der Inhaber der Schloßkonditorei die Umgestaltung seiner als Straßencafé genutzten Freifläche. „Er möchte dort einen Pavillon für den Außerhausverkauf errichten und erhöhte Sitzgelegenheiten schaffen“, schilderte die Leiterin des Bau- und Liegenschaftsamtes. Abends soll das Café mit Sichtschutzelementen, die tagsüber offen sind, verschlossen werden. Diese Pläne haben zur Folge, dass die Privatfläche nicht mehr wie bislang als öffentlicher Fußweg genutzt werden kann.

Seitens der Verwaltung hat man sich aus diesem Grund Gedanken über eine Alternative gemacht. Demnach soll der Gehweg auf den jetzigen Parkplatz – das heißt hinter den Zaun – verlegt und mit Pollern abgegrenzt werden. Gleichzeitig ist vorgesehen, die Poller zwischen Alter Brücke und der Schloßfreiheit ans westliche Ende des Dicken Turms zu versetzen, so dass die bisherigen vier Parkplatze auf Höhe des Glockenturms wegfallen, wie Heike Krüger darlegte.

„Momentan haben wir dort 16 Stellflächen“, blickte Kerstin Gudella auf die aktuelle Parkplatzsituation vor der Volksbank. Im Bereich des Parkautomaten könnte ein weiterer Stellplatz angeordnet werden, meinte die Ordnungsamtsleiterin. Bereits jetzt würden dort Autofahrer ihre Pkw abstellen. Zudem könnte auf der Taxi-Fläche, die kaum als solche genutzt werde, eine Längsparkfläche für Pkw angelegt werden. „Damit würden nur zwei Parkplätze wegfallen“, konstatierte sie.

Die Stadträte beschäftigte in Anbetracht des mit Natursteinen gepflasterten Parkplatzes allerdings eine andere Frage viel stärker. „Wie sieht es mit der Barrierefreiheit aus? Soll da was gemacht werden?“, ergriff Ausschussvorsitzender Sebastian Siebert (SPD) als erster das Wort. Er regte an, diesen Punkt zu berücksichtigen.

Helmut Seidler (FFZ) schlug in dem Zusammenhang vor, das gesamte Areal einmal höhenmäßig zu erfassen. Zugleich gab er zu bedenken, dass „wir uns im historischen Stadtzentrum befinden“. Zum Finden einer „eleganten Gestaltungslösung“ hinsichtlich der Barrierefreiheit, wie er es ausdrückte, ist der Denkmalschutz hinzuziehen.

Und noch ein weiterer Aspekt spielt eine Rolle. Die Umgestaltung der Schloßfreiheit geschah mit Fördermitteln, die eine Bindungsfrist mit sich bringen, innerhalb derer keine gravierenden Veränderungen vorgenommen werden dürfen.

Dies alles ist genauso zu prüfen wie der Einwurf von Lutz Voßfeldt (FDP), ob Poller zur Abgrenzung ausreichen. „Die Autoschnauze könnte in den Fußweg reinragen“, gab er zu bedenken. Darüber hinaus warf er die Idee ein, für den Gehweg Altsteinpflaster in Beton zu verwenden.

„Man sollte wirklich alle Faktoren berücksichtigen und nicht nur einen Strich ziehen“, meinte Wilfried Bustro (CDU) hinsichtlich der angedachten Pollersetzung. „Wir haben eine kostengünstige Lösung gesucht“, verteidigte Heike Krüger den Verwaltunsvorschlag in Anbetracht der bevorstehenden Haushaltskonsolidierung.

Unterdessen war die Verlegung des Fußweges für Thomas Wenzel (FFZ) „völlig indiskutabel“. Stattdessen regte er an, mit dem Inhaber der Schloßkonditorei über den Erwerb der Gehwegfläche auf seinem Grundstück zu verhandeln.