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Jägerschaft Hochsitze mutwillig umgestoßen

Günther Heinrich ist verärgert. Immer wieder wird der Jäger aus Steutz Opfer von Sachbeschädigungen.

Von Daniela Apel 03.04.2017, 01:01

Steutz l Von „brutaler Gewalt“ spricht Günther Heinrich. Bereits seit Anfang der achtziger Jahre ist der Steutzer Jäger. Mit mutwilliger Sachbeschädigung seiner Kanzeln wird er jedoch erst seit 2013 konfrontiert. Erst jetzt musste er wieder feststellen, dass über Nacht zwei Hochsitze entlang des Eschholzgrabens umgestoßen wurden.

„Die letzten Stürme haben sie schadlos überlebt“, schließt er kräftige Böen als Ursache aus. Zumal die Jagdsitze nicht in Windrichtung umgefallen seien. „Die hat jemand mit Absicht umgelegt“, sagt Günther Heinrich. Zugleich ist er sicher, dass es sich nicht um einen Einzeltäter handelte, sondern um mehrere. Immerhin ist es nicht so einfach, die knapp vier Meter hohen Holzkanzeln umzukippen. Der Steutzer vermutet, dass sie dazu ein Seil genutzt haben.

Einer der beiden Hochsitze liegt noch um, der andere wurde bereits wieder aufgerichtet. Das Dach und einige Kanthölzer mussten erneuert werden. „Das ist alles mit Geld und Zeit verbunden“, sagt Günther Heinrich, der seine Kanzeln selbst aus Lärchenholz angefertigt hat. Das ist witterungsbeständig und deshalb ideal, aber inzwischen schwer zu bekommen. „Ich nehme jetzt Kiefer“, erzählt der Jäger.

Fast jeden Abend ist er draußen, wenn sich die Wildschweine auf Raps oder Weizen stürzen, um den Schaden für die Landwirtschaft so gering wie möglich zu halten. „Ich kann mich aber nicht Tag und Nacht auf die Lauer legen“, bezieht er sich auf die unbekannten Täter. Bereits wiederholt musste Günther Heinrich erleben, dass seine Kanzeln wohl irgendjemandem ein Dorn im Auge sind.

Ein Hochsitz wurde in den Graben geschubst und musste mit Treckerkraft wieder rausgeholt werden, bei einem anderem wurden die Plexiglasscheiben zerstört. Der Steutzer erzählt von einem ebenfalls betroffenen Jagdgenossen und angesägten Sprossen. „Das hat nichts mehr mit dummen Jungenstreichen zu tun“, erklärt Günther Heinrich.

Vor zwei Jahren hat er wegen Sachbeschädigung einmal eine Anzeige bei der Polizei geschaltet. Das deckt sich mit der Aussage von Susann Dornfeldt. „Im Raum Zerbst ist uns aus den letzten Monaten keine Zerstörung von Hochsitzen bekannt“, informiert die Polizeikommissarin des Reviers Anhalt-Bitterfeld auf Nachfrage der Volksstimme. Allerdings habe es vor zwei, drei Jahren vermehrt Probleme dieser Art gegeben. „Da wurden Kanzeln auch angezündet“, erzählt sie. Wie hoch die Dunkelziffer der nicht angezeigten Taten ist, bleibt offen. Dabei handelt es sich um Eigentumsdelikte, befinden sich die Hochsitze doch in Privatbesitz.

„Solche Sachbeschädigungen sind natürlich nicht so schön“, sagt Ralf Müller. Dem Vorsitzenden der Jägerschaft Zerbst sind momentan allerdings keine weiteren Fälle bekannt, bei denen Kanzeln mit Absicht umgestoßen oder zerstört wurden. „Eigentlich gibt es bei uns eine Akzeptanz für Jäger“, meint er.

Dass Jäger zu Zielen von Sabotageakten werden, kommt aber immer wieder in ganz Deutschland vor. Da entfernen die Täter Schrauben aus Hochsitzen, zerlegen die Ansitzeinrichtungen und werfen oder fällen Kanzeln um. Günther Heinrich kann sich das nur mit Hass gegenüber den Jägern erklären.