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Katharina-Verein Brücken zwischen Kulturen schlagen

2017 kann der Zerbster Katharina-Verein auf sein 25-jähriges Bestehen zurückblicken.

Von Daniela Apel 19.04.2017, 06:00

Zerbst l Mit einer Drei-Tages-Fahrt nach Eutin und Kiel wird das Jubiläum im Mai begangen, wie die Vorsitzende Tatyana Nindel erzählt. Erst kürzlich wurde die Zerbsterin mit den ukrainischen Wurzeln auf der Jahreshauptversammlung des Vereins als Vorsitzende im Amt bestätigt.

Die dort zur Sprache gekommene Kritik an fehlender Internationalität kann sie nicht nachvollziehen. Von den insgesamt 90 Mitgliedern sind immerhin 36 im Ausland ansässig. Dies spiegelte sich anfangs ebenfalls in der Vereinsspitze wider, in der Vorstandsmitglieder mitarbeiteten, die aus Moldawien und der Ukraine stammten, aber bereits in Zerbst lebten.

Die Äußerungen von Wladimir Teslenko, dass kein internationales Mitglied die Chance habe, in den Vorstand zu kommen, kann Tatyana Nindel so nicht stehen lassen. Als Vorschlag nannte er Yurij Korolkov. „Er ist bevollmächtigt, unseren Verein in Moskau zu vertreten und stellt die Kontakte nach Russland her“, erläutert die Vorsitzende die wichtige Rolle des Ehrenmitglieds. „Wir haben ihm viel zu verdanken, aber seine Deutschkenntnisse reichen noch nicht aus, um an allen Diskussionen teilzunehmen.“

Dass der Verein Brücken schlägt, zeigt sich deutlich in der Rückschau auf das vergangene Jahr. Tatyana Nindel erinnert an den Großen Katharina-Ball in Moskau, an dem neben dem Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann die amtierende Prinzessin Esther Sophie Enke teilnahm sowie Annegret Mainzer, die ab sofort für die Öffentlichkeitsarbeit im Verein zuständig ist. Daneben erwähnt sie die Deutsch-Russische Kulturwoche Sachsen-Anhalts, für die wiederum Zerbst der Gastgeberort war.

Zu den vielfältigen vom Katharina-Verein organisierten Veranstaltungen gehörte 2016 die dritte Auflage des inzwischen sehr beliebten Russischen Abends, bei dem dieses Mal jüdische Klezmer-Musik serviert wurde. Stolz ist Tatyana Nindel ebenfalls, dass es gelang, den Historiker Jan von Flocken zu einer Gesprächsrunde nach Zerbst zu holen. Auf seiner Biographie über Katharina II. basieren die zehn Roll-ups in der Dauerausstellung des Vereins im erhaltenen Ostflügel des Zerbster Schlosses.

Apropos. Zur Abdichtung zweier dortiger Außentüren stellte „uns der Heimatverein Material zur Verfügung“, erzählt Tatyana Nindel. Die Arbeiten selbst übernahmen Beschäftigte der „Schlossmaßnahme“, nennt sie ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit der Zerbster Vereine. Ein weiteres betrifft die Angebote für die Schulen, um den Kindern und Jugendlichen die Historie der Stadt beispielsweise bei Führungen oder einer besonderen Geschichtsstunde näher zu bringen und dadurch ihr Heimatbewusstsein weiter zu entwickeln und zu stärken. „Wir sind offen für die verschiedensten Projekte“, erklärt Tatyana Nindel, dass diese Kooperationen intensiviert werden sollen.

„Und obwohl wir ein unpolitischer Verein sind, kann uns die politische Situation nicht gleichgültig lassen“, bezieht sie sich auf ein neues Aufgabenfeld: die Integration von Flüchtlingen. „Unsere Mitglieder sind als Familienpaten aktiv oder geben Deutschunterricht“, schildert Tatyana Nindel. Darüber hinaus bringt sich der Katharina-Verein bei Veranstaltungen zum gegenseitigen Kennenlernen ein wie dem multikulturellen Frauentreff, an dem im vergangenen Jahr über 80 Frauen aus neun Ländern samt ihrer Sprösslinge teilnahmen.

Die breite Vernetzung innerhalb der Stadt – mit den Vereinen und Einrichtungen wie der Kreisvolkshochschule, aber auch dem Kulturamt der Stadt – weiß Tatyana Nindel zu schätzen. Ein Dankeschön richtet sie nicht zuletzt an die vielen Sponsoren, auf die sie bei der Umsetzung ihrer Vorhaben angewiesen sind. Ganz wesentlich ist der Einsatz der Vereinsmitglieder selbst, von denen einige gestern mit dem Herrichten der Ausstellungsräume im Schloss beschäftigt waren. Diese können bei der ersten Saisonöffnung des Jahres an diesem Sonnabend von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden.