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Kunst Die Welt zu Gast in Zerbst

Zerbster Museum zeigt Fotografien von Gerald Schuster aus Bangkok.

Von Petra Waschescio 13.06.2017, 09:00

Zerbst l Bangkok – acht Millionen Einwohner, neun Millionen Autos, laut pulsierend, hektisch, modern – das ist das bekannte Gesicht der thailändischen Hauptstadt. Genau dieses Gesicht zeigen die Fotografien von Gerald Schuster nicht, die seit Freitagabend im Zerbster Museum zu sehen sind.

Gerald Schuster hat einen anderen Alltag eingefangen, einen, der hinter dem Vorhang des Klischees zu finden ist. Seine 20 Fotografien sind Momentaufnahmen. Er hat in den Straßen auf den Auslöser gedrückt, ohne gekünstelte Arrangements. Fotografiert aus dem Blickwinkel des Flaneurs: die Straßenstände mit Fleischspießen, die Ladeninhaberin, die mitten im Regenguss noch schnell eine Plane anbringt, die Arbeitspause im Familienbetrieb, die Männer beim Hahnenkampf, der Werkstoffsammler, der den Müll der Gesellschaft durchkämmt.

Es ist gerade dieser unvoreingenommene Blick auf die Millionenmetropole, die Brit Kirchner an den Fotografien schätzt. „Er hat den Alltag getroffen. Es macht Lust, dorthin zu fahren. Das ist schon lange mein Traum.“ Brit Kirchner war auf die Ausstellung aufmerksam geworden, weil sie Gerald Schuster als Zivildienstleistenden im Albert-Schweitzer-Kinderheim kennen gelernt hatte.

Gerald Schuster wurde 1987 in Zerbst geboren. Während seines Philosophie-Studiums hat er 2015 fünf Monate lang in Bangkok gelebt und dort nebenbei fotografiert und einen Film gedreht, der ebenfalls bei der Vernissage gezeigt wurde. Seine Masterarbeit beschäftigte sich mit dem Begriff des „Selbst“ im Buddhismus. Zuletzt war er für das Dokumentar- und Kurzfilmfestival in Leipzig tätig.

Die Ausstellung im Zerbster Museum gehört zur Reihe der Kabinettausstellungen. Es ist inzwischen die achte. In diesem Rahmen soll heimischen Künstlern die Möglichkeit geboten werden, ihre Arbeiten auszustellen.

Eine reine Fotoausstellung gab es bislang nicht. Aber Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach ist zufrieden damit, die Bandbreite erweitert zu haben – nicht nur, weil mit 40 Gästen die Vernissage gut besucht war. „Es ist auch mal etwas anderes. Museum ist nichts Totes. Da gibt es immer mal etwas Neues. Damit kann man immer wieder auch mal neue Besucher fürs Museum interessieren. Und außerdem war das die Chance, mit den Bangkok-Bildern die Welt nach Zerbst zu holen“, sagt Griesbach.

Die Fotografien sind noch bis zum 30. Juli im Museum zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Infos unter Telefon 03923/42 28 oder www.stadt-zerbst.de