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Landwirtschaft Erste Milchtankstelle steht bei Zerbst

Die erste Milchtankstelle im Landkreis Anhalt-Bitterfeld steht in Gödnitz. Nun kann dort rund um die Uhr Milch abgefüllt werden.

Von Thomas Kirchner 09.04.2017, 23:01

Gödnitz l Der Gödnitzer Landwirtschaftsbetrieb Finke ist ein Familienbetrieb in dritter Generation, der nun neue Wege geht. Am vergangenen Freitag eröffneten die Landwirte in Gödnitz nahe Zerbst die erste Milchtankstelle im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. In der Dorfstraße 8 kann ab sofort jeder rund um die Uhr und sieben Tage die Woche seine Frischmilch selbst abfüllen. Zur offiziellen Eröffnung der Milchtankstelle war am Freitagnachmittag neben vielen Besuchern und Gratulanten auch der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) gekommen.

Die Inhaberin Andrea Finke hatte die Idee einer Milchtankstelle vor ihrem Grundstück in Gödnitz. „Es war schon lange ein Traum von mir, und dann ging es plötzlich alles ganz schnell“, erzählt die Landwirtin glücklich. „Die Investition war, gerade für einen kleinen Familienbetrieb, natürlich nicht von Pappe, aber jetzt sind wir stolz, unser neues Schmuckstück seiner Bestimmung zu übergeben“, ergänzt Senior-Chef Ronald Finke.

Angefangen im Oktober 1990 mit der Milchviehwirtschaft kam mit den Jahren noch der Ackerbau hinzu und jetzt die Milchtankstelle. Der Familienbetrieb bewirtschaftet die Felder rund um Gödnitz – insgesamt 280 Hektar Land. Viele der Verpächter sind aus dem Ort. „Die Anwohner haben es nicht immer leicht mit uns“, schmunzelt Andrea Finke. „Gerade in der Erntezeit beispielsweise müssen die Bewohner einiges aushalten. Da wollten wir mit der Milchtankstelle einfach ein bisschen zurück geben und den Einwohnern unserer und den der umliegenden Gemeinden eines unserer Produkte anbieten, und das ohne lange Wege“, so Andrea Finke weiter.

Auch hygienisch muss rund um den Automaten natürlich alles einwandfrei sein. Um dies zu gewährleisten und die Bestimmungen einzuhalten, besteht ein enger und guter Kontakt zwischen den Finkes und der amtlichen Lebensmittelüberwachung.

Insgesamt 140 Rinder stehen bei den Finkes im Stall, davon 62 Milchkühe. Die Milchbauern züchten ihre Kühe selbst. Die Milch ihrer Kühe liefern sie an die BMI (Bayerische Milchindustrie). Dafür bekommen sie momentan den Grundpreis von 32 Cent je Liter. „Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müsste der jedoch bei mindestens 40 Cent je Liter liegen“, macht die Landwirtin im Hinblick auf den viel diskutierten Milchpreis deutlich. So versuchen die Finkes jetzt ein Teil ihrer Milch selbst zu vermarkten.

Nicht erst seit Freitag hat moderne Technik bei der Gödnitzer Landwirtfamilie Einzug gehalten. Schon 2004 investierten die Bauern in einen hochmodernen Melkroboter. Das ist in der Landwirtschaft sicher nicht anders als in anderen Branchen. Der oft zitierte Spruch: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“, trifft auf die Finkes sicher nicht zu.

Auch Bürgermeister Andreas Dittmann findet die Idee gut, ein Teil der produzierten Milch selbst zu vermarkten. Der Rathauschef ist der Erste, der sich nachdem er gemeinsam mit Andrea und Ronald Finke das rote Band durchschnitten hatte, am Automaten einen Liter Milch abfüllt. „Ich finde es überaus mutig von der Familie Finke in Gödnitz diese Milchtankstelle zu eröffnen. Hier müssen die Menschen ja gezielt herkommen, um ihre Milche zu kaufen. Von Laufkundschaft profitiert man ja hier nicht“, zeigt sich der Bürgermeister beeindruckt vom Unternehmergeist des Familienbetriebes. „Im Übrigen erfährt man so wieder den Geschmack eines frischen Lebensmittels, den man so gar nicht mehr kennt“, so Andreas Dittmann weiter.

Auch die zahlreichen Eröffnungsbesucher drängen sich rund um die Milchtankstelle. Nicht nur Gödnitzer, auch aus Zerbst, Güterglück, Lübs, selbst von der anderen Elbseite, aus Barby sind Neugierige und Interessenten gekommen, um bei der Einweihung dabei zu sein. Jeder will schauen und natürlich probieren. Es gibt jemanden, der ohne frisch gezapfte Milch nach Hause geht.

„Die Idee ist einfach Klasse“, findet auch Stephanie Worch, die mit ihrem Sohn Nils (4) unbedingt dabei sein wollte, wenn die Milchtankstelle in Betrieb geht. „Mein Sohn ist Milch-Fan und frischer und praktischer geht es wohl kaum, sich die Milch hier selbst abfüllen zu können und das gleich um die Ecke“, schwärmt Stephanie Worch.

3,50 Euro kostet eine Glasflasche, einen Euro eine Plastikflasche am Flaschenautomaten in der Milchtankstelle. Die Flaschen sind wiederverwendbar und die Glasflaschen spülmaschinenfest. Flaschen können natürlich auch mitgebracht werden. Die frische Milch kann sich dann jeder, ganz ohne Ladenschluss für einen Euro je Liter abfüllen.

Andrea Finke hat schon neue Ideen im Kopf. Wenn alles gut läuft, schließt sie eine Erweiterung des Angebotes nicht aus. Mehr will sie derzeit aber noch nicht verraten.