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Notar in Zerbst Verschwiegen und neutral

Christian Sieberling ist der neue Notar in Zerbst. Schon seit Januar übernahm er das Amt seiner Vorgängerin Christel Klang kommissarisch.

Von Sebastian Siebert 23.09.2016, 01:01

Zerbst l Die Räume sind groß und hell, in denen der neue Notar Christian Sieberling das Notariat gerade einrichten lässt. Es befindet sich an der Alten Brücke 45, in der ersten Etage des Zerbster Sparkassengebäudes.

Ein Notariat braucht Platz. Ein Raum allein ist gefüllt mit den Akten seiner Vorgängerin Christel Klang, deren Amt er seit Januar verwaltet hat und in das er seit 1. September berufen ist. Das seien die Akten von 26 Jahren, sagt er. „Und es sollen ja noch mindestens 30 weitere hinzu kommen“, fügt er an und lächelt.

Auch deswegen hat er für sich und seine vier erfahrenen Mitarbeiter, ohne die auch ein Notar nichts wäre, wie er sagt, neue Räume gesucht. Die ehemaligen am Markt 22 seien nicht mehr geeignet gewesen, findet der 36-Jährige. Die Telefonnummer behalte er aber.

Notar zu werden, ist alles andere als leicht. Der Vater zweier Kinder hat in Halle Jura studiert, legte 2010 sein zweites Staatsexamen ab, arbeitete als Anwalt und Justitiar für einen Energieversorger und begann 2014 seinen Werdegang als Notarassessor, als Anwärter auf eine Notarstelle. Diese sind rar. In Sachsen-Anhalt gibt es nur knapp mehr als 70 Stellen, eine davon in Zerbst. „Ich freue mich, dass ich nach einigen anderen beruflichen Erfahrungen nun Notar in Zerbst bin“, sagt Sieberling. Denn Notar wollte er immer schon werden. „Wobei man sich am Anfang des Studiums gar nicht sicher sein kann, ob man das auch wird.“ Bei der Begrenzung der Stellen müsse man schon zu den Guten, wenn nicht sogar zu den Besten gehören. „Es sind hohe Hürden, die gesetzt sind.“

Sein Amtsbezirk erstrecke sich über den gleichen Bereich des Zuständigkeitsbereiches des Amtsgerichts Zerbst und somit über die Grenzen der Einheitsgemeinde hinaus, sogar bis nach Coswig. Die Stellen, so erklärt er, werden vom Justizministerium vorgegeben und richten sich nach dem Bedarf der Bevölkerung, so dass sicher gestellt werde, das jeder, der einen Notar benötige, auch einen als Ansprechpartner habe. Und den benötigt fast jeder einmal im Leben. Klassische Fälle sind Grundstücksverkäufe, die immer einer notariellen Beurkundung bedürfen, Erbverträge und Testamentsangelegenheiten kommen hinzu.

Im Prinzip sei der Notar jemand, der eine Familie das ganze Leben begleiten könne. „Angefangen vom Kauf des ersten gemeinsamen Hauses hin zu den Vorsorgevollmachten, die man haben sollte, bis zur Gestaltung und Beurkundung des Testamentes, die Übergabe des Hauses an die nächste Generation und wenn sich der Junior selbstständig macht,bei der Gründung der GmbH“, zählt er auf, wobei seine Dienste in Anspruch genommen werden können.

Sieberlings Aufgabe ist, die Verträge rechtssicher zu gestalten und als neutrale Instanz dafür Sorge zu tragen, dass alles in geordneten Bahnen ablaufe.

„Es ist ein schöner Beruf, für mich eigentlich der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann“, sagt er. Das liege vor allem an der Neutraliät. „Ich muss nicht die Interessen einer Partei vertreten.“ Als Notar sei er unabhängig, könne beraten und gestalten. „Man kann Dinge durch Vertragsgestaltung so regeln, dass sie überhaupt nicht zu Problemen werden“, sagt er. Ein guter Vertrag sei doch der, bei dem alle Seiten zufrieden sind und es aus dem Vertrag heraus keinen Anlass zu Streitigkeiten gebe. „Ein Notar ist ein Träger eines hoheitlichen Amtes und damit unabhängiges Organ der vorsorgenden Rechtspflege“, sagt der Jurist.

Ob er bei so viel Einblick in Familienangelegenheiten dann alles über jeden Zerbster wisse? „Zum Teil. Aber es ist bei mit gut verschlossen“, sagt er. Die notarielle Verschwiegenheit sei eine ganz spezielle. „Alles, was hier im Büro passiert, bleibt hier im Büro. Es kommt nicht raus. Nie.“